'Das Ehe-Öffnungsgesetz ist verfassungswidrig!'

22. September 2017 in Interview


Hedwig Beverfoerde: „Es lohnt sich sehr, für Ehe und Familie auf die Straße zu gehen und die Meinungsfreiheit zu verteidigen!“ KATH.NET-Interview von Petra Lorleberg


Berlin (kath.net/pl) „Das am 30. Juni 2017 in einem unwürdigen Hauruck-Verfahren beschlossene Ehe-Öffnungsgesetz ist verfassungswidrig.“ Dies sagt Hedwig Beverfoerde im kath.net-Interview. Sie und ein Team Jugendlicher war mit dem „Bus der Meinungsfreiheit“ durch zehn Städte Deutschlands getourt, das Team präsentierte am letzten Tag vor dem Bundeskanzleramt in Berlin die Petition „Ehe bleibt Ehe!“, „die inzwischen weit über 220.000 Unterschriften gegen die Ehe-Öffnung erhalten hat!“. Die Sprecherin und Koordinatorin des Aktionsbündnisses für Ehe und Familie „Demo für alle“ berichtet von massiver Hassrede gegen ihre Aktion, stellte aber gleichzeitig fest: „Es lohnt sich sehr, für Ehe und Familie auf die Straße zu gehen und die Meinungsfreiheit zu verteidigen!“

kath.net: Frau Beverfoerde, Sie tourten mit dem „Bus der Meinungsfreiheit“ durch Deutschland. Um was genau ging es Ihnen?

Hedwig Beverfoerde: Stellen Sie sich unseren leuchtend orangefarbenen „Bus der Meinungsfreiheit“ als ein riesiges mobiles Werbeplakat für Ehe und Familie und für die Meinungsfreiheit vor. 10 Tage lang sind wir, d.h. eine Gruppe Jugendlicher von DEMO FÜR ALLE gemeinsam mit Eduard Pröls von CitizenGO und mir damit quer durch Deutschland gefahren.

Uns war klar, dass die in großen weißen Lettern und Bildern auf dem Bus prangenden Aussagen wie z.B. „Ehe bleibt Ehe!“ Aufsehen erregen und auch polarisieren würden. Das sollten sie auch.

Bei unseren Bus-Stopps in 10 deutschen Großstädten ging es in erster Linie darum, die Menschen vor Ort, in den Fußgängerzonen, auf den Marktplätzen aufzurütteln und mit ihnen über die Themen Ehe, Familie und Gender ins Gespräch zu kommen.

Mit Erfolg: In allen Städten konnten wir vor zahlreichen interessierten Passanten darlegen, dass die vom Bundestag am 30. Juni beschlossene Ehe-„Öffnung“ für homosexuelle Partnerschaften verfassungswidrig ist und dringend vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden muss.

Besonders bewegend waren die Zeugnisse unserer Jugendlichen: Jedes Kind hat das natürliche Recht auf eine Mutter und einen Vater und kein Staat hat das Recht, die Ehe umzudefinieren.

kath.net: Ist „Meinungsfreiheit“ in unserem demokratischen Land nicht eine Selbstverständlichkeit? Wir haben sie gesetzlich verbrieft, ebenso wie die Pressefreit. Klemmt es trotzdem?

Beverfoerde: Gesetzlich Verbrieftes kann zur Makulatur werden, wenn es nicht ständig eingefordert und durchgesetzt wird. Obwohl uns das Grundgesetz in Artikel 5 die freie Meinungsäußerung garantiert, sieht die Realität inzwischen anders aus. Denken Sie nur an das verfassungsrechtlich hochumstrittene NetzwerkDurchsetzungsGesetz, im Volksmund „Maas’sches Zensurgesetz“ genannt, das der Bundestag an seinem letzten Sitzungstag vor der Bundestagswahl durchgewinkt hat.

Und seit längerem gilt: Wer in Deutschland friedlich für die Wahrung der Elternrechte und gegen eine Sexualisierung der Kinder in Schule und KiTa demonstriert, muss mit massiven Störaktionen rechnen, auch von angeblich demokratischen Parteien.

So konnten unsere bisherigen Demonstrationen und Kongresse in Stuttgart und Wiesbaden überhaupt nur dank eines Großaufgebotes der Polizei stattfinden, da Linke, Grüne, LSBTQ-Gruppen zusammen mit linksextremen Antifa-Aktivisten durch Blockaden, Pfeif- und Kreischkonzerte, Stinkbomben und anderem „kreativen Protest“ unsere Veranstaltungen zu verhindern versuchten.

Vor zwei Jahren wurde sogar ein Brandanschlag auf die Geschäftsadresse von DEMO FÜR ALLE verübt.

kath.net: Sie selbst wenden sich gegen die „Ehe für alle“. Frau Beverfoerde, Sie sind doch eigentlich in bester Gesellschaft, immerhin haben jüngst Bundeskanzlerin Merkel und weitere 225 Bundestagsabgeordnete öffentlich und namentlich gegen die „Ehe für alle“ gestimmt. Auch Papst Franziskus wandte sich bereits mehrfach und äußerst deutlich gegen die „Ehe für alle“, ebenso hierzulande mehrere katholische Bischöfe. Haben Sie nicht den Eindruck, dass Sie Ihre Positionen frei vertreten können?

Beverfoerde: Seit wir uns als DEMO FÜR ALLE öffentlich für die Ehe als Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau einsetzen, sei es auf Demonstrationen, in Petitionen oder Talkshows, werde ich immer wieder als homophob diskreditiert, diffamiert und öffentlich angepöbelt. Von Seiten der Gegendemonstranten, aber eben auch in den Medien schlägt uns teilweise ein enormer Hass entgegen, da werden Lügen und Unwahrheiten über uns und unsere Arbeit verbreitet.

Und das nur, weil wir für etwas einstehen, dass für das Bundesverfassungsgericht in seiner ständigen Rechtsprechung bislang völlig unstrittig war.

Es ist schön, dass noch 226 Bundestagsabgeordnete diese nach wie vor gültige Rechtsauffassung teilen, aber die wenigsten von ihnen treten öffentlich kraftvoll für diese Überzeugung ein. Dieses verminte Gelände wird sehr gern uns Aktivisten überlassen.

Zudem scheint mir Angela Merkels „Nein“ zur Ehe-Öffnung eher eine Beruhigungspille für den konservativen Rest in der CDU vor der Bundestagswahl als ihre wirkliche Überzeugung. So sprach sie sich im Anschluss an die Abstimmung zur Ehe-Öffnung öffentlich für ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare aus.

kath.net: Sie haben mit dem „Bus der Meinungsfreiheit“ die Erfahrung gemacht, dass selbst Bundestagsabgeordnete bei den Gegendemonstranten mitliefen. Möchten Sie uns davon berichten? Hatten Sie den Eindruck, dass hier – auch in den Argumentationen – Ihre Meinungsfreiheit geachtet wurde?

Beverfoerde: Bei jedem Bus-Stopp von München über Stuttgart, Karlsruhe, Wiesbaden, Köln, Düsseldorf, Hannover, Dresden, bis Berlin, wurde von gutorganisierten Gegendemonstranten versucht, uns bei unseren angemeldeten Kundgebungen erst gar nicht zu Wort kommen zu lassen.

In Köln beteiligte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Elfi Scho-Antwerpes an einer Blockade, die uns 4 Stunden lang die Zufahrt zu unserem angemeldeten Versammlungsort vorm Dom verwehrte, bis die Bereitschaftspolizei NRW eingriff und uns eine andere Zufahrt eröffnete.

Dank der Schreihälse bekam unser Bus eine Riesenaufmerksamkeit und wir konnten noch eine dreiviertel Stunde vor hunderten Passanten auf der Domplatte sprechen.

In mehreren Städten wurden von demagogischen Rednern der Gegendemo über Mikrophon verleumderische Schmähreden gegen uns und mich persönlich geführt, die uns – im krassen Gegensatz zu den positiven Botschaften unseres Busses und unserer Aktion – der Hassrede bezichtigten, als braune Nazis beschimpften und unfassbare Lügen und Beleidigungen gegen uns verbreiteten. Passanten und die eigenen Gegendemonstranten sollten möglichst keine Chance erhalten, unseren Argumenten für die Identität der Ehe und der Familie zuzuhören und mit uns ins Gespräch zu kommen.

kath.net: Warum wenden Sie sich gegen die „Ehe für alle“?

Beverfoerde: Das Wesen der Ehe als Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau, die allein das Potential zur Weitergabe des Lebens haben, ist nicht von menschlichen Gesetzgebern erfunden, sondern vorstaatlich – von Gott gegeben. Deshalb hat kein Parlament das Recht, die Ehe nach Gutdünken umzudefinieren.

Das am 30. Juni 2017 in einem unwürdigen Hauruck-Verfahren beschlossene Ehe-Öffnungsgesetz ist verfassungswidrig.

Das Grundgesetz versteht laut ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts unter Ehe ebendiesen Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau und nichts anderes.

Zudem ist absehbar, dass die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare nur ein erster Schritt ist. Bereits wenige Stunden nach der Abstimmung im Bundestag erhob die dadurch beflügelte LSBTQ-Bewegung auf dem Webportal queer.de weitere unerhörte Forderungen, wie die „Abschaffung des diskriminierenden Schutzalters“ und „rechtliche Absicherungen für Menschen, die sich für Lebensgemeinschaften jenseits der Zweierkiste entscheiden“.

Angesichts des rasant wachsenden muslimischen Bevölkerungsanteils in unserem Land sind bald Forderungen nach Anerkennung Polygamie und dann auch Kinderehe zu erwarten.

Ein wesentlicher Grund, die staatliche Ehe-Öffnung abzulehnen, ist jedoch das damit verbundene volle Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Das natürliche Recht des Kindes auf Vater und Mutter, was dem Kindeswohl entspricht, wird damit missachtet und in ein „Recht auf ein Kind“ verkehrt. Die Forderung nach Legalisierung der menschenverachtenden Leihmutterschaft, wie sie jetzt bereits von der FDP in ihrem Wahlprogramm erhoben wird, ist logische Folge.

kath.net: Frau Beverfoerde, wo sehen Sie Grundprobleme beim Gender Mainstreaming, so wie es derzeit auch in den Schulen verbreitet wird?

Beverfoerde: Neben dem Thema Ehe-Öffnung ging es bei unserer Bustour auch darum, auf die Gefahren der Gender-Ideologie aufmerksam zu machen, je, dies war sogar der eigentliche Anlass. Der erste „Bus der Meinungsfreiheit“ fuhr vor einem halben Jahr durch Spanien. Dieser Bus war eine Reaktion von „Hazte Oír“ - einer Unterorganisation von CitizenGO - auf eine Plakatkampagne der spanischen LSBTQ-Bewegung, die den Slogan „Mädchen haben einen Penis / Jungs haben eine Vagina“ auf riesige Plakatwände hatte drucken lassen. Als „Hazte Oír“ diese ideologische Verdrehung biologischer Fakten mit eigenen Großplakaten richtig stellen wollte, wurden ihnen diese verweigert. So entstand die Idee mit dem Bus als mobiles Plakat.

Auch auf unserem Bus haben wir deshalb die einfache und logische Botschaft geschrieben: „Jungs sind Jungs. Mädchen sind Mädchen. Lass Dich nicht verunsichern!“

Den Kindern in den Schulen und sogar schon in KiTas einzureden, sie könnten ihr Geschlecht aus einer Vielzahl an Geschlechtervarianten frei wählen, leugnet die biologischen und psychologischen Fakten und leistet – gerade in dieser entscheidenden und sensiblen Phase der Persönlichkeitsbildung der Kinder – einer gefährlichen Verwirrung der Geschlechtsidentität Vorschub.

kath.net: Welche Pressereaktionen gab es hinsichtlich des Busses der Meinungsfreiheit – und wie stufen Sie diese Reaktionen ein? Wie werten Sie jetzt im Rückblick selbst Ihre Aktion?

Beverfoerde: Da wir als DEMO FÜR ALLE effektiv und bekannt sind und deshalb starke Gegenreaktionen bei Gender-Ideologen, Linken und der LSBT-Lobby hervorrufen, gab es auch bei dieser Bus-Tour an den jeweiligen Orten viele Pressereaktionen, teils neutral, teils tendenziös gegen uns.

Auffallend waren die Versuche, unsere an den jeweiligen Bus-Stopps für rund 50 Personen angemeldeten Passanten-Kundgebungen mit unseren großen Demonstrationen Tausender Teilnehmer in Stuttgart und Wiesbaden zu vergleichen, um unsere Bus-Aktion zum Flop erklären zu können.

Hier hat wieder einmal die „Frankfurter Rundschau“ mit einer wahren Hetztirade den Vogel abgeschossen.

Tatsächlich war die Bustour – ganz im Gegenteil – für unser jugendliches Bus-Team und viele vor Ort Beteiligte eine großartige Erfahrung!

Insbesondere die vielen intensiven Gespräche mit interessierten Passanten und Unterstützern waren sehr beeindruckend und bestärkend. Besonders gefreut hat uns, dass nach und nach immer mehr Kritiker mit Regenbogenfähnchen zu uns an den Bus kamen, uns zuhörten und nachfragten. So konnten wir manche Falschinformation aufklären, z.B. dass wir keinerlei Hass auf Homosexuelle empfinden, hatten spannende Diskussionen und zahlreiche sehr schöne persönliche Gespräche.

Am letzten Tag haben wir vor dem Bundeskanzleramt unsere Petition „Ehe bleibt Ehe!“ präsentiert, die inzwischen weit über 220.000 Unterschriften gegen die Ehe-Öffnung erhalten hat!

Wir haben dort unsere Forderung erneuert, das Ehe-Öffnungsgesetz vom Bundesverfassungsgericht per Normenkontrollklage überprüfen zu lassen.

Unser Fazit nach dieser spannenden Bustour: Es lohnt sich sehr, für Ehe und Familie auf die Straße zu gehen und die Meinungsfreiheit zu verteidigen!

Hedwig Beverfoerde und weitere Aktivisten mit dem ´Bus der Meinungsfreiheit´ bei der Abschlusskundgebung vor dem Bundeskanzleramt Berlin




Foto Beverfoerde © Hedwig von Beverfoerde


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