2. Februar 2018 in Kommentar
Es ist an der Zeit, dass wir unser geistliches, gut geheiztes Badezimmer verlassen und die Wärme hinaustragen zu denen, die frieren. BeneDicta am Freitag von Inka Hammond
Linz (kath.net)
Vor ein paar Tagen habe ich mir ein Video angesehen. Im Rahmen einer schwäbischen Rundschau wurde über einen Rentner berichtet, der im Winter in seinem Badezimmer lebt, um Heizungskosten zu sparen. Er plante und zimmerte sich ein Hochbett, darunter einen kleinen Schreibtisch und spart dadurch die Hälfte seiner ursprünglichen Heizkosten. Das ist nicht wirklich viel, dachte ich bei mir, wenn man bedenkt, was für ein großes Opfer dieser Mann bringt. Aber okay, vielleicht ist seine Wohnung klein und überschaubar und dann ist es keine so große Sache, wenn er ausschließlich in seinem Badezimmer haust. Aber weit gefehlt: auf dem Weg zum Heizungsraum, wo der rüstige Rentner akribisch genau seine Heizkostenersparnisse dokumentiert, führt er das Kamerateam durch sein geräumiges, schönes, lichtdurchflutetes Haus. Ich traute meinen Augen kaum!
Aber bevor ich weiter meinen Kopf schütteln konnte, sprach der Heilige Geist zu meinem Herzen: so lebst du auch oft.
Ich lebe sozusagen in meinem kleinen, überschaubaren Badezimmer, während Gott ein großes Haus für mich gebaut hat. Ich beschränke meine Theologie auf ein paar wenige Quadratmeter, weil ich begreifen und kontrollieren will und verpasse den Luxus einer weitläufigen Villa. Ich erkunde nie die vielen Zimmer, sehe nie den Garten, genieße nie den Meeresblick, wandere nie auf den naheliegenden Wanderwegen, weil ich mich sicher fühlen will in meinem selbstgezimmerten Glauben. Aber ich verschanze nicht nur mich selbst in diesem kleinen Raum, ich packe Gott gleich noch mit dazu. Gott muss in mein Konzept passen. Gott muss meinen Erwartungen entsprechen. Gott darf nicht Gott sein in meinem Leben, weil zu viel seiner Majestät und Größe und Allmacht nicht in meinen kleinen Kopf wollen.
Und dann freue ich mich wie ein Schneekönig, wenn die Heizkosten das machen, was ich will. Wenn ich die Kontrolle habe, wenn ich mein Leben in die Hand nehme. Das wird dann auch als kreativ und sogar außergewöhnlich wahrgenommen, mir klopft man auf die Schulter, was für ein toller, effektiver Christ ich doch bin. Viel zu oft, viel zu sehr orientieren wir uns am Messbaren, am Kontrollierbaren, am sichtbaren Erfolg.
Doch das Reich Gottes findet nicht in unseren rosa gefliesten Badezimmern statt. Da wo es warm ist, die Risiken minimal, die Kosten gesenkt werden. Sie ahnen es das Reich Gottes wartet auf uns da draußen. Im rauen Klima der kalten Welt, da wo es etwas kostet, hinzugehen. Wie gerne würde ich dort in diesem geistlichen Badezimmer sitzen an einem kleinen Schreibtisch, schlau kalkulierend, scharf philosophierend und auch schön betend aber sicher, zurückgezogen und mit den Fäden in der Hand.
Gott aber lädt mich ein auf das Abenteuer da draußen. Wie tragisch, wenn wir unser Leben in einem Badezimmer verbringen, wo wir doch soviel mit Jesus erleben könnten. Wir verpassen spektakuläre Heilungen, weil man ja nie sicher sein kann, ob Gott auch antwortet. Wir verpassen bewegende Bekehrungen, weil wir ja keinen auf den Schlips treten wollen und das mit Jesus für uns behalten. Wir verpassen was Leben in Fülle bedeutet, wie sich das anfühlt und wie das schmeckt, weil wir nicht loslassen wollen und lieber schön vorhersehbar unser Leben planen. Wir verpassen das Reich Gottes, weil es eben nicht da stattfindet, wo wir es gerne hätten. Und weil Gott eben nicht in unsere kleinen Boxen passt. Gott sprengt jeden Rahmen, jedes noch so genial eingerichtete, geistliche Badezimmer.
Es ist nicht immer einfach den Weg zu gehen, den Gott vorgibt. Es ist oft so ganz anders, als wir uns das wünschen oder vorstellen. Aber Gott möchte unser Vertrauen. Solange ich versuche alles zu kontrollieren, vertraue ich nicht. Solange ich mich verschanze hinter Ausreden und vermeintlichen Sicherheiten, vertraue ich nicht. Es ist an der Zeit, dass wir unser geistliches, gut geheiztes Badezimmer verlassen und die Wärme hinaustragen zu denen, die frieren.
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