13. November 2017 in Weltkirche
Rai soll in der saudischen Hauptstadt auch mit dem zurückgetretenen libanesischen Ministerpräsidenten Hariri zusammentreffen
Wien-Beirut (kath.net/KAP) Mit Spannung wird im Nahen Osten und darüber hinaus der Besuch des maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechara Boutros Rai (Foto), in Saudi-Arabien erwartet. Das maronitische Patriarchat hat bestätigt, dass der Kardinal-Patriarch am Montag nach Riad reist. Es wurde ihm zugesichert, dass er dort die Möglichkeit haben wird, mit dem zurückgetretenen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri zusammenzutreffen.
In Riad wird der Dialog im Mittelpunkt des Besuchs des Patriarchen stehen, berichtet die Stiftung "Pro Oriente" am Sonntag unter Berufung auf einen Sprecher des maronitischen Patriarchats. Kardinal Rai werde auch die Ablehnung von Terrorismus und Extremismus hervorheben und die Situation libanesischer Arbeitnehmer in Saudiarabien ansprechen, von denen nach Angaben des libanesischen Außenministeriums rund 300.000 in Saudi-Arabien leben.
Die Einladung an den Patriarchen zu einem Besuch in Saudi-Arabien war offiziell bereits am 1. November ausgesprochen worden, in der Zwischenzeit hat der schon an sich ungewöhnliche Besuch eines hochrangigen katholischen Würdenträgers in Saudi-Arabien (der erste Riad-Besuch eines Kardinals überhaupt) durch den Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten hohe politische und geopolitische Brisanz erlangt.
Im Libanon wird vermutet, dass Hariri sich nicht freiwillig in Saudiarabien aufhält, sondern sich dort sogar unter Hausarrest befindet und der Komplizenschaft mit den am angeblichen Putschversuch beteiligten saudi-arabischen Führungskräften beschuldigt wird, die auf Befehl des Kronprinzen Mohammed Bin Salman (MBS) festgenommen wurden.
Wie der Sprecher des Patriarchats sagte, will der Patriarch den saudischen Verantwortlichen vor allem die Botschaft vermitteln, dass "der Libanon nicht zum Schlachtfeld für den Kampf der regionalen Mächte werden darf". Der Libanon müsse aus den regionalen Konflikten herausgehalten werden, um auch künftig eine Oase des Friedens, der Stabilität und des Dialogs sein zu können, wo "verschiedene Religionen und Kulturen friedlich zusammenleben und mit der Zivilgesellschaft interagieren".
Der libanesische Staatspräsident Michel Aoun hat am Samstag - auch vor in Beirut akkredierten Botschaftern - deutlich gemacht, dass nach seiner Überzeugung alle Erklärungen von Saad Hariri offensichtlich "nicht die Wirklichkeit spiegeln", weil sich der Regierungschef seit seiner Rücktrittserklärung in Riad vor Wochenfrist in "einer mysteriösen Situation" befindet. Die politische Klasse des Libanon hat in seltener Einmütigkeit gefordert, dass Hariri nach Beirut zurückkehren müsse, um dort offiziell zu demissionieren.
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