Die Deutschen sind beim Pornoschauen 'Weltmeister'

1. März 2016 in Chronik


Kanadischer Anbieter: Fast 88 Milliarden Filme angeklickt.


London/Frankfurt am Main (kath.net/idea) Der Konsum von Pornografie im Internet hat ein gewaltiges Ausmaß erreicht. Das geht aus den neuesten statistischen Angaben hervor. So haben allein bei einem der größten Anbieter – Pornhub aus Kanada – die Nutzer im vergangenen Jahr rund 4,4 Milliarden Stunden verbracht und dort fast 88 Milliarden Filme angeklickt. Im statistischen Mittel sind das rund zwölf pro Erdenbewohner. Pornhub gilt als weltweit drittgrößter Anbieter mit 458 Millionen Nutzern im Monat. An der Spitze steht XVideos mit 640 Millionen Besuchern, gefolgt von XHamster mit 533 Millionen, wie das Marktforschungsunternehmen SimilarWeb (London) herausgefunden hat. Den Angaben zufolge sind vor allem die Deutschen Pornokonsumenten. In keinem anderen Land ist der Anteil der aufgerufenen Pornoseiten im Verhältnis zu den übrigen genutzten Seiten so hoch wie in Deutschland. 12,5 Prozent aller „Klicks“ landeten auf Pornoseiten. Weltweit liegt die Quote bei 7,7 Prozent, in den USA bei 8,3 Prozent.

Milliarden-Umsätze – trotz kostenloser Angebote

Nach Schätzungen von Marktforschern betragen die Umsätze mit Pornos im Internet in Deutschland über 4,5 Milliarden Euro. In den USA sind es elf Milliarden und weltweit 88 Milliarden Euro. Allerdings gehen die Erlöse zurück, weil es immer mehr kostenlose Porno-Angebote gibt. Zwischen 80 und 90 Prozent aller Nutzer schauten sich ausschließlich kostenlose Pornoseiten an. Anbieter versuchten, mit kostenpflichtigen Angeboten in „Premium-Qualität“ die Einbußen auszugleichen, berichtet die Internetplattform „Kultur und Medien online“.

Mit 15 hat die Hälfte aller deutschen Jungen bereits Pornos gesehen

Pornografie gehört bei vielen Jugendlichen zum Erwachsenwerden. Die Hälfte der 15-jährigen Jungen und ein Drittel der Mädchen im selben Alter in Deutschland haben bereits Pornos konsumiert – 85 Prozent auf dem Computer, die übrigen auf ihrem Smartphone oder Tablet, fand die „Dr. Sommer Studie 2016“ der Jugendzeitschrift BRAVO heraus. Für das Dr.-Sommer-Team sind diese Zahlen nicht besorgniserregend. Denn die Studie kommt zu dem Schluss: „Für die Mehrheit der befragten Mädchen und die Hälfte der befragten Jungen spielt Pornografie keine Rolle.“

„Aktion Kinder in Gefahr“: Alarmierende Zahlen

Anders sieht das die „Aktion Kinder in Gefahr“ der „Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur“ (Frankfurt am Main): „Diese Zahlen sind alarmierend.“ Man müsse die Menschen dringend darüber aufklären, dass Pornografie Menschen süchtig machen könne. Auch Christen sind davon betroffen. US-Studien zufolge schauen zwei Drittel aller Männer, die sich selbst als Christen bezeichnen, mindestens einmal im Monat solche Filme. Bei denen, die täglich Pornos konsumieren, liegt der Anteil der Christen mit sieben Prozent sogar höher als der der Nichtchristen (drei Prozent).

Weißes Kreuz: Porno als Trostpflaster

Warum schauen viele Christen Pornos, obwohl sie das in Konflikt mit dem eigenen Gewissen bringt? Damit könne man unangenehme Gefühle wie Stress, Überforderung, Langeweile, Frust oder Demütigung regulieren, erläutert der Jugendreferent beim Evangelischen Fachverband für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“, Nikolaus Franke (Ahnatal bei Kassel). „Porno ist ein Mittel zum Vergessen, Trösten, Ablenken.“ Auch immer mehr Frauen klickten auf entsprechende Seiten. Eltern sollten laut Franke ihre Kinder frühzeitig darauf hinweisen, dass es nicht gut sei, sich solche Bilder anzuschauen. Sie prägten sich im Kopf ein. Pornokonsum könne zu einer Sucht werden. Doch das sei nur einer von vielen weiteren Folgen: Pornokonsumenten seien mit ihrem eigenen und dem Körper des Partners seltener zufrieden als Menschen, die keine Pornos konsumierten.

Theologe: Fragwürdige Form der Sexualität

Vor Pornografie warnt auch der Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der Theologieprofessor Peter Dabrock (Erlangen): „Alles, was Suchtcharakter hat, kann mich von Gott, den Nächsten und dem familiären und sozialen Umfeld und von unseren Aufgaben entfernen.“ Pornografie sei eine „fragwürdige Form der Sexualität“, schreibt er in dem Buch „Unverschämt – schön. Sexualethik: evangelisch und lebensnah“.

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