24. Dezember 2016 in Aktuelles
Wiener Erzbischof hat ein Umdenken in der Flüchtlingsfrage einbekannt: Terror brachte "große Verunsicherung" für friedensgewohnte Gegenwart - Europäische Lösungen und mehr Hilfe vor Ort angesichts der Dimension des Problems nötig
Wien (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat ein Umdenken in der Flüchtlingsfrage einbekannt. Er sei wie viele andere auch von der großen Zahl der Asylsuchenden überrascht und in den Wortmeldungen mittlerweile "vorsichtiger geworden", sagte er am Freitagabend in einem gemeinsamen Interview mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker in der ZIB2. Statt alle Flüchtlinge aufzunehmen, müsse man zuerst auf Hilfe vor Ort schauen, damit die Flüchtlinge wieder in ihrer Heimat leben können. Zumindest Hoffnung auf Möglichkeiten der Rückkehr sehe er derzeit im Irak.
Österreich habe die Flüchtlingsnot laut dem Wiener Erzbischof in "Etappen" miterlebt. Angefangen habe es mit der starken Betroffenheit über den Tod von 71 Menschen im Kühlwagen auf einer heimischen Autobahn im Sommer 2015 und der spontanen, weit verbreiteten Reaktion der "starken Hilfsbereitschaft". Er selbst habe anfangs wie viele Experten mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel "Wir schaffen das" gesagt, sagte der Kardinal. Schließlich sei Österreich in seiner jüngeren Geschichte doch auch mit den Flüchtlingen aus Ungarn, Prag oder dem Bosnienkrieg zurechtgekommen.
Im weiteren Verlauf habe sich in der Gesellschaft jedoch ein Gefühl der Überforderung durch die "unglaubliche Zahl an Flüchtlingen" breit gemacht. Schönborn: "Wir haben erfahren müssen: Das geht über unsere Kapazitäten und Möglichkeiten hinaus." Das Problem habe eine andere Dimension bekommen, weshalb europäische Lösungen nötig seien, so der Wiener Erzbischof.
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