22. März 2017 in Kommentar
Bald werden wir soweit sein wie böse Zungen behaupten: Unsere Theologen könnten sehr gut auf Gott verzichten, wenn sie sich dann immer noch Theologen nennen dürften. Gedanken eines Nichttheologen. Gastbeitrag von Stefan Fleischer
Grenchen (kath.net) Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,16-20)
Als heute der Prediger sich bemühte, die Geschichte vom Jakobsbrunnen (Joh 4,5-42) als Beispiel einer gelungenen Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Völker und Religionen darzustellen, da hatte ich das Gefühl, da stimme irgendetwas nicht ganz. Natürlich müssen wir Christen uns bemühen, Menschen anderer Kulturen und Religion mit Respekt und Verständnis zu begegnen. Natürlich dürfen wir ihnen nicht von oben herab ins Gewissen zu reden, sie zum Glauben zwingen, sie gering schätzen oder gar verachten. Aber am Jakobsbrunnen begegneten sich doch nicht einfach eine samaritische Frau und ein jüdischer Mann in gegenseitiger Achtung, auch nicht einfach ein psychologisch begnadeter Wanderprediger und eine einfache Frau aus dem Volk mit ihren Sorgen und Wünschen. Hier verkündet Christus der Herr seine Botschaft vom Reich Gottes. Hier erweist und bezeugt er sich selbst als der Christus, der Sohn Gottes. Wo wir diesen zentralen Aspekt der Geschichte ausklammern, da betreiben wir wenn auch ganz unbewusst eine Entgöttlichung unseres Herrn.
Die sicher sehr gut gemeinten Ausführungen dieser Predigt sind leider kein Einzelfall. Kaum zuhause stieß ich dann auf eine Medienmeldung, welche die Aussagen eines deutschen Kardinals so wiedergab: Oberste Priorität habe für die Arbeit der Kirche nach Einschätzung der deutschen Bischöfe die Evangelisierung. Diese sei aber nicht als Rückeroberung oder Rekrutierung für die Kirche zu verstehen. Evangelisierung bedeutet, die ganze Welt, die Kultur der Menschen mit der Figur Jesu von Nazareth in Berührung zu bringen. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Die Figur Jesu von Nazareth! Hätte vor dem Konzil jemand so von Christus gesprochen, er wäre von jedem überzeugten Christen zurecht gewiesen worden. Heute muss man das sogar aus dem Mund eines Kardinals hören. Aber damals war das Bewusstsein der Gottheit Christi noch tief in allen Gläubigen verankert. Heute ist die ganze Verkündigung derart auf den Menschen und sein irdisches Heil fokussiert, dass diese Gottheit Christi schon weitgehend aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden ist. Wenn wir aufmerksam beobachten stoßen wir an allen Ecken und Ende auf Beispiele dieser Entgöttlichung Christi. Und nicht genug damit, auch das Gottesbewusstsein generell schmilzt wie Schnee an der Sonne. Bald einmal werden wir soweit sein wie böse Zungen behaupten: Unsere Theologen könnten sehr gut auf Gott verzichten, wenn sie sich dann immer noch Theologen nennen dürften.
Der Auftrag, den unser Herr seinen Jüngern mitgegeben hat lautet: Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Das hat nur insofern mit einer besseren Welt hier und jetzt zu tun, als diese Welt umso besser wird, je mehr Menschen Jünger des Herrn werden. Dazu aber braucht es - heute dringender denn je eine Neuevangelisation, welche sozusagen bei Adam und Eva neu ansetzt, das heißt bei Gott und bei der Gottheit Christi.
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Heiligkeit für Anfänger
Ein Wegbegleiter
Von Stefan Fleischer
Taschenbuch, 156 Seiten
2011 BoD
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