22. April 2016 in Deutschland
Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Der katholische Stadtdekan von Stuttgart, Christian Hermes, hat den islamkritischen Kurs der AfD äußerst scharf angegriffen.
Stuttgart (kath.net) Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge hat der katholische Stadtdekan von Stuttgart, Christian Hermes (Foto), den islamkritischen Kurs der AfD äußerst scharf angegriffen. Es sei verantwortungslos und hetzerisch, wenn die AfD-Politiker Beatrix von Storch und Alexander Gauland, behaupteten, der Islam sei keine Religion, sondern lediglich eine mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbarende politische Ideologie. Diese Äußerungen hätten volksverhetzenden Charakter, so der promovierte Theologe und Monsignore. Es sei abwegig, dass sich die beiden Politiker dabei auf das Christentum beriefen, im Gegenteil ist das, was Sie und ihre Partei betreiben, Verrat am christlichen Abendland. Insofern ist die AfD paradoxerweise der Zwilling der Islamisten und deren stärkste Unterstützerorganisation in Deutschland. Seine Kritik äußerte der Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Form eines Briefes an den Wirtschaftsprofessor Jörg Meuthen, der für die AfD ab Mai 2016 Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender in Baden-Württemberg sein wird.
Hermes begründete seine Aussagen nach Angaben der FAZ folgendermaßen: Mit dem IS teile die AfD die Auffassung, dass der Islam eine kriegerisch-aggressive Ideologie sei. Es sei Ziel der AfD, die Religion des Islam aus dem Schutzbereich des Grundgesetzes zu entfernen.
Der Stadtdekan forderte, dass sich die AfD nicht länger als Verteidigerin des Christentums aufspielen solle. Denn trotz Wahlkampfbehauptungen sei sie nicht die natürliche Verbündete des Christentums. Wörtlich schrieb Hermes in seinem Brief: Geistig ist die AfD damit im 19. Jahrhundert, bei Kanzelparagraphen, Kirchenkampf und Staatskirchentum hängengeblieben.
Meuthen wirft der Stadtdekan vor, er habe im baden-württembergischen AfD-Landesverband die abwegigsten und gefährlichsten Verrücktheiten von Parteikollegen gedeckt, verteidigt und bagatellisiert. Die FAZ erläuterte, dass sich dies beispielsweise auf eine Aussage des Bundesvorsitzenden der AfD-Jugendorganisation beziehe, der angekündigt hatte, die AfD werde aufräumen, wenn sie an die Macht komme.
Meuthen müsse sich von den zahlreichen Entgleisungen seiner Parteikollegen distanzieren und sie unmissverständlich verurteilen, forderte Hermes.
Nach Angaben der FAZ hat Meuthen diesen Vorwürfen widersprochen. In dieser Undifferenziertheit sei das insgesamt blanker Unsinn, obendrein liege ihm der Brief bisher noch nicht vor. Er sei normalerweise immer zu einem differenzierten Gespräch bereit. Doch wenn die AfD als Zwilling der Islamisten bezeichnete werde, dann höre es irgendwann auf. Gegenüber der FAZ hatte Meuthen geäußert: Das ist pervers.
Link zum Brief des Stadtdekans Hermes auf Facebook in voller Länge.
Foto Stadtdekan Hermes (c) Stadtdekanat Stuttgart
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