Dank für Heiligsprechung Mutter Teresas: 'Kalkutta ist überall'

6. September 2016 in Weltkirche


Dankmesse im Wiener Stephansdom - Maasburg: "Kleine Dinge mit großer Liebe zu tun" - Kardinal Schönborn hebt Mutter Teresas Einsatz gegen Abtreibung hervor


Wien (kath.net/KAP) "Kalkutta ist überall". Nicht nur in Indien. Und genauso sind auch jene "dunklen Höhlen der Armen", in die es Mutter Teresa immer gezogen hat, um die Not der Menschen zu lindern, überall. Das hat P. Leo Maasburg, langjähriger Begleiter Mutter Teresas, am Montagabend in seiner Predigt beim Dankgottesdienst für die Heiligsprechung Mutter Teresas im Wiener Stephansdom betont. Dem Gottesdienst im bis auf den letzten Platz besetzten Dom stand Kardinal Christoph Schönborn vor.

Not herrsche "überall dort, wo die Liebe Gottes nicht mehr erfahrbar ist", so Msgr. Maasburg in seiner Predigt. Die Nöte seien vielfältig und bestünden in weit mehr als nur materielle Armut. Maasburg benannte u.a. zerstörte Ehen, enttäuschte Lebenspläne oder ideologische Systeme, in denen Geld und Konsum wichtiger seien als der Mensch und Gott.

All diese Nöte gelte es zu lindern, appellierte Maasburg: "Jesus liebt die Welt durch uns." Jesus erwarte aber keine großartigen Werke. Es gehe mit den Worten von Mutter Teresa schlicht darum, "kleine Dinge mit großer Liebe zu tun". Mutter Teresa habe vorweggenommen, was Papst Franziskus nun nochmals verdeutlicht habe: "Unser Heil hängt von der Einstellung zu den Armen ab", so Maasburg. Er war als junger Priester ein Übersetzer und Mitreisender von Mutter Teresa, die er während zahlreicher Besuche auf allen Kontinenten begleitete. Nach ihrem Tod ab 2002 war der Wiener Priester auch Mitglied der römischen Kommission zu ihrer Seligsprechung.

Kardinal Schönborn hob in seinen einleitenden Worten Mutter Teresas Einsatz gegen die Abtreibung hervor. Auf die "Not der weltweiten Abtreibung" habe die Heilige die einzig richtige Antwort gegeben, indem sie appellierte: "Tötet sie nicht, sondern gebt sie mir."

Der Kardinal erzählte von der Lebensgeschichte eines Franzosen, die er kürzlich selbst im Vorfeld der Heiligsprechung gehört hatte. Dieser war in Kalkutta im Elend zur Welt gekommen und von seiner Mutter nach der Geburt in einer Mülltonne in unmittelbarer Nähe eines Hauses der Mutter Teresa-Schwestern abgelegt worden. - Wohl in der Hoffnung, dass sich die Schwestern des Neugeborenen annehmen würden, was auch geschah. Der Junge wurde schließlich von einem französischen Ehepaar adoptiert.

Mit Kardinal Schönborn konzelebrierten u.a. die Bischöfe Klaus Küng, Franz Scharl, Stephan Turnovszky, Ludwig Schwarz, der neue Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner, sein Vorgänger Leo Maasburg und der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim. Weiters waren unter den mehr als 50 Priestern auch Caritas-Präsident Michael Landau und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka sowie der Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler. Die Orthodoxe Kirche war durch den griechisch-orthodoxen Erzdiakon Athanasius Buk vertreten. Ein besonderer Gast und Konzelebrant war Bischof Bernardino Cortez von der philippinischen Diözese Infanta. Als Vertreter des Papstes nahm Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen an der Messe teil. Auch die Mutter Teresa-Schwestern der Wiener Niederlassung des Ordens feierten im Dom mit.

Erster Gedenktag der neuen Heiligen

Mutter Teresa (1910-1997) war am Sonntag, 4. September, von Papst Franziskus zur "Ehre der Altäre" erhoben worden. Der Papst hatte persönlich die Heiligsprechungsfeier auf dem Petersplatz in Rom geleitet und den 5. September zum offiziellen Gedenktag der neuen Heiligen bestimmt. Der 5. September ist der Todestag Mutter Teresas.

Vor Beginn des Gottesdienstes im Wiener Stephansdom wurde ein Kurzfilm über Mutter Teresa gezeigt. Die Kollekte war für Hilfsprojekte der Päpstlichen Missionswerke bestimmt.

Am Ende des Gottesdienstes dankte Nuntius Zurbriggen nochmals dem bisherigen "Missio"-Nationaldirektor Leo Maasburg für seinen 12-jährigen Dienst bei den Päpstlichen Missionswerken. Anschließend verlas er das Ernennungsdekret des neuen Nationaldirektors P. Karl Wallner. Der bisherige Heiligenkreuzer Hochschulrektor P. Karl Wallner hat mit 1. September die Leitung der Päpstlichen Missionswerke in Österreich ("Missio") von Msgr. Leo Maasburg übernommen.

"Päpstlicher Bettler"

P. Wallner appellierte an alle Gläubigen, eine neue missionarische Stimmung in der Kirche in Österreich zu erzeugen. Er berichtete von einer kürzlichen Begegnung mit Papst Franziskus im Rahmen des Welttreffens aller "Missio"-Nationaldirektoren in Rom. Die Päpstlichen Missionswerke müssten mehr leisten als bloß Spenden zu sammeln. Sie hätten die Aufgabe, die ganze Kirche in missionarische Aufbruchsstimmung zu versetzen, zitierte P. Wallner den Papst. Diesem Auftrag des Papstes an die Päpstlichen Missionswerke fühle er sich nun als "päpstlicher Bettler" verpflichtet, so Wallner.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Wiener Erzbischöflichen Palais ein "Fest der Weltkirche" statt, bei dem auch nochmals die Amtsübergabe von Maasburg an Wallner gefeiert wurde.


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