Kameruns Kirchenführer: Mord an Bischof Balla rasch aufklären

16. Juni 2017 in Weltkirche


Bischofskonferenz: Kameruns Kirche wird "von dunklen Mächten verfolgt" - Aufforderung an die Justiz, lange Mordserie an Bischöfen, Priestern und Ordensleuten endlich aufzuklären


Yaounde (kath.net/KAP) Der mysteriöse Tod von Bischof Jean-Marie Benoit Balla "war kein Selbstmord, sondern ein brutaler Mord": Das hat die Bischofskonferenz Kameruns am Dienstag bei einer außerordentlichen Vollversammlung erklärt. Die Kirchenführer sprachen von einer "abscheulichen, nicht hinnehmbaren Straftat", deren Umstände und Motive rasche aufgeklärt werden müssten. Die Behörden sollten die Täter finden und verurteilen, forderten sie in dem Schreiben der Bischöfe, das die Unterschrift ihres Vorsitzenden Samuel Kleda (Douala) trägt.

Der 58-jährige Bischof Balla war seit 31. Mai vermisst und am 2. Juni in einem Fluss 90 Kilometer nördlich der Hauptstadt Yaounde gefunden worden. Sein Leichnam wurde durch den Apostolischen Nuntius Piero Pioppo sowie die Erzbischöfe Kleda und Jean Mbarga identifiziert und in ein Spital der Hauptstadt gebracht. Medien berichteten zunächst, der Bischof habe Selbstmord begangen. Dies sei laut den ersten Ergebnissen der Autopsie, auf welche die Bischöfe verweisen, jedoch auszuschließen.

Die Bischöfe erinnerten daran, dass in ihrem Land in der Vergangenheit bereits mehrere Kirchenvertreter ermordet wurden, ohne dass je ein Fall aufgeklärt wurde. Explizit nannten sie dabei Bischof Yves Plumey (1991), den Zeitungsherausgeber P. Joseph Mbassi (1988), den Missionar P. Antony Fontegh (1990), die französischen Ordensfrauen Sr. Germaine-Marie Husband und Sr. Marie Léonne Bordy (1992) und den Anthropologen P. Engelbert Mveng (1995).

Anonymen Quellen zufolge hatte Bischof Balla Hintergründe über ungeklärte Priestermorde aufgedeckt, was ihm zum Verhängnis geworden sein könnte; erst vor vier Wochen war ein Priester seiner Diözese Bafia tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden worden.

"Wir sind der Meinung, dass der Klerus in Kamerun von dunklen und bösen Mächten verfolgt wird", schreiben die Bischöfe. Momentan durchlebe Kameruns Kirche einen "schwierigen und heiklen Moment in ihrer Geschichte und ihrer Mission", und ganz Kamerun sei "schockiert und verärgert" über den jüngsten Vorfall. Die Justiz müsse den kompletten Autopsiebericht veröffentlichen, forderten sie, während sie die nationalen Medien anhielten, sich nicht zur Plattform für Verleumdungen und Lügen zu machen. Man bete auch für die Täter und ihre Bekehrung, hieß es.

Das Auto von Bischof Balla, der seit 2003 der Diözese Bafia vorstand, war Anfang Juni an einer Brücke gefunden worden. Auf dem Beifahrersitz soll ein Zettel mit der Aufschrift "Sucht mich nicht - ich bin im Wasser" gelegen haben. Berichten zufolge soll in der Lunge des Toten jedoch "kein Tropfen Wasser" gefunden worden sein. Stattdessen habe man Spuren von Misshandlungen festgestellt, hieß es.

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