Griechenland: Orthodoxe Kirche hielt Requiem für Großfeuer-Opfer

1. August 2018 in Weltkirche


Hunderte nahmen an Gottesdienst in Mati teil - Offizielle Opferzahl jetzt auf 92 angehoben


Athen (kath.net/KAP) Mehrere hundert Menschen haben am Sonntag in einem Gottesdienst in Mati der Opfer der Feuerkatastrophe in der griechischen Region Attika gedacht, die von 23. bis 26. Juni gewütet hatte. Das Requiem in der relativ wenig beschädigten Kirche wurde vom orthodoxen Bischof für Attika, Kyrillos, geleitet. Auch Regierungsvertreter nahmen teil, wie griechische Zeitungen am Montag berichteten. "Hier fehlen jetzt Mitmenschen, die wir oft der Kirche gesehen haben. Es sind die Opfer des jüngsten Feuerinfernos, die vermisst werden - Freunde, Verwandte und Bekannte, Leute von nebenan, die wir jeden Tag in der Stadt und am Strand gesehen haben'', sagte der Bischof.

Die offizielle Opferzahl wurde am Dienstag auf 92 erhöht. Die Waldbrände in Griechenland betrafen ab 23. Juli drei Gebiete in Attika, etwa 25 Kilometer östlich und 30 Kilometer westlich von Athen. 187 Menschen wurden verletzt, weitere 24 werden noch vermisst. Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.

Insgesamt wurden Waldgebiete und Wohnsiedlungen von etwa 32 Quadratkilometern zerstört. Besonders betroffen waren der Küstenort Kineta in der Gemeinde Megara in Westattika sowie in Ostattika Neos Voutzas, Mati, Nea Makri und Kokkino Limanaki. Allein an einem Steilhang im Hof einer Villa in Mati wurden 26 Leichen geborgen. Mati wird mittlerweile als nicht bewohnbar angesehen, der Ort ist zu 98 Prozent zerstört.

Feuerwehrleute sagten, die meisten Opfer starben im Feuer, aber einige ertranken im Meer, als sie versuchten, aus dem Feuer zu fliehen.

Griechischen Behörden zufolge war das Feuer Ergebnis von Brandstiftung. Es verbreitete sich schnell wegen der trockenen Bedingungen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern. Eine Datenbank des EU-Katastrophenforschungszentrums in Brüssel zeigt, dass es das tödlichste Lauffeuer in Europa seit 120 Jahren war.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hatte sich erschüttert über das Feuerdrama gezeigt. "Wir beten darum, dass Gott helfen möge, diese unermessliche menschliche und ökologische Katastrophe zu beenden, die sicherlich unübersehbare Folgen haben wird, und den Verwandten der Opfer, den Verwundeten und allen Geschädigten Kraft schenken möge", erklärte das Kirchenoberhaupt. Der katholische Erzbischof von Athen und Apostolische Administrator von Rhodos, Sebastianos Rossolatos, sprach von einem "echten Inferno" und einem regelrechten "Massaker": "Beten wir für jene, die ihr Leben verloren haben, für die Verletzten und all die Menschen, die alles verloren haben", so Rossolatos, der auch Vorsitzender der Bischofskonferenz ist.

Laut dem vatikanischen Pressedienst "Vatican News" führte der Erzbischof neben Brandstiftung auch illegalen Häuserbau und Infrastrukturmängel als Ursachen für die Katastrophe an. Besonders in Attika seien viele Bauten ohne Genehmigung errichtet; in den Städten fehlten Fluchtwege, sagte Rossolatos. Auch würden gesetzliche Vorgaben, die eine Wiederaufforstung von Waldbrandgebieten vorsähen, nicht konsequent umgesetzt; dies helfe denjenigen, die Feuer legten, um das Gelände später zu bebauen, sagte der Erzbischof.

Die griechische katholische Caritas und ihre orthodoxe Schwesterorganisation sind aktiv in der Hilfe für Überlebende engagiert, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben und jetzt bei Verwandten oder in Großunterkünften leben müssen.


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