20. September 2017 in Weltkirche
Das Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie wird neu gegründet. Komplexe Realitäten sollen einbezogen werden. Möglicherweise steht eine Neuinterpretation von Humanae vitae bevor, schreibt Edward Pentin.
Rom (kath.net/jg)
Neue Entwicklungen insbesondere hinsichtlich des Päpstlichen Institutes Johannes Paul II. für Ehe und Familie bestätigen offenbar Vermutungen, dass die Lehre von Amoris laetitia weitergeführt und irreversibel gemacht werden soll. Dies schreibt der gewöhnlich gut informierte Vatikanexperte Edward Pentin in seinem Blog für die Onlineausgabe des National Catholic Register.
Mit dem Motu Proprio Summa Familiae Cura hat Papst Franziskus das Institut neu gegründet. Seine offizielle Bezeichnung lautet jetzt Päpstliches Institut Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften. Es soll die Arbeit der letzten beiden Familiensynoden und der nachsynodalen Exhortation Amoris laetitia weiterführen.
Eine mögliche Neuerung könnte eine Reinterpretation der Enzyklika Humanae vitae sein, deren fünfzigjähriges Jubiläum die Kirche 2018 begeht. Die Lehren von Johannes Paul II. werden von Theologen als Haupthindernis für eine Abschwächung der Enzyklika gesehen.
Diesbezügliche Bedenken erhalten angesichts der Begründung, die im Motu Proprio für die Neugründung des Institutes angegeben werden, neue Nahrung. Der Glaube solle in einem Kontext interpretiert werden, der die komplexen Realitäten berücksichtige und nicht auf die pastorale und missionarische Praxis der Vergangenheit beschränkt sei. Mit ähnlich klingenden Gründen würden die kontroversen Interpretationen von Amoris laetitia vorgebracht, schreibt Pentin.
Die Zeichen für einen Bruch sind da, schreibt er wörtlich. Die neue Führung des Institutes und Erzbischof Paglia habe bereits den Lehrkörper erweitert und es damit prestigeträchtiger gemacht. Dieser Schritt würde das Institut für Professoren und Studenten attraktiver machen, werde aber von Kritikern als subtiler Versuch gesehen, die Lehre von Johannes Paul II. auszuhöhlen, indem am Institut nun Ansichten vertreten seien, die nicht mit dem Magisterium der Kirche übereinstimmen würden.
Aus verlässlicher Quelle sei zu erfahren, dass Mitglieder des deutschen Episkopats mit der Geschwindigkeit der Reformen unter Papst Franziskus unzufrieden seien und Druck auf diesen ausgeübt hätten. Vor diesem Hintergrund seien die Veröffentlichung der beiden Motu Proprio Magnum principium zur Übersetzung liturgischer Texte und Summa Familiae Cura innerhalb kurzer Zeit zu verstehen. Die deutschen Bischöfe seien sehr darauf bedacht, dass die gegenwärtigen Veränderungen von einem späteren Papst nicht wieder rückgängig gemacht werden könnten, zitiert Pentin seine Quelle. Laut Aussage des argentinischen Erzbischofs Victor Fernandez, eines engen Vertrauten von Franziskus, wolle der Papst selbst sicherstellen, dass seine Reformen irreversibel seien, schreibt der Vatikanist abschließend.
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