25. Juni 2016 in Chronik
Vater Pantaleimon stammte aus Alpirsbach/Schwarzwald, wurde orthodox, war einige Zeit Mönch auf dem Berg Athos und später Abt in Ungarn. Gastbeitrag von Hans Jakob Bürger
Linz (kath.net) Am 25. Januar 2016 schrieb Abt Panteleimon einen Brief, den er an seine Familie, Bekannte und Freunde schickte. Er wisse seit dem 10. Dezember, schrieb er, dass er an einem schnellwachsenden Tumor der rechten Ohrspeicheldrüse erkrankt sei. Am 5. Januar sagten ihm die Krankenhausärzte, es gebe keine Hoffnung für eine erfolgreiche Therapie. Nun ist Vater Panteleimon 69jährig gestorben. Der 15. Juni 2016 ist sein Todestag. Sein Leichnam ruht in einem schlichten Erdgrab seines Klosters Grábóc (Grabovac) in Ungarn, dem er als Abt vorstand. In seinem Brief schrieb er noch:
Genesung oder Tod alles kommt aus Gottes Hand.
Er allein weiß, wie es mit mir weiter geht, und Sein Wille geschehe.
Der griechisch orthodoxe Mönch Panteleimon wurde am 26.04.1947 als Helmut Christian Rath als zweites Kind seiner Eltern geboren. Die Taufe erhielt er in der evangelischen Klosterkirche seines Heimatortes Alpirsbach im Schwarzwald. Hier wuchs er auf und verlebte die Jahre seiner Kindheit und frühen Jugend. Ab 1961 absolvierte er eine Glaser-Lehre, damit er einmal den elterlichen Betrieb übernehmen könnte. Sein Weg wendete sich jedoch in eine andere Richtung.
1967 begann der Glasergeselle Helmut Christian Rath eine Krankenpfleger-Ausbildung in Schwäbisch-Hall, wo er nach Ablegung der Examen Stationsleiter wurde. Bald wechselte in ein anderes Krankenhaus in Hanau. Nach weiteren Fortbildungen in Frankfurt wurde er Pflegedienstleiter.
Mehrere Urlaubsreisen führten den vielseitig begabten Mann nach Griechenland, wo erste Kontakte zur orthodoxen Kirche entstanden. 1983 reiste er zum Berg Athos, wo er mehrerer Großklöster besuchte. Bald folgte ein dreiwöchiger Aufenthalt in dem Serbenkloster Chilandar.
In vielen Gesprächen mit Mönchen und seinem geistlichen Vater fand er seinen Weg und seine Berufung. Als er diese erkannte, ging er nach Deutschland zurück, um seine Arbeitsstelle und seine Wohnung zu kündigen. Im April 1984 bat Helmut Christian Rath um Aufnahme in die orthodoxe Kirche durch die Taufe im Kellion (Eremitage) des Heiligen Nikolaus in Karyes (Berg Athos). In der Taufe wurde er Theodoros genannt. Dann tritt er als Novize in das Kloster Chilandar ein. Dort erhält er die Mönchsweihe am Festtag des Heiligen Großmartyrers Georg, dem 6. Mai 1985, durch den Archimandriten und späteren Bischof Chrysostomus. Sein Starez Nikanor nennt den Mönch Theodoros von nun an Panteleimon.
Seine ersten Erfahrungen mit dem Mönchsleben in einem Kellion macht Panteleimon in der Mönchssiedlung Kerasia in einer Gemeinschaft mit vier Mönchen. In sein Kloster Chilandar zurückgekehrt, erhält er am 04.12.1988 die Weihe zum Mönchs-Diakon durch den Bischof Gregorios von Kastoria.
Panteleimon erhält im Sommer 1989 von seinem Kloster Chilandar den verfallenen Klosterbesitz Jovannitsa als Lehen. Hier lebte er viele Jahre in seiner Einsiedelei. Mit großem Eifer renoviert er das Kloster und die dazu gehörenden Gebäude. Ein Neubau dient als Gästehaus, Gemüsegärten angelegt eine Olivenplantage rekultiviert. Unterstützt wird er dabei von zwei treuen Weggefährten.
Panteleimon pflegt weiter Kontakte in seine deutsche Heimat. Von dort erhält er Unterstützung in vielerlei Weise. Viele helfende Hände unterstützen ihn alljährlich, wenn sie für kürzere oder längere Zeit, zur inneren Einkehr und zur Mithilfe, in sein Kellion kamen.
Die Berufungsgeschichte des deutschen Athosmönches Panteleimon, der als Mönchsdiakon in dem Kellion Jovannitsa lebte, war indes noch nicht zu Ende. Er verfasste für seine Freunde in Deutschland und darüber hinaus, sowie für seine Familie, einen ausführlichen jährlichen Rundbrief. Darin ließ er sie nicht nur daran teilhaben, was er tat, welche Fortschritte die Renovierungsarbeiten machten oder welches Ergebnis die Olivenernte erbrachte. Er berichtete auch von geistlichen Dingen und teilte sich als Mönch mit, der, im geistlichen Kampf erfahren, Gläubige verschiedener Konfessionen zu erbauen und in Katechesen zu belehren vermochte.
Diese Rundbriefe wurden von Toni Pongratz gesammelt und gewissermaßen als Botschaften in zwei Bänden in der Edition Toni Pongratz herausgegeben. Der erste Band umfasst die Jahre 1989-1999 und trägt den schlichten Titel Mönch Panteleimon. Briefe vom Berg Athos. Der zweite Band lautet Vater Panteleimon. Vom Athosmönch zum Abt in Ungarn. Briefe an die Freunde 2000-2011.
In jenem zweiten Band findet sich im Brief von November 2009 folgende Stelle: Vor knapp 21 Jahren kam ich nach Jovannitsa damals Wildnis und Paradies in einem. Der Ort war an keine Schiffslinie angebunden und einen nennenswerten Autoverkehr gab es nicht. Heute ist es keine Seltenheit, dass bis zu zehnmal größere und kleinere Schiffe an der Mole anlegen, mit entsprechender Zunahme der Autos. Die Zahl der Pilger und Touristen hat sich in den letzten Jahren ständig gesteigert, nicht zuletzt durch die Öffnung des Ostblocks.
Es war für ihn der Zeitpunkt gekommen, weiterzugehen und fortzuziehen. Dabei macht er sich keine Illusionen, was er auf dem Athos zurück lässt, wenn er weg geht: Die jetzt gerodeten und wohlbestellten Olivenhaine, Gärten und Weinlauben können sehr schnell wieder verwildern Die renovierten Gebäude können ganz schnell wieder Schaden nehmen. Wind und Wetter sowie die Salzluft des Meeres tun das ihrige. Die Sorge um diese Dinge gebe ich getrost in Gottes Hand.
So verlässt Panteleimon im Alter von über 60 Jahren wiederum alles Vertraute; er verlässt sein Kellion auf dem Berg Athos und lässt sich rufen in ein baufälliges, altes serbisch-orthodoxes Kloster in Ungarn.
Der Mönchs-Diakon Panteleimon erhielt am 18. April 2010 die Priesterweihe. Am Festtag des hl. Erzengels Michael, am 21. November 2010, wurde der Mönchs-Priester Panteleimon von seinem Bischof zum Igumen, zum Abt, des Klosters des Heiligen Erzengels Michael in Grábóc (Grabovac) erhoben. Er war der 34. Igumen in der Geschichte des Klosters Grabovac.
Am 15. Juni 2016 gab Igumen Panteleimon seine Seele dem Schöpfer zurück.
Panteleimon ruhe in Frieden!
Die beiden oben angesprochenen Bücher sind auf das wärmste zu empfehlen. Jenen, die sich mit der Spiritualität der Ostkirche beschäftigen und jenen, die das geistliche Leben der Väter der Orthodoxie studieren, werden sie gewiss ein großer Gewinn sein.
Berg Athos, St. Paulus-Kloster, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft am Meer und in der Nähe des Berges Athos
Kinofilm: Athos - Im Jenseits dieser Welt | Trailer 1
Athos - Im Jenseits dieser Welt | Trailer 2
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