8. April 2016 in Chronik
Eine tiefgehende Begegnung mit der Tunika Christi von Argenteuil. Gastbeitrag von Pfr. Bernhard Hesse
Argenteuil-Kempten (kath.net) Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit im deutschsprachigen katholischen Raum war vom 25. März bis zum 10. April 2016 die Tunika Christi in der Basilika Saint Denis in Argenteuil nordwestlich von Paris ausgestellt. Ich war schon beim Heiligen Rock in Trier und letztes Jahr beim Grabtuch in Turin und so hat mich ein Hinweis im Internet auf die Tunika Christi neugierig gemacht. Und der Ausflug in diese Vorstadt von Paris hat sich gelohnt: Mitten in einem eher vom Islam geprägten Umfeld und sozialen Brennpunkt hat dieses schlichte Gewand über 100.000 Gläubige zusammengeführt.
Karl der Große hat die Tunika Christi einst als Geschenk des byzantinischen Kaisers erhalten und sie um das Jahr 800 seiner Tochter Theodrada geschenkt, die als Äbtissin dem Kloster von Argenteuil vorstand. In den Wirren der Geschichte oft bedroht musste sie besonders vor dem Wüten der französischen Revolution in Sicherheit gebracht werden. Der Pfarrer von Argenteuil schnitt sie in mehrere Teile, einige gab er frommen Seelen zur Verwahrung, einige vergrub er im Garten. Leider fand er später nur die vergrabenen Teile wieder und so ist wohl fast ein Drittel der Reliquie verloren gegangen, auch der Rest wurde beschädigt.
Die Echtheitsfrage ist zwar müßig, aber die Tunika Christi kann mit beeindruckenden Beweisen aufwarten: Man fand auf ihr Blutspuren der Blutgruppe AB genauso wie auf dem Grabtuch von Turin und dem Schweißtuch von Oviedo. Schon die Seltenheit dieser Blutgruppe lässt es sehr wahr erscheinen, dass alle drei Tücher mit derselben Person in Berührung waren und wer sollte das anders gewesen sein, als unser Herr Jesus Christus selbst.
Nur alle 50 Jahre wird sie normalerweise zur Verehrung gezeigt, die letzte Ausstellung war 1984, die nächste wäre erst 2034 angestanden. Der Bischof von Pontoise, Stanislas Lalanne entschloss sich aber anlässlich des 50jährigen Jubiläums seiner Diözese und wegen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit wenigstens für 16 Tage den Gläubigen diese Herrenreliquie zu zeigen.
Von der Mutter Gottes ohne Naht gewebt soll dieses Gewand Jesus durch sein irdisches Leben begleitet haben bis zu seinem Weg nach Golgota. Die Soldaten ließen es ungeteilt und warfen das Los um sein Gewand. Die blutflüssige Frau zwölf Jahre schon krank legte ihre ganze Hoffnung dahinein: Wenn ich nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. (Mt 9,21)
Gerade im Jahr der Barmherzigkeit zeugt dieses Gewand von der Würde des Menschen. Nicht um sonst haben die Soldaten es dem Erlöser vom Leib gerissen, der Herr selbst erinnert uns: Ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben (Mt 25,36). Das Kleid lädt uns ein, die Menschen in ihren Nöten mit der Würde der Gotteskindschaft zu bekleiden, es erinnert uns auch selbst an unsere Taufe, in der wir Christus als Gewand angezogen haben. Im Taufritus erinnert der Priester den Täufling: Bewahre diese Würde für das ewige Leben.
Foto der Tunika Christi in Argenteuil
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