Papst: Klimawandel mitschuld an 'entsetzlicher Migrationskrise'

1. September 2016 in Weltkirche


Franziskus in Appell zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung: Christen, Andersgläubige und alle Menschen müssen "ihrem gemeinsamen Haus, der Erde, Barmherzigkeit erweisen"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat einen ökologischen Kurswechsel verlangt. Wirtschaft und Politik dürften im Umgang mit der Umwelt nicht von kurzfristigem Streben nach Gewinn und Wahlerfolgen bestimmt sein, schreibt er in einer Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung (1. September). Die Botschaft wurde Donnerstagmittag vom Präfekten der am Tag zuvor errichteten neuen Kurien-Großbehörde "Amt für ganzheitliche Entwicklung des Menschen", Kardinal Peter Turkson, präsentiert. Franziskus macht in dem Schreiben die Erderwärmung aufgrund des Klimawandels, mit immer mehr Dürren und Überschwemmungen, für einen Teil der "entsetzlichen Migrationskrise" verantwortlich.

Die "unverantwortliche Ausbeutung der Erde" und Schädigung der Schöpfung nennt Franziskus eine "Sünde". Umweltzerstörung stellt er in Zusammenhang mit der weltweiten Armut. Für die armen Länder der Südhalbkugel verlangt Franziskus mehr Geld und technische Unterstützung zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels.

Jeden einzelnen ruft er zu einer Verhaltensänderung im Alltag auf, etwa bei Mülltrennung oder beim Verhalten im Individualverkehr, wo er explizit Carsharing empfiehlt.

"Gott hat uns einen blühenden Garten geschenkt, wir aber sind dabei, ihn in eine von Schutt, Wüsten und Schmutz verseuchte Ebene zu verwandeln", beklagt der Papst. Als Ursachen nennt er individuelles Fehlverhalten im Rahmen einer "falsch verstandenen Wohlstandskultur", aber auch ein "System, das die Logik des Gewinns um jeden Preis durchgesetzt hat".

Christen wie Gläubige anderer Religionen und alle Menschen müssten ihrem "gemeinsamen Haus, der Erde, Barmherzigkeit erweisen", so der Papst. Er beklagt den Verlust der Artenvielfalt und Folgen des globalen Temperaturanstiegs. "Die Armen der Welt, die den Klimawandel am wenigsten zu verantworten haben, sind die Verletzlichsten und leiden bereits unter den Auswirkungen."

Erinnerung an Pariser Klikma-Abkommen

Der Papst lobt in seinem Schreiben die im September 2015 beschlossene Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und das Klima-Abkommen von Paris im Dezember 2015, das eine Begrenzung der Erderwärmung vorsieht. Die Bürger hätten jetzt auf Regierungen und Unternehmen einzuwirken, dass die Ankündigungen umgesetzt und "noch ehrgeizigere Ziele" angepeilt werden.

Katholiken mahnt er zur Gewissenserforschung und zur Beichte ihrer Sünden gegen die Schöpfung. Jeder müsse seinen "kleineren oder größeren Beitrag zur Verunstaltung und Zerstörung der Schöpfung" anerkennen, so Franziskus. In dem derzeit laufenden "Jahr der Barmherzigkeit" solle jeder Gläubige Buße tun für die Übel, die er der Erde durch seinen Lebensstil oder als Beteiligter eines zerstörerischen Systems zufüge.

Konkrete Verhaltensanregungen

Franziskus ruft zu sehr konkreten Verhaltensänderungen im Alltag auf. Dazu gehöre etwa das Einsparen von Plastik und Papier, die bewusstere Verwendung von Wasser, Lebensmitteln und Strom, Mülltrennung, ein sorgsamer Umgang mit anderen Lebewesen oder die Bevorzugung öffentlicher Verkehrsmittel. "Wir dürfen nicht meinen, diese Anstrengungen seien zu gering, um die Welt zu verbessern", so der Papst.

Franziskus hatte vergangenes Jahr Katholiken weltweit aufgerufen, den 1. September künftig als Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung zu begehen. Er folgte damit einer Anregung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.

Am Donnerstagabend feiert Franziskus im Petersdom ein Abendgebet zur Bewahrung der Schöpfung.

Botschaft im WORTLAUT

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