Kampf um Aleppo: Papst fordert von Assad Achtung des Völkerrechts

13. Dezember 2016 in Aktuelles


Kardinal Zenari überreichte dem Staatschef Schreiben des Papstes am Montagvormittag persönlich - Weihnachtlicher Friedensmarsch von Berlin nach Aleppo


Vatikanstadt-Aleppo (kath.net/KAP) Vor dem Hintergrund der Schreckensmeldungen aus Aleppo hat Papst Franziskus von Syriens Präsident Bashar Al-Assad die Achtung des humanitären Völkerrechts gefordert. In einem Brief an Assad mahnte er den Schutz von Zivilisten und Zugang zu humanitärer Hilfe an, wie das vatikanische Presseamt am Montagabend mitteilte. In dem Schreiben verurteilt Franziskus demnach "jegliche Form von Gewalt und Extremismus, von welcher Seite sie auch immer kommen mögen". Zudem ruft er Assad und die internationale Gemeinschaft erneut zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf.

Der Vatikanbotschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, hatte Assad das Schreiben des Papstes am Montagvormittag persönlich überreicht. Papst Franziskus hatte am Sonntag erneut zu einem Waffenstillstand in Aleppo und im übrigen Syrien aufgerufen. "Ich appelliere an das Pflichtbewusstsein aller, eine Entscheidung zugunsten der Zivilisiertheit zu treffen", sagte er beim Angelus-Gebets auf dem Petersplatz. Leider habe man sich bereits an Krieg und Zerstörung in Syrien gewöhnt. Darüber dürfe man jedoch nicht vergessen, dass Syrien ein Land voller Geschichte, Glauben und Kultur sei. "Wir können nicht hinnehmen, das dies durch den Krieg, der eine Anhäufung von Machtmissbrauch und Falschheit ist, verneint wird."

Dutzende Zivilisten getötet

Nach Angaben der UNO töteten syrische Regierungstruppen und ihre Verbündeten in den vergangenen Tagen mindestens 82 Zivilisten im Ostteil Aleppos. Dazu zählen elf Frauen und 13 Kinder. Die gesundheitliche Situation in der Stadt sei katastrophal, berichtete auch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes. Es gebe kaum noch Medikamente, viele Menschen hätten keine Nahrung und kein Wasser. Das UNO-Büro könne sich auf glaubwürdige Informationen von vor Ort berufen, die meisten Opfer seien "wahrscheinlich in den vergangenen 48 Stunden" getötet worden, so internationale Presseagenturen am Dienstag.

Der Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, zeichnete ein düsteres Bild der Lage in Aleppo. Es sehe dort nach einem "völligen Zusammenbruch der Menschlichkeit" aus. Für jene Menschen, die noch im "höllischen Viertel" der Stadt gefangen seien, habe man "düstere Vorahnungen".

Auch der scheidende UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich besorgt nach jüngsten Berichten über Gräueltaten gegen Zivilisten in Aleppo. Es gebe Berichte von Gräueltaten gegen Frauen und Kinder, sagte Ban in New York. Die Vereinten Nationen könnten diese Berichte nicht unabhängig nachprüfen, aber sie machten ihn sehr besorgt, sagte Ban weiter. Er habe den UNO-Sonderbeauftragten für den Konflikt in Syrien, Staffan de Mistura, gebeten, dringend mit allen Beteiligten darüber zu sprechen.

Die Türkei und Russland wollten indes über die Einrichtung eines Korridors zur Evakuierung von Kämpfern und Zivilisten aus der Rebellen-Enklave in Aleppo verhandeln. Vertreter der Türkei und Russlands würden sich deswegen am Mittwoch treffen, kündigte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Dienstag an. Der Fall der Rebellen-Enklave im Osten Aleppos steht nach syrischen Militärangaben unmittelbar bevor. Russland unterstützt die Armee bei dem umstrittenen Einsatz.

Ein Vertreter der Rebellengruppe Fastakim erklärte am Dienstag, es gebe keine internationalen Kontakte, um einen freien Abzug von Kämpfern und Zivilisten in die Wege zu leiten. Russland hatte bereits früher erklärt, den Aufständischen werde die Flucht aus Aleppo über einen sicheren Weg aus der Stadt angeboten. Allerdings hatten sich die Kriegsparteien in der Millionen-Metropole nicht auf die Modalitäten einigen können. Gestritten wurde unter anderem darüber, wohin der Korridor führen sollte.

Die syrische Armee hatte zusammen mit ihren Verbündeten am Montag zahlreiche von Rebellen kontrollierte Viertel im Osten Aleppos zurückerobert. Nach Angaben von Beobachtern stehen die Aufständischen kurz vor einer Niederlage in der Stadt.

Friedensmarsch von Berlin nach Aleppo

Vor rund einem Monat hatte die Armee die Offensive auf die Rebellenviertel begonnen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Montag berichtete, kontrollierten die Rebellen nur noch etwa drei Prozent ihres bisherigen Einflussgebietes.

Laut der Londoner Website AlAraby wollen 3.000 Friedensaktivisten am Weihnachtstag einen Mahnmarsch von Berlin nach Aleppo starten. Initiatorin der 3.600 Kilometer langen interreligiösen Aktion ist die polnische Journalistin Anna Alboth. Die Teilnehmer wollen auf ihrem Marsch durch Tschechien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und Türkei auf die dramatische Situation in Aleppo aufmerksam machen. "Mehr als 400.000 Zivilisten in der nordsyrischen Stadt waren Zeugen eines der grausamsten Gemetzel in dem mittlerweile sechsjährigen Krieg in Syrien", so Alboth.

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