28. Jänner 2017 in Weltkirche
Franziskus äußerte sich vor der gemischten Theologenkommission der katholischen Kirche und der orientalisch-orthodoxen (altorientalischen) Kirchen zu Christenverfolgung durch Jihadisten.
Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Papst Franziskus hat Gewalt gegen Christen im Nahen Osten angeprangert. Viele Kirchen dort würden täglich Zeugen von "schrecklichen Gewaltakten durch fundamentalistischen Extremismus", sagte er am Freitag im Vatikan. Armut, Ungerechtigkeit und soziale Ausgrenzung hätten zu "erbärmlichen Lebensumständen, kultureller und spiritueller Verwüstung" geführt. Begünstigt würden dadurch Manipulationen und Hass. Als Ursachen für die Instabilität in der Region nannte Franziskus vor allem äußere Interessen und alte Konflikte. Der Papst sprach vor der gemischten Theologenkommission der katholischen Kirche und der orientalisch-orthodoxen (altorientalischen) Kirchen. Gemeinsam mit ihnen betete er für alle Geiseln und Opfer von Diskriminierung.
Die Kirchen im Nahen Osten seien gefordert, Eintracht und Hoffnung zu säen, sagte Franziskus weiter. "Trösten wir mit dem Frieden, der von Gott kommt, ein Frieden, den wir alle gemeinsam in eine verletzte und zerrissene Welt bringen müssen". Die christliche Antwort auf ein Umfeld, in dem "Gewalt wieder Gewalt hervorruft", könne nur die christliche Botschaft sein.
Der Papst bekundete den altorientalischen Christen im Nahen Osten seine Verbundenheit: "Euer Leid ist auch unser Leid." Er sagte weiter, im Tod für den Glauben sei die Einheit der Christen bereits erreicht: "Märtyrer und Heilige aller kirchlichen Traditionen sind in Christus bereits alle eins." Der Papst forderte seine Zuhörer zu einem stärkeren ökumenischen Engagement auf.
Salzburger Theologe Winkler ist Mitglied
Der internationalen Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen gehört auch der Ostkirchenexperte und Vorsitzende der Salzburger "Pro Oriente"-Sektion, Prof. Dietmar Winkler, an. Die orientalisch-orthodoxen Kirchen haben ihre Zentren in Nahost, Afrika und Südasien. Zu ihnen zählen die armenisch-apostolische, die syrisch-orthodoxe, die malankarisch-indisch-orthodoxe, die koptisch-orthodoxe, die äthiopisch-orthodoxe und die eritreisch-orthodoxe Kirche.
Die Kirchenfamilie ging nach dem 5. Jahrhundert ihren eigenen Weg. Nach Jahrhunderten der Polemiken und gegenseitigen Verurteilungen kam es im 20. Jahrhundert zu intensiven theologischen Dialogen zwischen ihnen und der katholischen Kirche, wobei die von der Wiener Stiftung "Pro Oriente" ab 1971 veranstalteten inoffiziellen Gespräche zwischen orientalisch-orthodoxen und katholischen Theologen von großer Bedeutung waren.
Wie "Pro Oriente" in einer Aussendung am Donnerstag erinnerte, sei schon bei der ersten Gesprächsrunde 1971 auf Initiative des damaligen jungen koptischen Bischofs und späteren Papst-Patriarchen Schenuda die "Wiener Christologische Formel" entwickelt worden. Herausgearbeitet worden sei, "dass der Glaube an Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch gemeinsam ist und die unterschiedlichen theologischen Formulierungen auf kulturelle und sprachliche Prägungen zurückzuführen sind".
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