Das Seufzen der 90 Millionen Toten

22. März 2018 in Kommentar


Anlässlich des 200. Geburtstages des in Trier aufgewachsenen Karl Marx hat die Stadtverwaltung veranlasst, ein herziges Marx-Ampelmännchen zu installieren, das den Fußgängern Signal gibt. Gastkommentar von Kaplan Thomas de Beyer


Trier (kath.net) Anlässlich des 200. Geburtstages des in Trier aufgewachsenen Karl Marx hat die Stadtverwaltung veranlasst, ein herziges Marx-Ampelmännchen zu installieren, das den Fußgängern Signal gibt. Die Homepage „Tagesschau.de“ berichtet darüber und bezeichnet den Vordenker des Massenmordes (ca. 90 Mio. Tote durch den Kommunismus weltweit) als „Denker mit Rauschebart“ und als einen der „geistigen Väter des Kommunismus“. Wie sollen wir dies den Eltern erklären, deren Kinder in Gefängnissen des damaligen Ostblocks verschwunden sind? Wird die österreichische Stadt Braunau demnächst auf die Idee kommen, ein Hitler-Ampelmännchen zu installieren?

Marx und seine Genossen erklären bereits 1848 im Manifest der Kommunistischen Partei, dass ihr Ziel in der Zerstörung hergebrachter kultureller Werte liegt „durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung“.

Das putzige Männchen, das so herzig seine Arme ausbreitet, will nicht recht dazu passen. Oder sitzen in der Trierer Stadtverwaltung Personen, die insgeheim mit einer kranken, destruktiven Ideologie liebäugeln? Solches soll niemandem unterstellt sein. Es erscheint jedoch angebracht, die verantwortlichen Politiker über den Sinn dieser Maßnahme zu befragen.

Eltern wäre zu empfehlen, sich mit ideologischen Tendenzen unserer Zeit auseinanderzusetzen, um ihre Kinder vor gefährlichen Abwegen des Denkens zu bewahren. In dieser Sache sollten wir uns als Kirche auch selbst an die Brust klopfen. Wo kommt eine Aufklärung über aufkeimende Ideologien in der Katechese vor? Oder noch grundlegender: Wo kommt überhaupt noch Katechese vor? Auf welchem Wege arbeiten wir dafür, der jungen Generation eine Basis für eine gesunde Haltung in den großen Themen des Lebens auf den Weg zu geben? Oder verlassen wir uns auf 10 Minuten Predigt am Sonntag und ein wenig Reli-Unterricht?

Der Verfasser (Foto) ist Priester des Bistums Limburg und Hausgeistlicher im Kloster Brandenburg, Dietenheim (Baden-Württemberg).


Foto (c) Thomas de Beyer


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