'Ihre Argumente sind für mich nicht nachvollziehbar!'

7. Juni 2017 in Kommentar


Nach der Ablehnung der Unterstützung des „Marsches für das Leben“ schreibt Klaus Hildebrandt an den Berliner Diözesanrat – „Hier geht's auch um den Zustand der katholischen Kirche Deutschlands, allen voran Berlins“


Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert den Brief von Klaus Hildebrandt an den Vorsitzenden des Berliner Diözesanrates, Bernd Streich, in Reaktion auf dessen Ablehnung einer Unterstützung des „Marsches für das Leben“ in voller Länge:

Sehr geehrter Herr Streich,

Bezug nehmend auf Ihre schriftliche Erklärung v. 24.05.2017 zum (Berliner) "Marsch für das Leben" anlässlich der Vollversammlung des Diözesanrates am 13.05.2017, schließe ich mich den Ausführungen Frau … aus Berlin an und verweise dazu auch auf die ausführlichen Berichte auf "kath.net" und von der "Tagespost".

Ihre Argumente und Hinweise sind auch für mich nicht nachvollziehbar. Den Marsch-Teilnehmern ging es in all den Jahren beim Thema Abtreibung ausschließlich um den besseren Schutz von Ungeborenen und nicht um die Beschneidung von angeblichen "Recht der Frau", worauf Sie und die Mehrheit Ihrer Mitglieder offensichtlich abstellen. Hier handelt es sich also um völlig unterschiedliche Ausgangspositionen, woraus sich die Ablehnung des Antrags durch Ihre Mitglieder schon erklären lässt. Solange sich die Diözesanmitglieder nicht der Unverhältnismäßigkeit des Tötungsaspekts bewusst werden, besteht m.E. kaum Hoffnung auf Besserung, obwohl es doch Alternativen gerade zur Abtreibung gibt. Ein sinnvoller Weg hin zur Lösung dieses gravierenden Problems dürfte in der Forderung nach einer wesentlich besseren Familien- und Sozialpolitik liegen, die die Ausbeutung von Frauen durch Politik und Wirtschaft unter dem verlockenden Vorwand der "Selbstbestimmung" endlich beendet. Die hohe Anzahl der Stimmenthaltungen spiegelt klar erkennbar den fehlenden Mut und das schlechte Gewissen der Laien wieder, Position zu beziehen.

Ungeachtet dessen empfand auch ich es als Beleidigung, den vielen oft von weither angereisten Bürgern "Indifferenziertheit" zu unterstellen, da vermutlich kein einziges Mitglied Ihres Rates je an einem Marsch teilnahm. Anstatt Rhetorik brauchen wir Lösungen und kirchliches Engagement, um gesellschaftliche Fehlentwicklungen wieder zu korrigieren. Eine Kirche ohne Gesicht und eine, die sich nur noch treiben lässt, erfüllt heute keinen Zweck mehr.

Bitte teilen Sie mir die Namen derjenigen Mitglieder mit, die für den Antrag stimmten, damit ich ihnen danken kann. Sehen Sie es mir nach, wenn ich meine Mail breit streue, denn hier geht's auch um den Zustand der katholischen Kirche Deutschlands, allen voran Berlins, wo inzwischen - auch ohne Dunkelziffer - schon jedes 4. Kind im Mutterleib getötet wird (s. Anlage).

Der Vorgang zeigt, dass die Beteiligung von Laien in Glaubensangelegenheiten nicht unbedingt von Vorteil geprägt sein muss und insofern sogar demokratiegefährdend bis "lebensbedrohlich" werden kann. Darum bitte ich hiermit ausdrücklich um Weiterleitung meiner Mail nicht nur an den/die Verfasser des abgelehnten Antrags, sondern an alle Mitglieder des Diözesanrats des Erzbistums Berlin.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Hildebrandt

Der Marsch für das Leben Berlin 2017 wird am Samstag, 16.09.2017, stattfinden

Weiterführende kath.net-Beiträge zum „Nein“ des Berliner Diözesanrates:
- Alexandra Linder: „Berliner Diözesanrat hat keine Mehrheit für den Marsch für das Leben?“

Peter Winnemöller: „Verschlossen für das Leben”

Berliner Diözesanrat lehnt Antrag zur Unterstützung des „Marsch für das Leben“ ab

Berliner Erzbischof Heiner Koch - Ansprache beim Marsch für das Leben 2016


Berlin: Marsch für das Leben 2015 - Aufzeichnung der Kundgebung in voller Länge! (u.a. Statement Weihbischof Heinrich/Berlin)


EWTN Reporter - Bischof Rudolf Voderholzer/Regensburg - Marsch für das Leben 2016


Archivfoto Marsch für das Leben (c) Astrid Rochow


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