„Ökumene zu Lasten der Wahrheit hätten wir schon früher haben können“

6. April 2018 in Interview


Hubert Gindert/Forum Deutscher Katholiken begrüßt, dass der „Riss“ in der DBK nun offen zutage tritt – Er kritisiert die Pressekampagne gegen Kardinal Woelki und die sechs Bischöfe nach deren Anfrage nach Rom. kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Köln (kath.net/pl) „Es ist m.E. zu begrüßen, wenn der Riss‘ in der Deutschen Bischofskonferenz offen zutage tritt, nämlich bei Abstimmungen und Mehrheitsbeschlüssen, bei denen Katholiken mit Blick auf die Lehre der Kirche ein mulmiges Gefühl bekommen. Schließlich geht es in der Kirche um die Wahrheit!“ Das sagt Prof. Hubert Gindert, Vorsitzender des Forums Deutscher Katholiken, im kath.net-Interview. Er äußert sich hinsichtlich des Brandbriefes über die Absicht der DBK, in konfessionsverschiedenen Ehen den evangelischen Ehepartnern „im Einzelfall“ den Empfang katholischen Eucharistie zu erlauben.

kath.net: Herr Prof. Gindert, Kardinal Woelki und sechs weitere Ortsbischöfe haben sich mit einem sorgenvollen Brief an den Vatikan um Klärung gewandt. Tritt jetzt der Riss, der ja auch in anderen Fragen in der Deutschen Bischofskonferenz zu vermuten ist, offen zutage?

Gindert: Es ist m.E. zu begrüßen, wenn der „Riss“ in der Deutschen Bischofskonferenz offen zutage tritt, nämlich bei Abstimmungen und Mehrheitsbeschlüssen, bei denen Katholiken mit Blick auf die Lehre der Kirche ein mulmiges Gefühl bekommen. Schließlich geht es in der Kirche um die Wahrheit!

Die Ausdrücke in den Medien, wie „Streit“, „Kampfansage“, „Mißtrauensvotum“, „Oppositionskurs“ zeigen deutlich, dass die Bischofskonferenz mit einem politischen Gremium verwechselt wird. Es geht um die Wahrheit, auch in der Ökumene.

Deswegen sind Sätze wie „Woelki will verhindern, dass sich die Konfessionen zu sehr annähern“ völlig deplaziert. Eine Ökumene zu Lasten der Wahrheit hätten wir schon früher haben können.

kath.net: Die kirchensteuerfinanzierte „Katholische Nachrichtenagentur“ berichtete über die zwei Woelki-kritischen Stellungnahmen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und der Initiative „Wir sind Kirche“. Wenn die KNA eine Stimme zur Unterstützung der Positionen des Kölner Erzbischofs in diesen Fragen gesucht hätte, hätte man beispielsweise das Forum Deutscher Katholiken anfragen können. Kam eine diesbezügliche Anfrage?

Gindert: Natürlich hat das „Forum Deutscher Katholiken“ keine diesbezügliche Anfrage bekommen. Offensichtlich kann die KNA eine andere Meinung nicht brauchen. Das sagt auch etwas aus.

kath.net: Wer könnte den Brief der sieben Bischöfe eigentlich dem „Kölner Stadtanzeiger“ zugespielt haben und mit welchem Interesse?

Gindert: Wer den Brief dem „Kölner Stadtanzeiger“ zugespielt hat, weiß ich nicht. Das könnte auch von Rom aus gewesen sein.

Die Absicht sehe ich darin, eine Pressekampagne gegen die sieben Bischöfe zu inszenieren.

Wir sind jedenfalls den sieben Bischöfen dankbar, dass sie den Mut hatten, diese Frage in Rom klären zu lassen, die m.E. nach dem Kirchenrecht und der Lehre der Kirche (siehe KKK) eindeutig geregelt ist.

kath.net-Medienspiegel zum Bischofssstreit über die DBK-Entscheidung, evangelische Ehepartner "im Einzelfall" zur katholischen Kommunion zuzulassen: „Focus“: „Für Kardinal Marx wird es jetzt ungemütlich“

K-TV-Interview mit Prof. Hubert Gindert


Archivfoto Prof. Gindert (c) Forum Deutscher Katholiken


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