Gesucht wird Jesus Christus – tot oder lebendig

14. März 2016 in Kommentar


Der Hollywoodfilm „Auferstanden“ beginnt dort, wo andere Jesus-Filme enden: Er fragt, was mit Jesus nach der Kreuzigung geschah. idea-Reporter Karsten Huhn hat ihn vorab gesehen.


Wetzlar (kath.net/idea) Kann man über Jesus Christus noch etwas Neues erzählen, ohne allzu arg von der biblischen Vorlage abzuweichen? „Auferstanden“ von Regisseur Kevin Reynolds zeigt: Ja, das geht. Der Film erzählt überraschend, spannend und lässt den Ausgang lange offen. Hauptakteur ist der römische Militärtribun Clavius. Er ist der Mann fürs Grobe für Roms Statthalter Pilatus und dafür da, jüdische Aufstände niederzuschlagen. Clavius geht den Gerüchten um die Leiche von Jesus nach. Sein Grab war versiegelt und mit einem mordsschweren Stein gesichert, der nur von mehreren Männern bewegt werden kann. Zur Sicherheit wurden zudem zwei Wachsoldaten aufgestellt. Doch die waren offensichtlich erst besoffen, dann bestochen und erzählen nun Unsinn.

Gespielt wird Clavius von Joseph Fiennes, der in der „Luther“-Verfilmung die Hauptrolle spielte. Damals bewegte er sich in der Rolle eines Glaubenshelden, diesmal ist er als skeptischer Kommissar im Einsatz, der die Spuren am Tatort – dem leeren Grab – sichert, Zeugen befragt und nach den Tätern der mutmaßlichen Leichenfledderei fahndet. Clavius stellt sich all die Fragen, die bis heute die Theologen bewegen: Wer hat die Wachen instruiert? Hat jemand die Leiche geklaut? Welche Rolle spielt der jüdische Hohe Rat? Was ist bloß los mit den Jüngern Jesu? Haben sie sich die Wiederkunft ihres Herrn im kollektiven Wahn nur eingebildet? Im Lauf seiner Ermittlungen ist Clavius zunehmend genervt von den frommen Bekenntnissen der Christus-Nachfolger. Gesucht wird Jesus Christus – tot oder lebendig.

Pilatus geht baden

„Auferstanden“ findet schöne Bilder: So wäscht Pilatus in diesem Film nicht nur seine Hände in Unschuld, sondern nimmt ein römisches Bad und sinniert dabei über die Weltläufte. Er ist ein Zyniker und Säufer, kalt und abgestumpft von allen Machtkämpfen. Als er von den Gerüchten erfährt, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden sein soll, sagt er trocken: „Dann töte ich ihn eben noch einmal.“

„Auferstanden“ ist weniger blutig als Mel Gibsons „Passion Christi“, aber ähnlich drastisch. Wenn Clavius bei seinen Ermittlungen Gräber öffnet und Tote untersucht, hat der Zuschauer nicht nur das Surren der Fliegen im Ohr, sondern meint sogar den Leichengestank zu riechen. Schmunzeln muss man, wenn Clavius die leere Grabeshöhle betritt, das Leichentuch wendet und man plötzlich das berühmt-berüchtigte Turiner Leichentuch zu erkennen meint. Mit wenigen Worten werden ganz beiläufig Lebensgeschichten erzählt. So fragt Clavius seine Soldaten, ob jemand von ihnen Maria Magdalena kennt. Es meldet sich das halbe Regiment – offensichtlich kehrten sie regelmäßig bei der Prostituierten ein.

Der Film kippt leicht ins Kitschige

Eine Stunde lang ist „Auferstanden“ spannend. Leider drückt der Film im letzten Drittel extrem auf die fromme Tube und kippt ins Kitschige. Die Geigen fiedeln allzu weihevoll, die Jünger blicken gefühlsduselig, die Bilder geraten süßlich, und die Flucht ins Übernatürliche nimmt drastisch zu.

Der Film legt nahe, dass Jesus Christus seine Wunder vor allem nach seinem Tod vollbrachte. Das mag frommen Zuschauern zu Herzen gehen, Zweifler dürfte es eher noch skeptischer machen. Es ist, als ob dem Drehbuchautor die Ideen ausgegangen wären und er sich umso mehr ins Mirakulöse flüchtete. Schade!

Auferstanden, Regie: Kevin Reynolds, Darsteller: Joseph Fiennes, Tom Felton, Peter Firth, Cliff Curtis, FSK: ab 12 Jahren, ab 17. März

Trailer: ´Auferstanden´ (deutsch)


Trailer mit anderer Szenenauswahl (englisch)



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