Möge uns die Gottesmutter Maria in allem beistehen.

31. Dezember 2017 in Österreich


kath.net dokumentiert die Predigt von Diözesanbischof Klaus Küng bei der Jahresschlussandacht - Initiativen wie MEHR, Alpha-Kurse und Taize wichtige ökumenische Hoffnungsträger, ähnlich wie Pro-Life-Bewegung in den USA


St. Pölten (kath.net
Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist eine uralte Gewohnheit der Kirche, sich am Jahresende nochmals ganz besonders „Gott, dem Ursprung alles Guten“, zuzuwenden und ihm für alles, was wir in dem zu Ende gehenden Jahr empfangen haben, zu danken. Denn, wie es im Gebet hieß, „was wir sind und was wir haben, kommt von Dir.“

Für dieses zu Ende gehende Jahr waren kirchlich im Wesentlichen zwei große Jubiläen prägend: zum einen 100 Jahre Fatima. Papst Franziskus hat am 13. Mai Fatima besucht, die Bischöfe haben in ihrer Sommervollversammlung in Mariazell ganz Österreich Maria anvertraut; in unserer Diözese gab es zahlreiche Wallfahrten und am 12. November einen feierlichen Abschluss, bei dem wir unsere Diözese unter den besonderen Schutz der Gottesmutter stellten. Das Jubiläum hat uns bewusst gemacht, dass die Botschaft von Fatima ganz aktuell ist und aktuell bleibt.

Eng verbunden mit dem Fatimajubiläum wurde das 70-jährige Bestehen des Rosenkranzsühnekreuzzuges gefeiert. Pater Pavlicek hatte unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg die Inspiration empfangen, alle Gläubigen in unserem Land zu einem beharrlichen Gebetssturm aufzurufen, um sich mit vereinten Kräften für den Frieden in der Welt, besonders für die Freiheit und den Frieden in unserem Land vor Gott einzusetzen. Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, wenn wir daran denken, wie fruchtbar dieser Gebetssturm gewesen ist. Zugleich wurde uns durch diese Rückerinnerung an den RSK bewusst gemacht, dass wir nicht aufhören dürfen, für unser Land und seine Bewohnern zu beten, damit wir unsere Freiheit bewahren, die in unserer Zeit nicht so sehr von politischer Seite bedroht ist, sondern durch uns selbst, wenn Konsumismus und Materialismus überhand nehmen und wir Gefahr laufen, in andere Arten von Knechtschaft zu geraten.

Das zweite große Jubiläum, das das zu Ende gehende Jahr geprägt hat, war eigentlich kein Jubiläum, sondern vielmehr ein Bedenkjahr: 500 Jahre Reformation. Doch auch das, so darf man meines Erachtens sagen, wurde in einem gewissen Sinne zu einem Gnadenjahr, das bewusst gemacht hat, wie groß die Krisen waren, die die Kirche überstanden hat, und dass Martin Luther mit seiner Revolution, die an sich sehr schmerzhaft war, auch Gutes ausgelöst und bewirkt hat. Dankbar durften wir feststellen, dass -angestoßen durch die gemeinsam erlittenen Leiden vor allem im 2. Weltkrieg- eine innere Annäherung zwischen den Konfessionen geschehen ist; dass vor allem im Zusammenhang mit der Rechtfertigungslehre einige wesentliche Schritte der Klärung gelungen sind, auch wenn weiterhin wichtige Fragen offenbleiben, und dass wir inzwischen alle – Katholiken und Protestanten – durch die rasch fortschreitende Säkularisierung in großer Bedrängnis sind und das Anliegen der Einheit dringender denn je ist. Es ist zugleich eine Freude wahrzunehmen, dass manche ökumenische Initiativen wie z.B. die Gebetstreffen von Taizé oder der Mehr-Kongress in Augsburg oder die von der anglikanischen Kirche stammenden Alpha Kurse für uns alle wichtige Hoffnungsträger sind, ähnlich wie in den USA die Pro-Life- und die Pro-Family Bewegung von Anfang an ökumenisch gewesen sind und heute ihre Bedeutung groß ist. Wir sollen für all das Gott danken.

Im kirchlichen Bereich gab es im zu Ende gehenden Jahr noch ein weiteres Ereignis, das erwähnenswert ist: die neuerliche PGR-Wahl, die am 19. März stattgefunden hat. In unserer Diözese gab es eine gute Wahlbeteiligung und es wurde eine beachtliche Verjüngung im Altersdurchschnitt der Pfarrgemeinderäte erreicht, was eine gute Ausgangslage für die notwendigen Erneuerungsschritte in den kommenden Jahren darstellt.

Rückblickend auf das vergangene Jahr dürfen wir uns auch sicherlich darüber freuen, dass eine junge Regierung gebildet werden konnte, mit einem neuen Regierungsprogramm, in dem nicht wenig Hoffnungsvolles enthalten ist, auch manches, was Sorge bereitet. Jedenfalls dürfen wir Gott danken, dass wir in einem Land leben, in dem es zwar unübersehbar Tendenzen gibt, die darauf hinweisen, dass die christlichen Wertevorstellungen nur mehr teilweise vorhanden sind, in dem aber doch die Freiheit des Gewissens gegeben ist.

Das Jahresende ist zugleich Anlass, um nach vorne zu schauen und den Segen Gottes zu erbitten. Das Evangelium belehrt uns, dass wir in Gottes Vorsehung und Güte vertrauen sollen. Der hl. Papst Johannes Paul II. hat schon vor Jahren einmal festgestellt, die Kirche befinde sich in einer Zeit mit so großen Herausforderungen wie sie es seit ihrer Gründung noch nie gegeben habe. Ich weiß nicht, ob diese Aussage wirklich zutrifft. Wahr ist jedenfalls, dass in vielen Ländern Christen verfolgt werden. Wahr ist auch, dass bei uns bis jetzt zwar keine Verfolgungen bestehen, aber die derzeitigen gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüche sind gewaltig. Es ist sicher angebracht, den Beistand des Hl. Geistes zu erbitten und die Zuversicht des Glaubens tief in unseren Herzen zu verankern. Zugleich ist es angebracht, uns bereitzumachen zu einem herzhaften Mittun in allem, was uns möglich ist. Dass wir in unseren Bitten für die Diözese der Bitte für den zukünftigen Bischof einen wichtigen Platz einräumen, ist sicherlich etwas, was uns der gläubige Hausverstand eingibt. Möge uns die Gottesmutter Maria in allem beistehen.


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