5. Jänner 2017 in Weltkirche
Kanadischer Professor: Die Frage, ob eine protestantische Gemeinschaft wachse oder schrumpfe, sei klar an der Aussage nach ihrer theologischen Liberalität oder Konservativität erkennbar.
Waterloo (kath.net/pl) Fortschrittliche Kirchen sterben, konservative Kirchen blühen. Das vertritt David Millard Haskell, Professor für Religion und Kultur an der kanadischen Wilfrid Laurier Universität, in seinem Beitrag in der Washington Post. Seit fünf Jahren untersuchen Haskell und Kollegen die Entwicklung von 22 evangelischen kirchlichen Gemeinschaften in der kanadischen Provinz Ontario. Diese Studie erbrachte nach Auswertung von über 2.000 Antworten von Gemeindemitgliedern und Geistlichen das Ergebnis: Konservative protestantische Theologie mit ihrem eher wörtlichen Blickwinkel auf die Bibel ist ein sicheres Zeichen für Kirchenwachstum, dagegen führt liberale Theologie zum Niedergang [der Mitgliederzahlen]. Außerdem zeigte die Studie, dass die Geistlichen wachsender Gemeinschaften theologisch besonders konservativ sind, die Geistlichen der abnehmenden Gemeinschaften sich aber durch besondere theologische Liberalität auszeichnen. Bei den jeweils dazugehörigen Gläubigen schwächte sich dieser Zusammenhang überraschenderweise ab, sie nähern sich theologisch stärker dem Mittelfeld.
Der Professor der in Waterloo (Ontaria) beheimateten Universität machte diese Ergebnisse an konkreten Zahlenbeispielen fest: Unter den Befragten stimmen aus den wachsenden Gemeinschaften 93 Prozent der Geistlichen und 83 Prozent der Gemeindemitglieder dem Satz zu: Jesus erstand von den Toten mit einem echten Leib aus Fleisch und Blut, er hinterlies ein leeres Grab. Aus den schrumpfenden Gemeinschaften stimmten nur 56 der Geistlichen dieser Aussage zu, unter ihren Gemeindemitgliedern immerhin noch 67 Prozent. Dem Satz: In Reaktion auf Gebete vollbringt Gott Wunder stimmten in wachsenden Gemeinschaften beeindruckende 90 Prozent sowohl der Geistlichen wie auch der Gemeindemitglieder zu, während sich nur noch 44 Prozent der Geistlichen aus schrumpfenden Gemeinschaften zur Bejahung durchringen konnten. Doch auch in schrumpfenden Gemeinschaften glauben noch 80 Prozent an das Wunderwirken Gottes.
Einer der Gründe für die unterschiedliche Entwicklung des Gemeindewachstums liege u.a. in der unterschiedlichen Auslegung des Missionsbefehles Jesu, so Haskell. Die Studie erbrachte, dass Geistliche der wachsenden, konservativen Gemeinschaften den Missionsbefehl Jesu wörtlich nehmen und es deshalb für sehr wichtig halten, Nichtchristen dazu zu ermutigen, dass sie Christen werden. Genau dies lehnt jedoch die Hälfte der liberalen Geistlichen ab. Sie halten es nicht für wünschenswert, Nichtchristen zu überzeugen. Manche hielten es etwa für kulturell unsensibel, mit ihrer Religion außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft hausieren zu gehen.
Link zum Originalartikel der Washington Post: David Hasell: Liberal churches are dying. But conservative churches are thriving.
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