14. Dezember 2017 in Aktuelles
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, hat die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anzuerkennen, als schweren Rückschlag für den Friedensprozess bezeichnet.
Jerusalem (kath.net/Kirche in Not) Der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, hat die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anzuerkennen, als schweren Rückschlag für den Friedensprozess bezeichnet. Ich halte es für unklug, das Problem auf diese Weise anzugehen. Ich glaube, dass die Entscheidung eine wahre Explosion in der arabischen Welt herbeiführen wird.
Der Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem äußerte sich am Rande einer Konferenz über Christenverfolgung im Nahen Osten, die das weltweite päpstliche Hilfswerk Kirche in Not mitorganisiert hatte. Die Konferenz fand am 5. Dezember in Brüssel statt. Einen Tag später gab die US-Regierung ihre Entscheidung, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, offiziell bekannt. Jede einseitige Entscheidung wird mehr Frustration und Zorn erzeugen. Jerusalem sollte am Ende der Verhandlungen stehen und nicht am Anfang, sagte Pizzaballa. Den momentanen Stand der Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern bezeichnete er als frustrierend. Ich weiß nicht, wie viele Intifadas, Anschläge und Kriege die beiden Völker mitgemacht haben. Es gab fast nur Misserfolge. Das ist sehr traurig.
Dass keine Lösung gefunden werden könnte, läge nicht an der fehlenden Gesprächsbereitschaft. Es werde seit fast 50 Jahren über die Lage diskutiert, alle Argumente lägen auf dem Tisch. Es fehlt an gutem Willen. Beide Parteien sind nicht kompromissbereit. Als die größten Knackpunkte benannte der Erzbischof den Grenzverlauf zwischen beiden Territorien, den Status der palästinensischen Flüchtlinge und die Hauptstadtfrage. Keiner ist bereit, sich über Jerusalem zu einigen.
Die festgefahrenen Verhandlungen führten dazu, dass sich in der Bevölkerung Frustration und Lethargie breitmachten mit schwerwiegenden Folgen für die Politik, so Pizzaballa. Es ist ein Teufelskreis. Denn wenn die Menschen nicht mehr an einen Erfolg glauben, werden die Politiker nicht mehr dazu angestoßen, etwas zu tun.
Der Franziskaner Pizzaballa, der vor seiner Bischofsweihe Verwalter der christlichen Wallfahrtstätten im Heiligen Land war, sieht im Streit um die Hauptstadt aber nicht nur die Regierungen gefordert, sondern auch die Religionsgemeinschaften. So lange die Religionen keinen Ansatz finden, der den jeweils anderen miteinschließt, ist es nahezu unmöglich, sich in der Jerusalemfrage zu einigen. Jerusalem sei mehr als eine Hauptstadt, sondern treffe den Kern der religiösen Identität. Wer nicht versteht, dass in Israel wie in den arabischen Ländern Religion ein Teil der Identität ist, versteht den Nahen Osten nicht.
Foto: Pierbattista Pizzaballa, Apostolischer Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem © KIRCHE IN NOT
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