9. Juli 2016 in Kommentar
Ein Beitrag von Irmgard Popp im Rahmen des Sommer-Schreibwettbewerbs von kath.net
Regensburg (kath.net)
Stell dir vor, du wohnst in einem schönen Haus, einem romantischen Schlösschen. Dein Vater hat es dir geschenkt. Das ist ganz in Ordnung, schließlich bist du ein Königskind. Nicht der Erstgeborene, aber eine geliebte Tochter, oder ein geliebter Sohn.
Natürlich liebst du deinen Vater auch. Du besuchst ihn nicht dauernd, aber ein paar Mal im Jahr schaust du schon vorbei, und wenn du in Not und Gefahr bist, wendest du dich an ihn. Er hilft dir immer, aber nach seinen Regeln, die nicht immer zu deinen Vorstellungen passen.
Überhaupt, diese Grenzen und Gebote sind nicht so dein Geschmack. Du sollst dein Haus sauber halten, Ungeziefer von deinem Grundstück entfernen, für Früchte und reiche Ernten sorgen. Dabei wohnt er doch an einem anderen Ort und sieht es nicht.
Du hast zwielichtige Gestalten kennen gelernt und in dein Haus aufgenommen. Sie benehmen sich nicht gut, und sie halten dich von der Arbeit ab, aber lustig sind sie und unterhaltsam. Du weißt, sie würden dem Vater nicht gefallen.
Nächste Woche oder nächsten Monat oder nächstes Jahr, so hast du dir vorgenommen, wirst du sie wegschicken, aber zuerst willst du noch ein wenig Spaß haben.
Später wirst du aufräumen, putzen und waschen und dein Haus in Ordnung bringen. Dann wirst du deine Feigenbäume und Weinstöcke und die Rosen und Lilien pflegen und düngen, damit sie blühen und Frucht tragen.
Einmal wird er kommen, dein lieber Vater, und dein Haus besichtigen, irgendwann, das ist dir bekannt. Im Moment passt es dir gar nicht, bestimmt wird er noch ein wenig warten.
Doch plötzlich ist es so weit, er steht vor dem Tor und begehrt Einlass. Er kommt nicht allein, sein erstgeborener Sohn, dein Bruder ist bei ihm und sie strahlen Würde und Macht aus.
Was wirst du tun?
Du kannst Tür und Tor verschließen, alle Eingänge verrammeln, Barrikaden errichten, deine zweifelhaften Freunde zu Hilfe holen.
Du kannst zu deinem Vater sagen: Geh weg, ich will mit dir nichts zu tun haben. Er Er liebt dich, er wird dich niemals angreifen. Aber es kann sein, dass er weg geht und du vaterlos zurück bleibst.
Dein Vater hat dir die Freiheit geschenkt, doch er wird seine Tür immer für dich offen halten. Solange du lebst, kannst du zu ihm kommen und dich mit ihm versöhnen. Er erwartet dich mit offenen Armen.
Warte nicht zu lange, versäume es nicht!
Wenn du den Vater kommen siehst, kannst du ihm aber auch das Tor öffnen.
Du kannst ihm entgegen gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe deinen Geboten nicht gehorcht, ich habe vieles falsch gemacht. Es tut mir leid, bitte verzeih mir. Ich will mich bemühen, es in Zukunft besser zu machen. Dein Bruder, der erstgeborene Sohn des Vaters, wird dir helfen, deine falschen Freunde los zu werden. Weil er für dich spricht, wird dir der Vater gern verzeihen.
Du wirst auch in Zukunft Fehler machen, aber sie werden dir immer wieder verziehen.
Du darfst aufatmen, du brauchst dich nie mehr zu fürchten.
Du hast viele Dummheiten gemacht, hast viel zu wenig an den Vater gedacht, aber den Kontakt zur Mutter hast du immer gehalten.
Jeden Tag hast du sie angerufen, und sie oft besucht. Sie hat viele Wohnungen und sie hat viele Kinder, die sie liebt. Noch nie hat sie eines ihrer Kinder im Stich gelassen.
Jetzt, in der Stunde der Not, rufst du sie zu Hilfe. An ihrer Hand und in ihrem Schutz gehst du dem Vater und seinem Sohn entgegen. Das Gesindel in deinem Haus hat bei ihrem Anblick die Flucht ergriffen.
Vater und Sohn wenden sich der Königin, und damit auch dir, voll tiefer Liebe zu. Dein Leben wird zu einem Fest zu Ehren der Hohen Frau. Unter dem Schutz und Schirm der Königin und Mutter wirst du Leben haben in Fülle.
Irmgard Popp wohnt im Bistum Regensburg und gehört der Kirchenverwaltung einer kleinen Landpfarrei an.
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