30. Mai 2016 in Chronik
Britische Regierung setzt unabhängiges Gremium ein, das prüft, ob das islamische Religionsrecht in England und Wales zur Diskriminierung von Frauen verwendet worden ist - In Großbritannien gibt es inzwischen ein Netz von Scharia-Gerichten
London (kath.net/KNA) Ein von der britischen Regierung eingesetztes unabhängiges Gremium soll prüfen, ob das islamische Religionsrecht in England und Wales zur Diskriminierung von Frauen verwendet worden ist. Das kündigte Innenministerin Theresa May an, wie britische Medien am Donnerstag berichteten. Einige Scharia-Gerichte hätten offenbar versucht, Zwangsheiraten zu legitimieren, sagte sie. Auch mögliche Nachteile für muslimische Frauen bei Scheidungen würden in den Blick genommen.
In Großbritannien gibt es inzwischen ein Netz von Scharia-Gerichten, die Streitigkeiten zwischen Muslimen klären. Einige sind als Justizorgane anerkannt und können etwa verbindliche Entscheidungen in unternehmensrechtlichen Fragen, Familienzwisten, bei häuslicher Gewalt oder Erbschaftsstreitigkeiten fällen. Andere Religionsgerichte bieten eher Mediation an.
Eine Reihe von Frauen sei angeblich Opfer von diskriminierenden Entscheidungen geworden, die von Scharia-Gerichten gefällt worden seien, sagte Ministerin May. Dies sei ein wichtiger Punkt, dem man nachgehen wolle. Die Herrschaft des Rechts gelte für jeden Bürger des Landes, betonte die Innenministerin. Es gehe darum, ob die Scharia missbräuchlich und im Widerspruch zu britischen Gesetzen angewandt geworden sei.
Die Untersuchung wird von der Islamwissenschaftlerin Mona Siddiqui von der Universität Edinburgh geleitet und soll im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Siddiqui sagte, es werde gründlich überprüft, was tatsächlich in den Scharia-Gerichten geschehe.
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