27. Dezember 2017 in Aktuelles
Papstberater Maradiaga zu den schweren Finanzvorwürfen: "Halbwahrheiten" - KNA-Chef Ring-Eifel: "Dass da etwas faul ist, das scheint mir evident zu sein" - Finanzvorwürfe dürfte nicht das einzige Problem sein: Missbrauchsvorwürfe
Rom (kath.net)
Papstberater Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga hat sich zu Weihnachten
zu den schweren finanziellen Anschuldigen geäußert, die von einer italienischen Tageszeitung erhoben wurde. Gegenüber CNA meint er, dass es sich um "Halbwahrheiten" handle. Laut Maradiaga gingen die Vorwürfe angeblich auf einen Manager der Katholischen Universität Honduras zurück. Dieser wurde 2016 des Diebstahls beschuldigt und entlassen. Laut dem Kardinal habe nicht er persönlich, sondern die Erzdiözese das Geld erhalten. Damit seien unter anderem Priesterausbildungen und Unterstützungen für arme Priester finanziert worden. Maradiaga meinte auch, dass es jetzt nur darum gehe, die Reformen von Papst Franziskus zu gefährden. In dem Zusammenhang ist auch eine weitere Pressemeldung, die offenbar vom Kardinal lanciert wurde, interessant. Dabei wurde die "Nachricht" verbreitet, dass der oberste Papstberater, der sich ohnedies regelmäßig mit Franziskus unterhält, vom Papst angerufen (!) wurde. Laut "Vatican Insider" soll dieser gesagt haben. "Es tut mir sehr leid für all das Böse, das dir zugefügt wurde aber sorge dich nicht."
Fakt ist inzwischen, dass der Vatikan kurz vor Weihnachten bereits bestätigt hat, dass es entsprechende Untersuchungen gibt. Vom Vatikan selbst wurden aber keine Details zu den Untersuchungen, die offensichtlich schon seit Monaten durchgeführt werden, bekanntgegeben. Ludwig Ring-Eifel, der Chefredakteur der deutschen KNA, meinte vor Weihnachten gegenüber dem Domradio: "Ich glaube, dass an den Gerüchten etwas dran ist, weil der Papst tatsächlich vor einigen Monaten einen argentinischen Bischof nach Honduras geschickt hat, um dort die Dinge zu untersuchen. Ob es alles direkt an Maradiaga hängt, das weiß ich noch nicht. Es taucht jetzt auch der Name eines Assistenten von Maradiaga auf, der möglicherweise der Schuldige sein könnte. Da wäre ich noch etwas vorsichtig. Aber, dass da etwas faul ist, das scheint mir evident zu sein." Ring-Eifel erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass der Papst erstmals in seiner Kurienrede nicht nur diejenigen beschuldigt, die sich seinen Reformen in den Weg stellen, sondern auch ganz besonders diejenigen hervorhebt, die er selber ausgesucht hat, um ihm bei den Reformen zu helfen, und die dann auf Abwege geraten seien. "Das ist eine neue Richtung seiner Kritik, das geht nicht nur gegen die Blockierer der so genannten alten Garde, sondern auch gegen die Mithelfer bei der Reform, die ihrerseits auf gut Deutsch Mist gebaut haben."
Laut einem Bericht des "National Catholic Register" bleiben trotz des Dementis von Maradiaga weiterhin wichtige Fragen offen. Die Zeitung berichtet kurz vor Weihnachten, dass die schwerwiegenden finanziellen Vorwürfe vor allem Bischof Juan José Pineda treffen könnten. Dieser ist Weihbischof in der Erzdiözese von Kardinal Maradiaga und ein sehr enger Vertrauter des Kardinals. Bereits im vergangenen September dürften die finanziellen Unregelmäßigkeiten der Erzdiözese ein Thema beim Ad-Limina-Besuch der Bischöfe von Honduras gewesen sein. Eine dem "National Catholic Register" vorliegende offizielle Finanzübersicht des Bistums, die beim Treffen von Papst Franziskus mit den Bischöfen herumgereicht wurde, zeigt die Ausgaben und Einnahmen des Bistums, allerdings ohne Details. Brisant ist allerdings, dass laut der Zeitung in dem offiziellen Bericht eine 1,3 Millionen US-Dollar-Zahlung der Regierung von Honduras an das Erzbistum in dem Dokument nicht erwähnt werde. Diese Zahlung könnte laut dem "National Catholic Register" in die Hände von Bischof Pineda, dem engen Freund des Kardinals, gewandert sein. Über die Ausgaben dieses Geld gibt es keine Dokumentation. Pineda steht schon länger im Verdacht der finanziellen Misswirtschaft. Die Zeitung schreibt dann unter Berufung auf eine informierte Quelle: "Die Beziehung des Kardinals mit Pineda ist sehr eng. Der Kardinal verteidigt ihn durch die Bank."
Das Erzbistum von Kardinal Maradiaga dürfte allerdings nicht nur Probleme mit finanzieller Misswirtschaft haben. Laut dem "National Catholic Register" soll der Weihbischof einen engen Freund namens "Mike" haben. Dieser tritt in Honduras als Polizeikaplan auf und feiert seit Jahren öffentlich die Sakramente. Das Problem: Der Mann ist weder katholisch noch als Priester geweiht. "Der Kardinal weiß alles", schreibt die Zeitung dazu unter Berufung auf eine Quelle.
Bischof Casaretto, der das Bistum seit Monaten untersucht, soll von den Entdeckungen und der finanziellen Korruption innerhalb des Bistums laut dem "National Catholic Register" schwer schockiert gewesen sein. Bei seinen Untersuchungen wurde er laut der Zeitung auch mit Missbrauchsvorwürfen im Zusammenhang mit Priestern und Seminaristen konfrontiert. Laut L'Espresso hat der Papst bereits einen Bericht mit über 50 Zeugen erhalten, darunter Mitarbeiter der Diözese und Priester. Verschiedene hochrangige Vatikanmitarbeiter sind darüber ebenfalls informiert worden. Laut der italienischen Tageszeitung soll Papst Franziskus entschieden haben, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und keine Kommission damit zu beauftragen. Auch eine Apostolische Visitation der Erzdiözese wollte Franziskus bis jetzt nicht durchführen lassen. Bis zum heutigen Tag ab es aber nur eine einzige Maßnahme: Bischof Pineda wurde zu Exerzitien zu Jesuiten nach Madrid geschickt. Emiliano Fittipaldi, der vor Weihnachten in der italienischen Tageszeitung L'Espresso die Geschichte exklusiv berichtet hat, hat übrigens bis jetzt keine Korrektur der Skandalgeschichte gebracht und hält offensichtlich weiterhin an seiner Version des Berichts mit den schweren Anschuldigungen gegenüber Kardinal Maradiaga fest.
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