29. Juli 2018 in Familie
Langjähriger Familienbischof: Enzyklika zielt auf "ganzheitliche Sicht von Sexualität" ab, soll nicht auf Pille reduziert werden - Paul VI. war auch angesichts späterer Entwicklungen vorausschauend.
St. Pölten (kath.net/ KAP)
Die vor 50 Jahren veröffentlichte Enzyklika "Humanae vitae" ist nach den Worten von Bischof Klaus Küng von bleibendem Wert: Die darin enthaltenen Aussagen hätten sich als "prophetisch" erwiesen, "auch hinsichtlich der danach einsetzenden Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin, in der Evolutionsmedizin, der Humangenetik und auch im Verständnis von Familie, Mensch und Sexualität, die bis heute weitergehen", so der langjährige österreichische "Familienbischof" (1989-2018) am Freitag in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress". Auch heute noch sei das Schreiben über die Weitergabe des Lebens prophetisch und lasse trotz aller Ablehnung keine Ruhe.
Wohl habe Papst Paul VI. 1968 mit der Enzyklika für große Teile der Kirche ein "Erdbeben" ausgelöst, bemerkte Küng. Später sei es dann Papst Johannes Paul II. gewesen, der in Folge vertieft erklärt habe, dass es dabei "um die ganzheitliche Sicht menschlicher Sexualität" gehe. Küng: "Eine solche Sicht macht bewusst, dass die geschlechtliche Vereinigung zwischen Mann und Frau von ihrem Wesen her - auch biologisch - den Bezug zum Entstehen neuen Lebens hat und unter bestimmten Voraussetzungen tiefster leibseelischer Ausdruck der Liebe sein kann."
Es sei höchste Zeit gewesen, über "Humanae vitae" und auch die von Johannes Paul II. in den Ansätzen grundgelegte "Theologie des Leibes" neuerlich nachzudenken, zeigte sich der Bischof erfreut über die vielfältige Rezeption der Enzyklika zum 50-jährigen Erscheinen. Schließlich sei in der jungen Generation durchaus eine erfreuliche, daran anknüpfende Entwicklung zu beobachten: "Der Weg der Liebe ist so, wie ihn die Kirche lehrt, gerade für junge Paare anziehend. Es ist immer schön zu hören, wenn Menschen vielleicht auch erst nach Jahren diesen Weg entdecken, und sie nicht selten ein neues Aufleben ihrer Liebe erleben", so Küngs seelsorgliche Erfahrungen.
Kritik äußerte der Bischof daran, dass in manchen Medienberichten die Enzyklika auch heute teils weiterhin auf die Pille reduziert werde. Man werde damit dem Gewicht und der Bedeutung des Schreibens nicht gerecht und habe es nicht verstanden, warnte Küng vor einem "Herauspicken" einzelner Aspekte. Bischof Küng, der vor seiner Priesterberufung Arzt war, war von 1989 bis zu seiner kürzlichen Emeritierung in der österreichischen Bischofskonferenz für Fragen zu Ehe, Familie und Bioethik zuständig.
Spindelböck: Würde steht im Zentrum
Als weiterhin "hochaktuell" bezeichnete auch der St. Pöltner Moraltheologe Josef Spindelböck in einer Stellungnahme die Enzyklika. "Humanae vitae" habe angesichts der damaligen "sexuellen Revolution" zentrale Werte des Ehe- und Familienlebens "klar und mutig" benannt und sich "im Namen Christi für die Würde des Menschen und der ehelichen Liebe eingesetzt".
Durch päpstliche Nachfolgeschreiben sei "Humanae vitae" vertieft worden, verwies Spindelböck auf "Familiaris consortio" und die "Theologie des Leibes" von Johannes Paul II. Auch Papst Franziskus habe, in Fortführung zweier Bischofssynoden, in seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Amoris laetitia" von 2016 ausdrücklich gewürdigt, dass Paul VI. in Humanae vitae "das innere Band zwischen der ehelichen Liebe und der Weitergabe des Lebens ans Licht gehoben" hat. Diese Botschaft gelte es wiederzuentdecken. Vor allem sei die "gewissenhafte Wahrnehmung der Berufung zu verantworteter Elternschaft" eine "kraftvolle Botschaft, die gültig bleibt", so der Theologe.
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