25. Juli 2016 in Aktuelles
Psychologe Mansour: Auf dem Weg zur Radikalisierung begegneten Jugendliche «vielem, was sie von klein auf kennen», etwa Geistlichen, die Frauen nicht die Hand gäben, Beschimpfungen gegen Juden oder den Westen, Strafen für Unkeuschheit oder Ungehorsam
Berlin (kath.net/KNA) Der Islam hat nach Einschätzung des israelisch-arabischen Psychologen Ahmad Mansour durchaus etwas mit den Bluttaten der vergangenen Tage zu tun. «Der alltägliche, traditionelle Islam birgt viele Keimlinge in sich, aus denen eine extreme Interpretation aufblühen kann», schreibt er in einem Gastbeitrag in der «Welt» (Montag). Die Gesellschaft müsse sich «endlich klar werden, was sie akzeptiert und was nicht».
Dies beginne bei vermeintlich kleinen Gesten, erklärte der Buchautor («Generation Allah»). Auf dem Weg zur Radikalisierung begegneten Jugendliche «vielem, was sie von klein auf kennen», etwa Geistlichen, die Frauen nicht die Hand gäben, Beschimpfungen gegen Juden oder den Westen, Strafen für Unkeuschheit oder Ungehorsam. Diese «Symptome» summierten sich, «und sie sind nicht harmlos», betont Mansour: «Wenn man diese 'traditionellen' Einstellungen auf die Spitze treibt, wenn man sie festschraubt in ein geschlossenes Weltbild, dann bleiben nur noch Gut und Böse, Halal und Haram, Schwarz und Weiß übrig.»
Mansour zufolge leben «viele Tausende unter uns, denen demokratische Grundrechte nichts bedeuten». Integration müsse daher auch bedeuten, «sozial und mental hier angekommen zu sein»; sie umfasse «mehr als Sprachkenntnis, Bildung und Teilhabe am Arbeitsmarkt».
Die muslimischen Verbände und Vereine in Deutschland forderte Mansour direkt auf, «in Wort und Tat ihre Positionen» zu überdenken und sich von Stereotypen - «von Opferrolle, Buchstabenglauben, Angstpädagogik, Sexualfeindlichkeit, Lebensfeindlichkeit» - zu verabschieden. «Leider spricht im Moment nichts dafür, dass dies geschieht», kritisierte der Experte.
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