6. Mai 2018 in Aktuelles
Papst schreibt über Karl Marx und Benedikt XVI. - Widerstand gegen staatlichen Totalitätsanspruch bedeute für einen Christen heute, die Familie zu verteidigen
Rom (kath.net/KAP) Die Ablehnung von Karl Marx durch Benedikt XVI. liegt laut Papst Franziskus nicht in der Sozialkritik des Trierer Philosophen begründet. Der eigentliche Widerspruch zwischen Marxismus und Christentum bestehe nach den Schriften Joseph Ratzingers weder in der besonderen Aufmerksamkeit gegenüber Armen noch in der Anklage des "Skandals" der Ungleichheit zwischen Reichen und Armen, sondern im Konzept der Erlösung, schreibt Franziskus in einem Vorwort, aus dem die italienische Zeitung "La Stampa" (Onlineausgabe Sonntag) vorab zitiert.
Es gehe um die Frage, ob die Erlösung des Menschen durch die "Befreiung von jeder Abhängigkeit" geschehe oder ob der Weg zur Befreiung eine "völlige Abhängigkeit von der Liebe" sei, so Franziskus. Seine Analyse Ratzingers erscheint in einem italienischen Sammelband mit Texten des Theologen und späteren Papstes Benedikt XVI. zu Glaube und Politik. Das Buch mit dem Titel "Die Freiheit befreien" wird kommenden Freitag vorgestellt.
Franziskus verweist in dem Vorwort auch auf die Totalitarismuserfahrung des jungen Ratzinger, die ihn zu einer Reflexion über die Grenzen des Gehorsams gegenüber dem Staat geführt habe. Widerstand gegen einen staatlichen Totalitätsanspruch bedeute für Christen heute, "die Familie zu verteidigen", so Franziskus. Es sei eine ideologische Kolonialisierung im Gang, "die die fundamentale Gewissheit leugnet, dass der Mensch als Mann und Frau existiert, denen die Weitergabe des Lebens anvertraut ist".
Die auf dieser Sichtweise fußenden "scheinbaren Menschenrechte" seien allesamt auf die Selbstzerstörung des Menschen gerichtet, so Franziskus weiter. Wie Ratzinger aufweise, liege ihr gemeinsamer Nenner "in einer einzigen großen Leugnung: der Leugnung der Abhängigkeit von der Liebe, der Leugnung, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist".
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