Ich trieb ab – jetzt kann ich Muttertag feiern

7. Mai 2016 in Familie


Zum Muttertag am 8. Mai. Von Erika Wick


Fürth (kath.net/idea) Am kommenden Sonntag – wie an jedem zweiten Sonntag im Mai – feiern viele Familien wieder Muttertag. Eine methodistische Christin schuf vor über 100 Jahren in den USA diesen Tag, um Mütter zu ehren. Ich denke jedes Mal besonders an die Frauen, die ihre Kinder abgetrieben und deshalb nie geboren haben und nun möglicherweise stillschweigend unter den Folgen leiden. Bei etwa 1.000 Abtreibungen, die pro Werktag in Deutschland durchgeführt werden, und aufgrund der vielen Gespräche mit Betroffenen weiß ich, dass es nicht wenige Frauen sind, denen es am „Muttertag“ nicht wirklich gutgeht. Doch auch sie sind an diesem Tag gemeint, ob es ihnen oder uns bewusst ist oder nicht, denn „Mutter“ ist eine Frau ja nicht erst mit der Geburt ihres Kindes, sondern bereits in dem Moment, wo sie schwanger ist.

Ich hatte nie davon gehört

Selbst als ich im Abstand von je zwei Jahren nach der Abtreibung meines ersten Kindes vor 29 Jahren zwei Kinder geboren hatte, konnte das nicht meine tiefe Reue, meine Schuld- und Schamgefühle wegnehmen. Ich verdammte mich permanent selbst für das, was ich getan hatte. Aus Scham konnte ich mich aber niemandem anvertrauen. Und da ich nie hörte, dass es anderen Frauen nach einer Abtreibung ebenfalls nicht gutging, schämte ich mich noch mehr dafür, dass es mir so ging, wie es mir ging.

Wir feierten damals keinen Muttertag

Von „ganz frommer Seite“ hörte ich nur, dass Abtreibung Mord ist. Aber niemals sagte man mir, dass Gottes vergebende Gnade auch für mich noch groß genug ist, um mich zu erretten und zu erlösen, meine emotionalen Wunden zu heilen und wiederherzustellen – sogar mich mit meinem Kind zu versöhnen. Ich hörte auch nirgends von Frauen, die dies mit Gott erfahren haben! Darum war es mir nur recht, dass bei uns daheim irgendwie nicht wirklich „Muttertag“ gefeiert wurde.

Ich litt an Depressionen

In meiner Verzweiflung rutschte ich immer tiefer in Depressionen und entwickelte Todessehnsüchte, um die schwere Last nicht mehr tragen zu müssen – bis ich an einem meiner schlimmsten Tage nur noch sterben wollte. Aber da erlebte ich unvermittelt eine Christusbegegnung und entschied mich, künftig als Christ zu leben.

Es ist wichtig, das Thema Abtreibung anzusprechen

Viele Betroffene sitzen in unseren Gemeinden, wo sie stillschweigend leiden und auf Hilfe „von außen“ hoffen. Darum ist es mir ein großes Anliegen, dass sich Leiter in Gemeinden informieren, ihre Berührungsängste überwinden und das Thema Abtreibung immer mal wieder ansprechen.

Ich möchte aber auch Betroffene ermutigen, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten.

Bisher hat in meiner siebenjährigen Tätigkeit als Begleiterin von Frauen, die abgetrieben haben, tatsächlich noch keine „Nichtchristin“ an meinen auf der Bibel basierenden Aufarbeitungskursen teilgenommen. Ich glaube deshalb, dass es Gott ein großes Herzensanliegen ist, Betroffenen in der Gemeinde mit seiner barmherzigen, heilenden und wiederherstellenden Gnade zu begegnen.



Die Autorin, Erika Wick (Fürth), leitet die christliche Initiative „Endlich wieder Leben!“, die sich um Frauen kümmert, die abgetrieben haben.


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