Pöbeln auf Twitter ist modern

12. Februar 2016 in Kommentar


Zwickts vielleicht doch, Herr Zimmermann, daß die Blogger mehr Relevanz haben, als Ihnen lieb ist? Etablierter als katholisch.de sind die Blogger allemal. Ein Kommentar von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Als moderner Mensch muß man da natürlich mitmachen. So würdigte der Steffen Zimmermann, CvD des offiziellen Portals der katholischen Kirche in Deutschland, kritischen Bloggern gleich zwei Tweets im zeitgemäßen Pöbelton. Hinter den Standards, die Peter Tauber neuerdings setzt, blieb Zimmermann allerdings noch weit zurück. Da ist noch Luft nach oben.

Erwartungsgemäß zitierte er ein inzwischen bekanntes Bonmot des Vorsitzenden der DBK, nach dem Verbloggung manchmal zur Verblödung führe. Manchmal macht es Sinn, sich selber zu zitieren. So schrieb ich seinerzeit: „Im Kontext der allgemeinen Verachtung, die katholischen Bloggern von vielen – nicht von allen – kirchlichen Dienststellen entgegen gebracht wird, gibt es jetzt zudem noch ein Zitat vom Sprecher der deutschen Bischöfe, das bei passender oder unpassender Gelegenheit eben diesen katholischen Bloggern um die Ohren fliegen wird. Was einmal aus der Tube gedrückt ist, das bekommt man in diese nicht wieder zurück.“ archiv.katholon.de/?p=9102 Später war die Rede von 3 Männchen ohne publizistische Relevanz.

Hintergrund der Publikumsbeschimpfung auf Twitter war die Kritik von Bloggern an einem mißlungenen Karnevalsscherz des Portals. In diesem sich der Redakteur Björn Odendahl über bestimmte Frömmigkeitsformen lustig gemacht hatte. Dabei hatte Odendahl offensichtlich übersehen, daß der im Scherz durch den Kakao gezogene selber zumindest ein wenig über den Scherz lachen können sollte. Bei derart tumben Verletzungen fällt das schwer. Solche auf einem Portal lesen zu müssen, das im Namen und Auftrag der deutschen Bischöfe betrieben wird, ist mehr als nur bitter.

Folglich erschienen nur kurze Zeit später einige Kritiken von katholischen Bloggern, die sich in unterschiedlicher Weise zu dem mißlungenen Karnevals-“Scherz“ äußerten. Da man bei katholisch.de auf jegliche Kritik allergisch reagiert, war die Verwunderung über die Leserbeschimpfung nicht allzu groß. Allezeit Dialog zu fordern ist die eine Seite, sich selber Dialogen auszusetzen verlangt ein bißchen mehr.

Es verwundert allerdings, warum die angeblich nicht vorhandene Relevanz zwei Tweets nach sich ziehen konnte. Zwickts vielleicht doch, Herr Zimmermann, daß die Blogger mehr Relevanz haben, als Ihnen lieb ist? Etablierter als katholisch.de sind die Blogger allemal. Seit 2005 sind katholische Blogger in größerer Zahl im Netz unterwegs. Die erste Präsenz von katholisch.de startete als reines Informationsportal im Jahr 2004. Seit 1999 war katholisch.de überhaupt erst im Besitz der Deutschen Bischofskonferenz. Nur wenige wissen es, daß ein Gerichtsverfahren nötig war, um die Domain katholisch.de überhaupt in den Schoß der deutschen Bischöfe zu verfrachten. Man hatte wohl einfach vergessen, sie zu registrieren. Nach der Übernahme dümpelte die Domain fast 5 Jahre noch ungenutzt herum, bis sie dann endlich Verwendung fand. Mit dem Relaunch, dem neuen Team und dem neuen Konzept ist man erst seit September 2012 im Neuland unterwegs. Da genießt das Portal im Grunde noch Welpenschutz.
Versuche der Vernetzung mit katholischen Bloggern sind, trotz aussichtsreicher Gespräche beim Bloggertreffen im Jahr 2013, nie wirklich gelungen. Steffen Zimmermann, der an diesem Treffen teilgenommen hatte, war es im Nachhinein nicht gelungen, die Kontakte auszubauen. Obwohl einige Blogger für kurze Zeit in der Rubrik „Standpunkt“ auf dem Portal schreiben durften, war auch dieser dünne Kontaktfaden schnell gerissen. An den beteiligten Bloggern hat es nicht gelegen. Sie sind vorsichtshalber gar nicht darüber informiert worden, daß sie keine Standpunkte mehr schreiben werden. Es mangelt offensichtlich an Interesse. Die Blogger kümmert das wenig. Blogger sind unabhängig von Obrigkeiten oder deren Zuneigung und Zustimmung.

So paßt schlußendlich der dritte Pöbeltweet dann noch gut ins Programm, da nämlich kath.net einen der kritischen Texte als Zweitverwertung veröffentlicht hatte. Ist es Neid auf das „Linzer Portal“, welches in der Tat sehr gut mit der Bloggerszene vernetzt ist? Mehrere Blogger stellen kath.net Artikel zur Zweitverwertung zur Verfügung. Das ist eine Win-Win- Situation, die den Bloggern zusätzliche Reichweite bringt und kath.net zusätzlich interessante Artikel bekommt. Mit Copy-Paste ist das nur unzureichend beschrieben. Ein hochsubventioniertes Portal überwiegend mit Agenturmeldungen zu bestücken, ist auch nicht mehr als Copy-Paste. Dieser Steinwurf kam mitten aus dem Glashaus.

Weder die katholischen Blogger noch kath.net sind von Liebesbekundungen offizieller kirchlicher Dienststellen abhängig. Pöbeleien, dumpfe Anmache, aufbauen von Feindbildern und ähnliches brauchen wir trotzdem nicht. Das ist wenig hilfreich. Es stört aber auch nicht sonderlich.

Gestern gelernt: Verbloggung führt in manchen Kreisen offenbar nicht nur zu Verblödung, sondern auch zu Humorlosigkeit. #Lachenistgesund

— Steffen Zimmermann (@steffmann) 9. Februar 2016

Bisschen enttäuschend, dass Linz so lange für eine Reaktion auf unseren Karnevals-Beitrag gebraucht hat. Und dann auch nur Copy & Paste... 😂

— Steffen Zimmermann (@steffmann) 9. Februar 2016

Gerade gelesen: "Besonders bei den katholischen Bloggern ist die Aufregung groß" = 3 Männchen ohne publizistische Relevanz sind aufgeregt 😂

— Steffen Zimmermann (@steffmann) 9. Februar 2016


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