27. Jänner 2018 in Chronik
Der US-Physiker und Energieexperte Steven Koonin stellt ein "Dogma" der Neuzeit infrage und stellt die Behauptung, dass der Mensch einen großen Einfluss auf den Klimawandel hat, infrage.
Wien (kath.net)
Der US-Physiker und Energieexperte Steven Koonin stellt ein "Dogma" der Neuzeit infrage und kritisiert die Behauptung, dass der Mensch einen großen Einfluss auf den Klimawandel hat. Dies berichtet der "Standard". Koonin, der am Mittwoch in Wien einen Vortrag gehalten hat, wurde 1992 von der US-Regierung als Berater in Klimafragen berufen und war später untere anderem für den Ölkonzern BP im Bereich regenerative Energieforschung tätig.
2009 ernannte ihn Barack Obama zum wissenschaftlichen Leiter der staatlichen Energieagentur DEO, derzeit leitet Koonin das Center for Urban Science and Progress der New York University. "Mein Standpunkt weicht ein bisschen vom generellen Konsens ab", erklärt er. Den Klimawandel stelle er nicht infrage. Er stelle sich nur die Frage, welchen Beitrag der Mensche dazu gebe. "Um das zu wissen, müsste man die beteiligten Naturkräfte genau verstehen, und ich glaube nicht, dass wir das tun."
Für den Experten seien die bisherigen Berechnungen zu unpräzise. Es gäbe zu viele Annahmen und zu wenig harte Fakten Dies werde aber von vielen Experten ignoriert. Dadurch entstehe in der Gesellschaft ein falscher Eindruck. Für Koonin sind die Klimamodelle ein zentrales Problem. Davon gäbe es derzeit über 50 verschiedene, die allein bei der internationalen Klimaschutzkommission IPCC in Gebrauch seien. Erde und Atmosphäre werden dabei in Raster mit 100 Kilometern unterteilt. Das Problem, dass viele klimarelevante Prozesse jedoch in kleinerem Maßstab stattfinden.
Daher müssten laut dem Experten die entsprechenden Rechenparameter daran angepasst werden. Es seid daher kein Wunder, dass die Ergebnisse der einzelnen Modellrechnungen weit auseinanderliegen und die Unterschiede zum Teil bis zum Dreifache der gesamten Erwärmung im 20. Jahrhundert liegen. Der Physiker kritisiert außerdem die Zeitspannen diverser Betrachtungen. Beispielsweise steige der Meeresspiegel nicht erst seit 70 Jahren an, sondern schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Der menschliche Einfluss auf das Klima sei daher viel geringer.
Auch sei der Beitrag des Homo sapiens beim Energieaustausch zwischen Boden und Atmosphäre eher begrenzt. Dieser betrage nur zwei Watt pro Quadratmeter. Regen und Verdampfung dagegen schlagen mit circa 84 Watt und der gesamte natürliche Treibhauseffekt sogar mit rund 300 Watt pro Quadratmeter zu Buche. Durch solche Riesenunterschiede werde die genaue Zuweisung von Effekten erschwert. "Es ist ein chaotisches System." Wer könne da genaue Prognosen treffen?" Koonin kritisiert, dass die Wissenschaft diese Defizite wisse, aber diese in der Diskussion vernachlässigt werden. "Wissenschaft bedeutet, mit Unsicherheiten umzugehen." Für den Physiker müssen alle Lücken und Widersprüche auf den Tisch.
Alles müsse offen auf den Tisch, auch die Lücken und Widersprüche. Die Klimaforschung sollte daher sich einen Stresstest unterziehen. Scharfe Kritik übt der Wissenschaftler am aktuellen Bericht des US-Klimarats. Dort werde ein vermehrtes Auftreten von Hitzewellen hervorgehoben. "Solche Behauptungen sind eine Schande für die Wissenschaft", erklärt Koonin, da es vergleichbare Hitzephasen in den USA um 1900 auch schon gegeben habe.
Koonin verlangt daher eine präzisere Beobachtung des Systems. Die Entwicklung regenerativer Energieressourcen sehe er als sinnvoll, weil sich deren Vorteile nicht nur auf CO2-Einsparungen beschränken. Allerdings würde er den flächendeckenden Einsatz noch um zehn Jahre verschieben. "Vielleicht spiele der Mensch ja gar keine so große Rolle, und der schnelle Verzicht auf fossile Brennstoffe wäre voreilig."
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