9. Februar 2017 in Aktuelles
Münchner Pastoraltheologe Wollbold zum Schreiben der DBK über "Amoris laetitia": "Wenn nun selbst kirchliche Medien vom Durchbruch zu einer anderen Pastoral sprechen, ist das interessegeleitete Propaganda"
München (kath.net)
Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold sieht das Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) als "Druckventil". In einem Interview mit der "Tagespost" freut er sich über die Notwendigkeit hin, dass ein Ehekatechumenat entwickelt werden soll. Dies sei "einer der starken Punkte des Papiers". Der Theologieprofessor fordert aber "attraktive und substanzielle Kurse" und "keine Allerweltsratschläge", die man leichter im Internet findet. "Katechumenat heißt Glaubensweg. Bei den meisten Brautpaaren hieße dies überhaupt erst einmal Evangelisierung." Der Münchner Pastoraltheologe möchte, dass beim Ehekatechumenat auch erfahrene Ehepaare beteiligt werden und diese Kurse nicht nur den Profis überlassen werden. Wollbald erinnerte dann auch an die Klarheit eines Johannes Paul II. und dass die Vorbereitung für die Ehe schon viele Jahre vor der Trauung beginne. "Bereits in Religionsunterricht und Firmkatechese müsste man über die Bücher gehen und die großen Wahrheiten von Liebe und Ehe unverkürzt und ansprechend zugleich vermitteln."
Angesprochen auf die Verwirrung rund um "Amoris laetitia und die mögliche Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion bedauerte Wollbold, dass die Mediendynamik hier eine enormen Erwartungsdruck aufgebaut habe und sich alles auf die Frage der Kommunionzulassung konzentriert habe. Auch innerkirchlich gab es Druck zur Anerkennung einer neuen Verbindung. "Wenn nun selbst kirchliche Medien vom Durchbruch zu einer anderen Pastoral sprechen, ist das interessegeleitete Propaganda." Wollbold spricht dann ausdrücklich von Verwirrung und dass es "für Betroffene wie für Seelsorger" einen deutlichen Rückschritt gegenüber der Praxis darstelle, wie sie etwa unter Johannes Paul II. durchaus möglich war.
Der Pastoraltheologe kritisiert dann, dass sowohl im Schreiben Amoris laetitia als auch im Bischofswort die kirchenrechtliche Klarheit fehle. Das Schreiben der Bischofskonferenz behandle nur das "forum internum". Hier ist der geschützte Raum von Gewisse, Beichte und Seelsorge gemeint, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sei. Für die Öffentlichkeit selbst gelte aber laut Wollbold nach wie vor das forum externum und damit auch Kanon 915 des CIC, nachdem wiederverheiratete Geschiedene an den Orten, wo ihre Situation bekannt sei, nicht zur Kommunion zugelassen werden dürfen.
Kritisch sieht Wollbold in dem Zusammenhang auch die Diskussion um das "Gewissen", das als "Zauberwort" verwendet werde, um der Einzelfallregelung "eine höhere Weihe" zu verleihen. Für den Theologen werde damit aber die "Gewissenslehre des Thomas von Aquin" deutlich überstrapaziert, da das Entlastende der Zehn Gebote ja gerade darin bestehe, dass ich "klare Grenzen" kenne. "Ich weiß, was ich unbedingt zu vermeiden habe, also zum Beispiel Mord, Lüge oder Ehebruch. Diese Gebote verbieten bestimmte Handlungen semper et pro semper, also stets und unter allen Umständen. Das verlangt keine Gewissensanstrengung in höchstem Maß, sondern ist ganz einfach."
Abschließend bezeichnet Wollbold das Schreiben der Bischöfe als ein Schreiben, das "einem Eiertanz" gleiche. Leider seien hier " wichtige Wahrheiten" unter den Tisch gefallen. Er hoffe, dass die Diözesanbischöfe den Mut aufbringen werden, wieder an diese zu erinnern.
Interview 2015: Prof. Andreas Wollbold, Pastoraltheologe Ludwig-Maximilians-Universität München zu ZdK-Forderungen Wiederverheiratete/homosexuelle Paare
Foto Prof. Wollbold (c) Andreas Wollbold
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