16. Juli 2016 in Weltkirche
Christen werden brutal ermordet Kritik an Gesetzesvorschlägen der Regierung
Abuja (kath.net/idea) In Nigeria nehmen die brutalen Angriffe muslimischer Viehhirten des Volkes der Fulani auf zumeist christliche Bauern zu. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind allein im südlichen Bundesstaat Benue in diesem Jahr bereits mehr als 500 Christen ermordet worden. Laut der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (Schweiz) sind Teile dieser Fulani-Nomaden von Islamisten unterwandert. Deswegen würden Kämpfe um Weideland zusehends als Deckmantel für einen islamistischen Religionskrieg missbraucht. Laut dem Gouverneur von Benue, Samuel Ortom, sind die Gewalttaten von Fulani-Gruppen grausamer als die der Terrororganisation Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde), die ausschließlich im Norden des Landes beheimatet ist. Während die Boko-Haram-Kämpfer häufig Frauen und Kinder am Leben ließen, verschonten die Fulani-Hirten niemanden: Sie schlachten und verbrennen sogar Babys und schlitzen die Bäuche von schwangeren Frauen auf.
Christen befürchten eine fortschreitende Islamisierung
Menschenrechtler kritisieren, dass die nigerianische Regierung nicht durchgreift. Stattdessen diskutiere sie unter ihrem Präsidenten Muhammadu Buhari ein Fulani aus dem nördlichen Bundesstaat Katsina derzeit mehrere Gesetzentwürfe, wie man die Gewalt eindämmen könnte. Einer sehe vor, den Fulani-Nomaden in allen Bundesstaaten Farmland zur Verfügung zu stellen. Der einheimischen Bevölkerung sollen die dafür benötigten Landstreifen abgekauft werden. Der Vorschlag stößt bei Christen auf Kritik. Der Geschäftsführende Vorstand der größten überkonfessionellen Vereinigung nigerianischer Christen, Christian Association of Nigeria, forderte, alle Überlegungen für ein solches Gesetz einzustellen. Man befürchte, dass eine Ausbreitung von noch mehr Fulani nach Südnigeria zur Islamisierung des gesamten Landes beitragen könnten. 35 Prozent des Weidelandes in Nordnigeria ist in den vergangenen 50 Jahren zu Wüste geworden.
Fulani-Milizen gelten als viertgrößte Terrorgruppe weltweit
In den vergangenen Jahren kam es im Süden immer wieder zu grausamen Fulani-Angriffen: Im Mai starben bei einem Massaker im Bundesstaat Benue rund 100 Menschen. Unter ihnen waren viele Frauen, Kinder und ältere Menschen. Im Februar kamen dort etwa 500 Menschen vorwiegend christliche Bauern ums Leben. Sieben Dörfer wurden komplett zerstört. Die Fulani-Hirten bezeichneten die Tötung als Racheakt. Angeblich hätten Dorfbewohner 10.000 ihrer Kühe umgebracht. Eine lokale Untersuchungskommission habe jedoch keine einzige tote Kuh entdeckt. Im April starben bei einem Überfall im Staat Enugu mindestens 20 Menschen. 2015 verloren bei einem Angriff auf eine Kirche in der Stadt Foron 27 Christen ihr Leben, im Bundesstaat Benue töteten Angreifer 82 Menschen. Laut dem Globalen Terrorismus-Index gelten die radikalen Fulani-Gruppen als die viertgrößte Terrorbewegung weltweit nach Boko Haram, dem Islamischen Staat (IS) und Al-Quaida.
Predigerin während einer Predigt auf der Straße ermordet
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (Frankfurt am Main) teilte am 12. Juli mit, dass in der nigerianischen Hauptstadt Abuja die Predigerin Eunice Elisha mutmaßlich von Islamisten bei einer Straßenpredigt ermordet wurde. Ihr Ehemann, der evangelische Pastor Olawale Elisha, sagte, dass der Imam einer benachbarten Moschee kritisiert habe, sie sage nicht die Wahrheit über Gott.
Laut IGFM wurden sechs Tatverdächtige festgenommen. Die Menschenrechtsorganisation beklagt, dass in der Vergangenheit bei Übergriffen auf Christen die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen worden seien. 48 Prozent der 177 Millionen Einwohner Nigerias sind Kirchenmitglieder, 51 Prozent Muslime.
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