5. Februar 2016 in Weltkirche
Pilgeransturm zur Reliquie übertrifft Erwartungen. Fünf Stunden Schlangestehen für fünf Sekunden bei der Pater-Pio-Reliquie. Zehntausende nehmen dies auf sich. Von Stefanie Stahlhofen (KNA) UPDATE: Video Pater-Pio-Reliquien im Petersdom!
Rom (kath.net/KNA) 450 Kilometer hat Filomena für diesen Augenblick hinter sich gebracht. Aus Lagonegro in der Basilikata ist die 65-jährige nach Rom gekommen, um die Reliquie des Heiligen Pater Pio (1887-1968) zu sehen. Dreieinhalb Stunden lang stand sie in der Schlange, andere sollen fünf Stunden gewartet haben. Egal. Filomenas Augen strahlen. «Seelenruhe» habe Pater Pio ihr gegeben, sagt sie.
Der Glassarg ist kaum zu sehen vor lauter Menschen. Sie hinterlassen Blumenschmuck und kleine Zettel, pressen einen Schal, eine Hand mit oder ohne Rosenkranz, ein Heiligenbild gegen den Schrein. Sie knipsen Fotos mit dem Handy, murmeln ein Gebet. Vor ihnen der Anblick von Pios Leichnam in der typischen Kutte, die schwarz gewordene Hand über der Brust gefaltet. Eine Silikonmaske verdeckt das Gesicht. Sie verleiht dem Heiligen mit dem grauen Bart einen friedlichen Gesichtsausdruck.
Pater Pio ist einer der populärsten italienischen Heiligen und wird vor allem in Süditalien stark verehrt. Seine Wundertaten und Stigmata machten ihn weit über seine Wirkstätte im Kapuzinerkonvent im apulischen San Giovanni Rotondo hinaus bekannt. Dass der Pater im Vatikan zwischenzeitlich wegen Scharlatanerie-Vorwürfen umstritten war, machte ihn beim Volk nur beliebter. Inzwischen ist Pater Pio angesehener denn je: Zum Heiligen Jahr sind die Reliquien aus San Giovanni Rotondo erstmals zur Verehrung in Rom und im Petersdom - auf Wunsch von Papst Franziskus, der besonders die Rolle des Heiligen als unermüdlicher Beichtvater betont.
Bei der Ankunft in der Ewigen Stadt sollen 15.000 Pilger Pater Pio verehrt haben, sagt Pater Carlo Calloni, Generalpostulator der Kapuziner in Rom. Am Tag darauf doppelt so viele. «Wir sind alle sehr überrascht, dass der einfache Glaube der Leute so die Plätze füllen kann», sagt er und spricht von einem «historischen Moment». Am Freitagnachmittag sollen die Reliquien in feierlicher Prozession aus der Kirche San Salvatore in Lauro, unweit der Engelsburg, in den Petersdom gebracht werden. Dann werden noch mehr Pilger erwartet.
Pater Carlo weist darauf hin, dass der Papst nicht nur die Reliquien des heiligen Pater Pio, sondern auch die des heiligen Leopold Mandic (1866-1942) zum Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit herbringen ließ. Pater Leopold wirkte hauptsächlich in Norditalien, widmete sein Leben ebenso der Beichte. Er ist in Italien weniger bekannt. Aber der Generalpostulator der Kapuziner in Rom ist sich sicher, dass Franziskus ihn nicht zufällig zum zweiten Patron des Heiligen Jahres gemacht: «Zwei Kapuziner. Zwei herausragende Beichtväter. Einer aus dem Norden, einer aus dem Süden. Die Barmherzigkeit Gottes umarmt alle.»
«Ein Segen, dass die Reliquien in Rom sind», findet auch Taxifahrer Primo. Sein Wagen ist voller Pater-Pio-Pilger, sodass er Kollegen zur Verstärkung rufen muss. Jetzt gehe es endlich los mit den zum Jubiläumsjahr erwarteten Menschenmassen, freut er sich auf ein gutes Geschäft. Nach den Attentaten von Paris seien deutlich weniger Leute gekommen. «Pater Pio wirkt Wunder», meint er und ergänzt: «Das meine ich nicht nur aus ökonomischer Sicht. Nicht falsch verstehen.» Primo selbst muss arbeiten, keine Zeit zum Schlangestehen. Er bittet einen Fahrgast: «Falls Sie ein Foto von den Reliquien machen, können Sie es mir per Whatsapp schicken? Das würde mich sehr glücklich machen.»
Pater Carlo eilt davon, um die Beichte abzunehmen. Schließlich sollen die Pilger nicht nur die Möglichkeit haben, Pater Pio und Pater Leopold zu verehren. Sie sollen die Barmherzigkeit, von der im Jubiläumsjahr so oft die Rede ist, unmittelbar erfahren.
Video: Überführung der Reliquien des heiligen Pater Pio und des heiligen Pater Leopold Mandic in den Petersdom in feierlicher Prozession
Viele Originalfotos von Pater Pio
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