Heiliges Land: Der Hass auf Christen nimmt zu

23. Jänner 2016 in Aktuelles


Erneut christenfeindliche Übergriffe auf deutsche Benediktinerabtei.


Jerusalem (kath.net/ KiN)
Nach einem erneuten Anschlag auf ein deutschsprachiges Benediktinerkloster in Jerusalem ist Subprior Pater Nikodemus Schnabel besorgt um das friedliche Zusammenleben in Israel. „Unsere Ordensgemeinschaft ist betroffen von so viel Hass. Wir wollen mit allen in Frieden leben. Es ist für uns unerklärlich, warum wir immer wieder ins Visier von Extremisten geraten“, sagte Schnabel gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.

Am vergangenen Wochenende haben Unbekannte Türen und Mauern der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg mit christenfeindlichen Parolen beschmiert. Die in hebräischer Sprache verfassten Graffiti lauten unter anderem „Christen zur Hölle“, „Tod den heidnischen Christen, den häretischen Feinden Israels“ oder „Rache für die Israeliten“. Auch wurde ein bluttriefendes Schwert neben einem Davidstern aufgemalt. Auf benachbarten Gebäuden der griechisch-orthodoxen und der armenisch-katholischen Kirche fanden sich ähnliche Parolen.

In den vergangenen Jahren war es wiederholt zu Übergriffen auf das Benediktinerkloster gekommen. So wurden im Sommer 2013 mehrere Fahrzeuge der Abtei schwer beschädigt und Wände mit Hassparolen besprüht. Im Mai 2014 wurde versucht, in der Abteikirche Feuer zu legen. Verheerend war der Brandanschlag im Juni 2015 auf das zur Mönchsgemeinschaft gehörende Priorat Tabgha am See Genezareth mit der Brotvermehrungskirche. Dabei wurden Teile des Klosters komplett zerstört, zwei Personen erlitten Rauchvergiftungen. Der Sachschaden belief sich auf 1,6 Millionen Euro. Ermittlungen führten zu jüdischen Extremisten, die einer radikalen Gruppe der Siedlerbewegung angehören.

In vielen Fällen liefen die Ermittlungen der israelischen Behörden jedoch ins Leere, sagte Schnabel. „Wir fordern die Sicherheitsbehörden auf, endlich für mehr Sicherheit zu sorgen.“ Die Polizei habe zum Beispiel einen besseren Gebäudeschutz versprochen, geschehen sei jedoch wenig. Derweil nähmen die Übergriffe weiter zu – auf christliche Kirchen, aber auch auf muslimische Gotteshäuser.

Umso mehr beeindrucke ihn die große Solidarität in weiten Teilen der jüdischen Bevölkerung. „Wir sind dankbar für unsere Freunde in Israel und weltweit, die uns beistehen“, erklärte Schnabel. Führende jüdische Rabbiner hätten gleich nach dem Anschlag ihre Solidarität mit der Mönchsgemeinschaft bekundet. Auch Premierminister Netanjahu hatte den neuerlichen Anschlag scharf verurteilt. Das sei zum ersten Mal in dieser Form geschehen, so Schnabel.

Für ihn und seine Mitbrüder stehe fest: „Wenn wir angegriffen werden, weil wir Christen sind, wollen wir als Christen darauf reagieren.“ Diese Reaktion sei in erster Linie das Gebet. „Wir Mönche werden nicht aufhören, für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu beten – und auch für die Täter des jüngsten Übergriffs, dass der Hass aus ihren Herzen verschwinden möge.“

„Kirche in Not“ steht solidarisch an der Seite der Christen im Heiligen Land. Das Hilfswerk unterstützt den Bau von Klöstern und die pastorale und direkte Hilfe für die christliche Minderheit – zum Beispiel im Gazastreifen und in den Palästinensergebieten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung christlicher Flüchtlinge.

Um weiter helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online unter www.spendenhut.de

Foto: Christenfeindliches Graffito an der Dormitio Abbey © Lateinisches Patriarchat Jerusalem


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