'Katholische Nachrichtenagentur' (KNA), Tarotkarten und eine Schamanin

3. Jänner 2017 in Deutschland


Gut katholisch? „Gute Presse“ gibt die „Katholische Nachrichtenagentur“ einer Münchner Heilpraktikerin. Doch der Blick auf ihre Homepage zeigt eine überzeugte Schamanin - Währenddessen verkauft DBK-Portal „katholisch.de“ Tarotkarten - UPDATE


Bonn (kath.net) „Gute Presse“ gab es für Vera Griebert-Schröder bei der „Katholischen Nachrichtenagentur“ (KNA). Die KNA stellte Griebert-Schröder als „Münchner Heilpraktikerin“ vor und gab ihr Raum, für die Zeit „zwischen den Jahren“ Tipps zur Entspannung und zum Abschalten zu geben. Die „Heilpraktikerin“ nimmt selbst Tarotkarten zur Hilfe, „an den zwölf sogenannten Los-Tagen - jeder Tag steht für einen Monat - zieht sie jeweils ein Bild, ‚um eine Idee für jeden der kommenden Monate zu bekommen‘“. Auch wenn dies in der von der KNA wiedergegebenen Formulierung nur vorsichtig anklingt, so sind aber doch Tarotkarten „Wahrsagekarten“ und gehören in die Esoterik, nicht ins Christentum.

Doch wer ist Vera Griebert-Schröder? Die durchaus erfolgreiche Buchautorin (ihre Bücher und CDs werden bei Amazon beispielsweise unter „Esoterik > Übersinnliches & Okkultismus >Hellsehen“ u.ä. verschlagwortet) stellt sich auf ihrer Homepage als „Schamanin“ vor. Sie arbeitet mit sogenannten „Krafttieren“ und beschäftigt sich mit den Ahnen. Das liest sich auf ihrer Homepage dann beispielsweise so: „In diesem Sinne arbeiten wir für uns selbst und die Ahnen aller Generationen. Kraftvolle Energiefelder gestützt durch die Gruppe, die schamanischen Welten und Rituale halten den spirituellen Raum um uns zu holen was zu unserem Leben gehört, uns fördert und inspiriert.“

Es stellt sich durchaus die Frage, ob die „Katholische Nachrichtenagentur“ wirklich niemanden zu finden fähig war, dessen Entspannungstipps näher am christlichen Glauben und Brauchtum sind. Denn immerhin ist die KNA gemäß Selbstvorstellung „ein von der katholischen Kirche in Deutschland getragenes Medienunternehmen … Die deutschen katholischen Bistümer halten direkt oder indirekt die Mehrheit an der KNA GmbH.“

Doch auch bei „katholisch.de“, dem offiziellen Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz, hat man leider keine Berührungsängste mit diesem Thema. Zum einen übernimmt man – offenbar sorgenfrei – den Artikel einschließlich der Tarotkarten und der Münchner „Heilpraktikerin“. Zum anderen bietet man im „katholisch.de“-Shop unbefangen „Das Housewives Tarot - Wahrsagen für den Hausgebrauch“ zum Kauf an. Im Hausfrauentarot geht es keineswegs nur um „phantasievoll“ aufgemachte Kochrezepte. Gemäß Inhaltsverzeichnis bietet dieses Hausfrauentarot das Kapitel „Wahrsagen für den Hausgebrauch“ an, das ganze Kästlein „im angesagten Vintage-Stil“. Auf Amazon lobte eine Leserin „die humorvoll illustrierten Tarotkarten im Stil der 50er/60er Jahre mit einer Mischung aus magisch-okkultistischen Symbolen“.

„katholisch.de“ bietet das Hausfrauentarot offenbar in Kooperation mit „Vivat!“ an. Und was verbirgt sich hinter „Vivat!“? Nun, davon kann sich jeder selbst ein Bild machen: „Vivat! – Wir über uns“. Alles gut katholisch?

Auf der Seite des „katholisch.de“-Shops gibt es rechts oben die Rubrik „Bischofskonferenz“. Gleich links daneben ist die Rubrik „Medienkompetenz“. Ob man man „katholisch.de“ wohl einmal ein Kästlein „im angesagten Vintage-Stil“ mit Merkkarten zum Thema „Medienkompetenz“ empfehlen dürfte? Wäre dies nicht besser als Tarotkarten...?

UPDATE:
Die Tarotkarten wurden sowohl von "katholisch.de" wie auch von "Vivat!" am 3.1.2017 wenige Stunden nach der Veröffentlichung des kath.net-Artikels aus dem Verkaufssortiment gelöscht.

Aus dem „Katechismus der Katholischen Kirche“:

2115 Gott kann seinen Propheten und anderen Heiligen die Zukunft offenbaren. Die christliche Haltung besteht jedoch darin, die Zukunft vertrauensvoll der Vorsehung anheimzustellen und sich jeglicher ungesunder Neugier zu enthalten. Wer es an notwendiger Voraussicht fehlen läßt, handelt verantwortungslos.

2116 Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: Indienstnahme von Satan und Dämonen, Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft „entschleiern" [Vgl. Dtn 18,10; Jer 29,8.]. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden.

Zur Dokumentation: Das DBK-eigene Internetportal ´katholisch.de´ verkauft Tarotkarten - Screenshot 2.1.2017

Zur Dokumentation: ´Vivat!´ (´Ein Unternehmen der Kirche´) verkauft Tarotkarten - Screenshot 2.1.2017


Zur Dokumentation: Einige der nicht astrologiekritischen Verkaufsartikel zum Schlagwort ´Sternzeichen´ im ´katholisch.de-Shop´ - Screenshot 3.1.2017


Zur Dokumentation: Verkaufsartikel im ´katholisch.de-Shop´: Therapeutisches Malbuch mit buddhistischen Motiven - Screenshot 3.1.2017



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