Religionskritik ja, Islamkritik nein

28. Juli 2017 in Aktuelles


Richard Dawkins, Biologe und Atheist: "Warum geben Sie dem Islam einen Freibrief? Warum ist es gut, das Christentum zu kritisieren, aber nicht den Islam?"


Washington D.C. (kath.net/pro Medienmagazin) Der Biologe Richard Dawkins (Foto) ist bekannt dafür, Kritik an Religionen zu üben. So lange es gegen das Christentum geht, schien es für den amerikanischen Radiosender KPFA akzeptabel zu sein. Nun stellten die Medienmacher fest, dass Dawkins auch den Islam kritisiert – und sagten eine Veranstaltung mit ihm wieder ab.

Richard Dawkins ist nicht nur Evolutionsbiologe, sondern auch Begründer des sogenannten „Neuen Atheismus“ und einer der bekanntesten Religionskritiker. In seinem Buch „Der Gotteswahn“ beschrieb er 2006 den Glauben als Krankheit, von der man geheilt werden müsste. Zwei Jahre später unterstützte er die Atheistische Bus-Kampagne, bei der auf öffentlichen Bussen Londons der Satz stand: „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt höre auf, dir Sorgen zu machen, und genieße dein Leben!“ Er sagte damals: „Diese Kampagne wird Leute zum Denken bringen – und Denken ist Anathema für jede Religion.“

Nun hat Dawkins ein neues Buch geschrieben, das den Titel trägt: „Science in the Soul: Selected Writings of a Passionate Rationalist“ (etwa: Von ganzer Seele Wissenschafter: Ausgewählte Texte eines leidenschaftlichen Rationalisten). Der linksgerichtete amerikanische Radiosender KPFA lud den bekannten Religionskritiker ein, sein Buch am 9. August bei einer Veranstaltung vorzustellen. Allerdings mussten die Radiomacher danach feststellen, dass Dawkins auch starke Worte gegen die Religion des Islam findet – und lud den Atheisten wieder aus.

In einer E-Mail des Senders an jene Kunden, die bereits Karten für das Event gekauft hatten, heißt es: „Wir hatten die Veranstaltung anberaumt wegen des exzellenten neuen Buches von Dawkins über Wissenschaft, bevor wir wussten, dass er in seinen Tweets und bei anderen Bemerkungen über den Islam viele Menschen beleidigt und verletzt hat.“ Weiter heißt es: „KPFA unterstützt die freie Meinungsäußerung, aber wir unterstützen keine Beleidigungen. Wir entschuldigen uns dafür, dass wir uns nicht früher mehr über die Sichtweisen von Herrn Dawkins informiert haben.“

Der in Amerika bekannte regionale Radiosender KPFA mit Sitz in Berkeley im US-Bundesstaat Kalifornien wurde 1949 von Pazifisten gegründet und hielt stets die freie Meinungsäußerung hoch. Er war der erste Sender, der von den Hörern finanziert wurde, und er machte rasch auf sich aufmerksam, denn dort kam erstmals ein Schwulenaktivist zu Wort, und es wurde in diesem Sender früh für die Freigabe von Marihuana geworben. Während der Antikriegsbewegung in den Sechzigerjahren war er eine wichtige Stimme.

„Warum geben Sie dem Islam einen Freibrief?“

Dawkins tritt seit Jahrzehnten mit seiner scharfen Kritik an Religionen öffentlich auf. Auch bei KPFA war er bereits zu Gast, zuletzt im Oktober 2015. Dawkins, der von 1967 bis 1969 in Berkeley forschte, war früher sogar selbst begeisterter und zahlender Hörer, wie er mitteilte.

Erst im Juni hatte Dawkins anlässlich der Vorstellung seines neuen Buches gegenüber dem britischen Telegraph gesagt, der Islam sei die „böseste Religion“ von allen. „Man ist versucht zu sagen, alle Religionen seien schlimm, und das sage ich auch, aber es ist schlimmer zu sagen, alle Religionen seien gleich schlimm“, sagte der Autor. „Wenn man sich ansieht, welchen tatsächlichen Einfluss die verschiedenen Religionen in der Welt haben, dann wird deutlich, dass die böseste Religion von allen im Moment der Islam ist.“

Auch als Dawkins 2015 zu Gast beim amerikanischen Talkshow-Host und bekennenden Astheisten Bill Maher war, sagte er über die islamische Kultur, in der etwa Frauen auch bei Hitze vollständig bedeckt sein müssen: „Zur Hölle mir ihrer Kultur.“

Dawkins schrieb nun in einem offenen Brief auf seiner Webseite: „Als ich zwei Jahre lang in Berkely lebte, liebte ich Euren Sender, denn er war die Heimat der freien Meinungsäußerung“. Er habe den Islam nie angegriffen, sondern vielmehr den Islamismus, was einen bedeutenden Unterschied ausmache. „Ich habe in der Tat die Frauenfeindlichkeit, die Homophobie und die Gewalt von Islamisten scharf verurteilt, unter denen die Muslime selbst – vor allem die Frauen – am ehesten die Opfer sind. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich diese schlimmen Grausamkeiten anprangere, ich werde damit weitermachen.“

Der Biologe schreibt weiter: „Ich bin bekannt für meine häufige Kritik am Christentum, und ich wurde deswegen noch nie irgendwo ausgeladen. Warum geben Sie dem Islam einen Freibrief? Warum ist es gut, das Christentum zu kritisieren, aber nicht den Islam?“


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