Kompromiss im Streit um Abtreibungen im Landkreis Schaumburg

8. Dezember 2016 in Deutschland


Christliche Klinik konnte ihre Position nicht unverwässert durchhalten - Externe Ärzte dürfen künftig in deren Räumen abtreiben


Obernkirchen (kath.net/idea) Im Streit um Abtreibungen im niedersächsischen Landkreis Schaumburg haben sich der christliche Gesundheitskonzern Agaplesion und der Landkreis auf einen Kompromiss geeinigt. Im „Gesamtklinikum Schaumburg“– dort werden 2017 die bisherigen drei Krankenhäuser im Schaumburger Land zusammengeführt – werden Schwangerschaftsabbrüche ohne medizinische Gründe durch externe Ärzte möglich sein. Der Betreiber hält damit an seiner Haltung fest, Abtreibungen aus sozialen oder persönlichen Gründen nicht selbst durchzuführen. Gleichzeitig stellt er aber Räume für ein ambulantes Operationszentrum zur Verfügung, in denen niedergelassene Ärzte aus der Umgebung Abtreibungen vornehmen werden.

Agaplesion: Ausnahmeregelung nach intensiver Diskussion

Der Unternehmenssprecher von Agaplesion, Tino Drenger (Frankfurt am Main), bezeichnete die Kompromisslösung auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea als „Ausnahme“. Das „Gesamtklinikum Schaumburg“ sei künftig das einzige Krankenhaus im Landkreis. Im Kreiskrankenhaus in Stadthagen seien derzeit Abtreibungen möglich. Der Beschluss sei auch aus „Respekt gegenüber der Gewissensentscheidung anderer“ gefallen, wenngleich Agaplesion eine andere Position vertrete.
Aktion Lebensrecht für alle: „Ein fauler Kompromiss“
Politiker verschiedener Parteien im Landkreistag Schaumburg begrüßten die einvernehmliche Lösung. Christiane Reckmann (SPD) sagte laut „Schaumburger Zeitung“, sie sei „froh, dass es zu dieser Lösung gekommen ist“. Michael Dombrowski (Bündnis 90/Die Grünen) nannte es „gut, dass Abbrüche nach sozialer Indikation nun am Standort Vehlen durchgeführt werden können.“ Als „absoluten Rückschlag“ bezeichnete hingegen die Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA), Alexandra Maria Linder (Weuspert/Sauerland), die Entscheidung. Die einvernehmliche Lösung sei ein „fauler Kompromiss“. Für die Leiterin der Lebensrechtsinitiative KALEB in Langenhagen bei Hannover, Birgit Karahamza, ist die Haltung des Betreibers „inkonsequent”. Indem die Klinik Räume bereitstelle, unterstütze sie Abtreibungen weiterhin.

Heftige Kontroverse im Vorfeld

Die Position des christlichen Klinikbetreibers war in den vergangenen Wochen auf breite Kritik in Politik und Medien gestoßen. Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Gunter Feuerbach (Stadthagen), hatte sie als „unglücklich und wenig zeitgemäߓ bezeichnet. Eine Petition der ehemaligen Landtagsabgeordneten Ursula Helmhold (Bündnis 90/Die Grünen) unter dem Titel „Respektieren Sie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen!“ hatte 750 Unterzeichner gefunden. Mehr als 12.000 Menschen hatten dagegen eine Petition unterschrieben, die Agaplesion unterstützt.


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