17. Juni 2016 in Familie
Franziskus sagte in spontaner Antwort: Die Ehepaare würden zwar sagen, Ja, für den Rest unseres Lebens, aber sie wissen nicht, was sie sagen. Von Petra Lorleberg
Vatikan (kath.net/pl) Papst Franziskus stuft einen Großteil der sakramentalen Ehen als ungültig ein, da sie von den Paaren nicht im korrekten Verständnis von Dauer und Verpflichtung eingegangen würden. Wir leben in einer Kultur der Vorläufigkeit. Dies sagte der Papst in spontanen Bemerkungen zu Fragen, die ihm nach einer Ansprache an Teilnehmer des Römischen Diözesankongresses in der Lateranbasilika gestellt wurden, wie verschiedene Medien berichteten. Ein Laie hatte konkret nach der Krise der Ehe gefragt. Franziskus griff in seiner Antwort die Aussagen eines Bischofs auf, der von einem Studenten berichtet hatte, der nur für zehn Jahre Priester werden wollte, kath.net hat berichtet. Dies ist die Kultur der Vorläufigkeit. Und dies passiert überall, auch im Priester- und Ordensleben. Es ist nur vorläufig, und deshalb ist die ein Großteil unserer sakramentalen Ehen ungültig. Denn die Ehepaare würden zwar sagen: Ja, für den Rest unseres Lebens, aber sie wissen nicht, was sie sagen. Denn sie haben eine andere Kultur. Sie sagen es, sie haben guten Willen, aber sie wissen es nicht.
Franziskus erinnerte auch an eine Frau, die ihn in Buenos Aires (Argentinien) angesprochen hatte. Sie habe ihn darauf hingewiesen, dass Priester über Jahre hin für das Priesteramt studieren und dann doch die Erlaubnis erhalten könnten, das Priestertum zu verlassen und eine Familie zu gründen. Für die Laien, so habe ihm diese Frau gesagt, gelte aber, so diese Frau: Wir erfüllen dieses Sakrament ein Leben lang und unauflöslich, als Vorbereitung erhalte man (in Argentinien) vier Treffen, und das war es dann für ein ganzes Leben. Außerdem erwähnte der Papst einen Mann, der eine Kirche suchte, die zum Brautkleid seiner Verlobten passen würde und nicht allzu weit von einem Restaurant entfernt wäre. Hier sei die Trauung ein soziales Ereignis, doch wie können wir das ändern? Ich weiß es nicht.
Franziskus wies darauf hin, dass er als Erzbischof von Argentinien Schnellschusshochzeiten verboten hatte, bei denen die Braut schwanger war. Er habe da Zweifel an der freien Zustimmung der Eheleute zur Eheschließung gehabt. Er habe damit gute Erfahrungen gemacht. Wenn die Paare dann zwei, drei Jahre später geheiratet hätten, habe er sie gesehen, wie sie die Kirche betraten, Vater, Mutter, das Kind an der Hand. Und sie haben genau gewusst, was sie tun.
Die Ehekrise gründe, so erläuterte Franziskus weiter, darin, dass die Leute nicht wissen, was das Sakrament ist und die Schönheit des Sakramentes nicht kennen würden. Sie wüssten nicht, dass es unauflöslich ist, sie wissen nicht, dass es für ihr ganzes Leben gilt.
In Argentinien sei eine Mehrheit der Paare, die die Ehevorbereitungskurse absolvieren, bereits verpartnert, erzählte der Papst. Das ist eine Herausforderung. Man sollte nicht fragen: Warum heiratet ihr nicht?. Nein. Sondern man sollte die Paare begleiten, abwarten und ihnen helfen zu reifen, der Treue helfen, heranzuwachsen. In einer Gegend in Argentiniens Nordosten bekommen die Paare erst einmal ein Kind und leben zusammen. Sie heiraten zivilrechtlich, wenn das Kind in die Schule geht, und wenn sie Großeltern werden, heiraten sie kirchlich. Das ist ein Aberglaube, denn die Heirat erschrecke die Ehemänner. Das ist ein Aberglaube, den wir überwinden wollen. Ich habe in diesen Lebenspartnerschaften viel Treue gesehen und ich bin sicher, dass es echte Ehen sind, wegen ihrer Treue haben sie die Gnade einer echten Ehe, aber es gibt diesen lokalen Aberglauben, etc.
Ehe, so schloss der Papst, ist das allerschwierigste Gebiet der Pastoral.
Wichtiger Hinweis: Im offiziellen Redetext des Vatikans, der aber von der Rede abweicht, ist nur mehr von "einem Teil" und nicht von "einem Großteil" die Rede.
Videoaufzeichnung der Kernaussagen des Papstes zur Gültigkeit der Ehen (italienisch/spanisch)
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