24. März 2018 in Weltkirche
Staatsanwaltschaft wirft emeritiertem Erzbischof Kramberger Untreue im Zusammenhang mit Aktiengeschäften in den Jahren 2003/2004 vor
Laibach (kath.net/KAP) Der emeritierte slowenische Erzbischof Franc Kramberger steht ab 5. April wegen umstrittener Aktiengeschäfte während seiner Amtszeit an der Spitze der Erzdiözese Maribor vor Gericht. Laut Anklage soll die Erzdiözese bei dubiosen Transaktionen in den Jahren 2003 und 2004 rund 1,2 Millionen Euro gesetzeswidrig verdient haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Kramberger laut der slowenischen Nachrichtenagentur STA Untreue vor. Der mittlerweile 81-jährige Alt-Erzbischof hat im Zuge des Verfahrens bestritten, direkt für die Aktiengeschäfte verantwortlich gewesen zu sein.
Neben Kramberger, der 2011 im Zuge eines großen kirchlichen Finanzdesasters in seiner Diözese als Erzbischof von Maribor (Marburg an der Drau) zurückgetreten war, sind im aktuellen Fall drei weitere Männer wegen Untreue angeklagt. Unter ihnen befindet sich auch der frühere Diözesanökonom Mirko Krasovec.
Konkret geht es um dubiose Transaktionen mit Aktien des slowenischen Verlagshauses "Mladinska knjiga". 2003 soll die Erzdiözese Wertpapiere des Unternehmens von einer kirchlichen Investitionsfirma erworben und nur einen Tag später mit einem Gewinn von rund 600.000 Euro weiterverkauft haben. Eine ähnlicher Vorgang im Jahr 2004 brachte ebenfalls 630.000 Euro Profit. Die früheren Manager jener Unternehmen, die von der Erzdiözese die Aktien gekauft haben, sind nun ebenfalls angeklagt.
Desaster zwang Vatikan zum Eingreifen
Die katholische Kirche in Slowenien war ab Ende der 2000er Jahre durch einen großen Finanzskandal in eine schwere Krise gestürzt, die auch den Vatikan zum Eingreifen zwang. Eine 2007 eröffnete Untersuchung hatte aufgedeckt, dass die Erzdiözese Maribor mehrere Investmentfonds und ein eigenes Firmenimperium gegründet und hierbei eine große Geldsumme verloren hatte. Nach Medienberichten soll sich der Gesamtschaden auf mehrere Hundert Millionen Euro belaufen haben.
2009 wurde Maribors Erzbischof Kramberger mit Marjan Turnsek ein Koadjutor mit Nachfolgerecht zur Seite gestellt. Turnsek übernahm nach dem Rücktritt Krambergers 2011 das Bischofsamt, wurde aber seinerseits zwei Jahre später und zusammen mit dem damaligen Laibacher Erzbischof Anton Stres von Papst Franziskus wegen des Finanzdesasters zum Rücktritt aufgefordert.
Sanierung mithilfe der Diözese Graz-Seckau
Vor drei Jahren teilten die Diözesen Maribor und Graz-Seckau mit, dass die wirtschaftliche Sanierung der in die Krise geschlitterten slowenische Erzdiözese Maribor auf Schiene sei. "Die Diözese Graz freut sich über die letztendliche Einigung ihrer Nachbardiözese mit den Gläubigern. Der abgeschlossene Restrukturierungsvertrag sieht vor, das gesamte Immobilienvermögen der Erzdiözese zu veräußern und den gesamten Erlös den Gläubigern zukommen zu lassen", meldete die Grazer Pressestelle Anfang März 2015.
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