7. Februar 2018 in Aktuelles
Kardinal Cordes widerspricht auf kath.net-Anfrage dem Vorschlag von DBK-Kopf Marx zur Segnung von homosexuellen Partnerschaften in Einzelfällen: Marx erwähnt nicht einmal, dass Homosexualität immer dem Willen Gottes widerspricht.
Vatikan (kath.net) Der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes widerspricht dem Vorschlag des Münchner Erzbischofs und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, homosexuelle Paare in Einzelfällen zu kirchlich zu segnen. Auf die Anfrage von kath.net antwortete der aus Deutschland stammende Kardinal wörtlich:
»1. Der Vorstoß von Kardinal Marx missachtet die eindeutige Offenbarung Gottes.
Die Kirche ist aber in ihrer Pastoral an die Heilige Schrift und an deren Deutung durch das kirchliche Lehramt gebunden. Der Römerbrief des Apostels Paulus (Verse 1,18-32) mit seiner Exegese durch Heinrich Schlier (in Der Römerbrief, Freiburg 1977, 4766), die Erklärung der Glaubenskongregation vom 29.12.1975 und der Katechismus der Katholischen Kirche (Nr.2357) reichen eigentlich aus, um die hier verbindliche Weisung der Kirche zu erkennen. Marx erwähnt nicht einmal, dass Homosexualität immer dem Willen Gottes widerspricht.
2. Die Zustimmung zu solchen Paar-Segnungen ist beängstigend naiv.
Wer auch nur kurz nachdenkt, entdeckt die wahre Absicht der Interessierten. Und wer solche Bitten mit der Autosegnung vergleicht, dem entgeht die Hinterlist, die wirklich verfolgt wird. Fraglos hat die Glaubensgemeinschaft Kirche den Segen niemandem vorzuenthalten. Auch sind wir gewohnt, für den Gebrauch von Sachgegenständen Gott anzurufen.
Doch wollen in diesem Fall nicht Menschen je für sich Gottes Beistand erlangen; den können sie in jeder Situation auf viele andere Weise erbitten. Sie wollen die Segnung ihrer sündhaften Verbindung. Sie zielen mit ihrem Ansuchen auf die Anerkennung ihrer homosexuellen Lebensweise und auf deren kirchliche Aufwertung. Diese soll als Normalität erscheinen.
Kirchlicher Segen als Bestätigung einer Gott-widrigen Paarbeziehung? Das erscheint nun wirklich frevelhaft.
3. Der Vorschlag des Präsidenten der Deutschen Bischofskonferenz missversteht Seelsorge als Ausdruck von sentimentalem Einverständnis.
O-Ton Marx: seelsorglich näher an denen dran sind, die die Seelsorge brauchen in den konkreten Situationen auch einen Zuspruch geben in Einzelfällen. Eine Neuauflage der Situationsethik? Gottwidrigkeiten (intrinsece malum in sich Schlechtes) bleiben immer Sünde.
Oder etwa in Einzelfällen: Mehr Ermutigung für die Aktivitäten der Mafiosi? Einverständliche Seelsorge für abtreibende Ärzte?
Welcher Kirchenmann wäre schließlich so vermessen, von seinem konfusen Mitgefühl mehr Heil zu erwarten als vom Hören auf Gottes Willen? Welcher Diener weiß es besser als sein Herr?
In jedem Fall zeigt eine zentrale Forderung des Hl. Augustinus dem Kardinal die Schranken: Liebet die irrenden Menschen; aber bekämpfet mit Hasse ihren Irrtum! Ohne Überhebung sonnt euch im Besitze der Wahrheit; streitet für sie in Milde und Güte! (Augustinus in Contra litteras Petiliani 1, 31).«
Cordes war bis zu seiner Emeritierung (2010) Präsident des Päpstlichen Rates «Cor unum» gewesen, zuvor langjähriger Vizepräsident des Päpstlichen Rates für die Laien. Er ist einer der Initiatoren der katholischen Weltjugendtage, die er wesentlich mitprägte. Der Westfale hatte vor seiner Berufung als Weihbischof von Paderborn (1975) einige Jahre als Referent im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz gewirkt, 1980 wechselte er auf Betreiben von Papst Johannes Paul II. in den Vatikan. Papst Benedikt XVI. kreierte ihn 2007 zum Kardinal (Näheres zur Vita des Kardinals findet sich auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz). Im Mai 2017 war Cordes Päpstlicher Sondergesandter beim 100. Fatima-Jubiläum in Kasachstan, kath.net hat berichtet.
Der Päpstliche Sondergesandte Paul Josef Kardinal Cordes zum 100. Fatima-Jubiläum in Kasachstan - Während der Messfeier
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