4. Jänner 2018 in Weltkirche
Zuständiger für Migration- und Fluchtfragen, P. Czerny behauptet: Die Sicht, wonach Migranten Staaten belasten, mögliche Terroristen seien und Leuten die Jobs wegnehmen, entspreche nicht der Wahrheit"
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Vatikan will die Internationale Gemeinschaft bei den Überlegungen zu aktuellen Migrationsbewegungen noch stärker unterstützen als bisher. Das hat der Chef der Abteilung Flucht und Migration am päpstlichen Dikasterium für die ganzheitliche menschliche Entwicklung, Michael Czerny, im Interview mit Vatican News (Dienstag) erklärt. P. Czerny leitet das Büro stellvertretend für Papst Franziskus selbst, der sich bei der Einrichtung des Dikasteriums vorbehalten hatte, persönlich für die Agenden des Heiligen Stuhles in der Frage von Flucht und Migration zuständig zu sein.
Die Haltung des Heiligen Stuhles "sowohl in der globalen Flüchtlingsfrage als auch in der ganz neuen Frage der sicheren Migration" werde "von vielen Staaten hoch geschätzt", weshalb sich der Kirchenstaat künftig auch in der internationalen Politik für die betroffenen Menschen und Länder einsetzen werde, kündigte der kanadische Jesuit an. An den beiden diesjährigen großen UN-Konferenzen zum Thema werde man "groß vertreten sein".
Czerny wies auf das Novum hin, dass sich der Papst zum am 1. Jänner begangenen kirchlichen Weltfriedenstag erstmals in der 51-jährigen Geschichte der päpstlichen Friedensbotschaften dem Thema Flüchtlinge und Migranten gewidmet habe. Franziskus habe somit "ein traditionelles Format für diesen Bereich geöffnet, der eine tiefe Sorge der ganzen Welt ist." In seiner Botschaft habe der Papst die Migranten und Flüchtlinge nicht bloß als Hilfeempfänger, sondern auch als aktive Friedensbauer und Handwerker des Friedens bezeichnet.
Bei den Fragen Migration und Flucht suchten viele Nationen nach Leadership und schauten dabei auf den Heiligen Stuhl, so die Darstellung Czernys. Der Vatikan habe einen Aktionsplan in 20 Punkten entwickelt und zur Vorbereitung der Konferenzen bereits an die Vereinten Nationen geschickt. Zentral gehe es dabei darum, dass das Thema "zwar ein globales Phänomen, aber in Wirklichkeit eine Vielzahl von besonderen Situationen, die nicht auf der globalen Ebene behandelt werden können" sei. Könne man Flucht-, Durchreise- und Ankunftsländer zur Zusammenarbeit bewegen, "dann wären wir einer Besserung der Situation schon näher", so der vatikanische Migrationsexperte. Bessere Abkommen für die betroffenen Menschen und Nationen könnten die Politik und Praxis verbessern.
Klar distanzierte sich der kirchliche Fachmann von Polemiken und Streitigkeiten. Die Sicht, wonach Migranten Staaten belasten, mögliche Terroristen seien und Leuten die Jobs wegnehmen, entspreche nicht der Wahrheit. Czerny: "Ein solches Bild wird benutzt und weitergegeben für kurzfristige politische Zwecke. Viele Leute, die ruhig nachdenken, werden realisieren, dass ihre Vorfahren genau das waren: Menschen, die vor nicht zu bewältigenden Situationen flüchteten und dann an anderen Orten neue Chancen fanden." Der Vatikan ziele darauf ab, "ruhig und gelassen die positiven Erfahrungen vorzutragen", von denen es "Abertausende" gebe. Wie sich dabei zeige, könne man "mit weniger Investment und mehr gutem Willen viel weiter kommen als mit der Vorstellung, man könne sich von dem Problem loskaufen".
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