Christen in der Türkei begrüßen Rückgabe von Kirchengütern

14. Februar 2018 in Weltkirche


Unter den von der türkischen Regierung per Dekret an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben Liegenschaften sind auch einige historisch bedeutsame Klöster


Linz-Ankara (kath.net/KAP) Freude bei der kleinen christlichen Minderheit in der Südost-Türkei. Per Dekret hat die türkische Regierung die Rückgabe von kirchlichen Vermögenswerte an die syrisch-orthodoxe Kirche angeordnet, die im Jahr 2017 unter die Kontrolle staatlicher Behörden gestellt worden waren. Wie der Rechtsanwalt der Stiftung des Klosters Mor Gabriel mitteilt, betrifft das Dekret die vollständige Rückgabe von 30 kirchlichen Gütern an die Stiftungen und Organismen der syrisch-orthodoxen Kirche und damit an die früheren Besitzer. Zu den Vermögenswerten, die definitiv an die syrisch-orthodoxen Kirche zurückgegeben werden sollen, gehören auch die drei historisch bedeutsamen Klöster Mor Melki, Mor Yakup und Mor Dimet.

Das Kloster Mor Gabriel war bereits zuvor an die gleichnamige Stiftung zurückgegeben worden. Da Kirchen selbst in der Türkei keine juristischen Rechtspersonen sind, braucht es das Konstrukt von Stiftungen, um Liegenschaften besitzen zu können.

Nach einer Verwaltungsreform in der Region und gleichnamigen Stadt Mardin waren die umliegenden Dörfer zu Stadtvierteln der Metropole erhoben und 2016/17 zahlreicher kirchlicher Besitz vom türkischen Staat beschlagnahmt worden. Die Eigentumsrechte sollten über das staatliche Schatzamt an die türkische Religionsbehörde "Diyanet" übertragen werden, obwohl diese im Prinzip nur für den Islam zuständig ist. Nachdem Kirchenvertreter heftigen Protest an den Maßnahmen geübt und rechtliche Schritte dagegen unternommen hatten, wurde im Sommer 2017 die Übertragung der Eigentumsrecht an den "Diyanet" ausgesetzt. Federführend bemühten sich die Stiftung des Mor Gabriel-Klosters und die Stiftung des Klosters Deyrulzafaran darum, aber auch weitere kirchliche Stiftungen waren daran beteiligt, den Kirchenbesitz wieder zurück zu bekommen.

Von Seiten der Stiftungen wurde vor allem auch eingewendet, dass es nicht einzusehen sei, dass der Kirchenbesitz ausgerechnet an eine islamische Einrichtung (Diyanet) übertragen werden sollte und nicht an die ja auch vorhandenen und eigentlich zuständigen kirchlichen Stiftungen.

Die Anzeichen für die Rückgabe der Liegenschaften hatten sich in den vergangenen Wochen und Monaten verdichtet, wie die in Linz erscheinende Zeitschrift "Information Christlicher Orient" (ICO) in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet. Demnach hatte der türkische Vize-Premierminister Hakan Cavusoglu im TV noch vor Jahresende 2017 von einem "Fehler" gesprochen, dass der Kirchenbesitz an das staatliche Schatzamt übertragen wurde. Er kündigte schon damals an, dass die betreffenden Liegenschaften an ihre Besitzer zurückgegeben werden. In Folge bestätigte ein hoher lokaler AKP-Vertreter bei einem Besuch im Kloster Mor Gabriel, dass sich die Christen keine Sorgen machen sollten, sie würden ihren Besitz zurück bekommen. Die türkische Regierung werde sich entsprechend dafür einsetzen.

Insgesamt soll es in der Causa um bis zu 100 christlichen Kirchen, Klöster und sonstigen Liegenschaften wie Friedhöfe gehen, die der türkische Staat enteignen wollte. Ob vom neuen Dekret der Regierung bereits alle Liegenschaften betroffen sind, ist derzeit noch unklar.

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