8. August 2018 in Weltkirche
Wie ist es möglich, dass jemand wie Theodore McCarrick in der Hierarchie der Kirche bis zum Kardinal aufsteigt, ohne dass sein Fehlverhalten Konsequenzen hat, fragt Paul Etienne, der Erzbischof von Anchorage.
Anchorage (kath.net/LSN/jg)
Die Bischöfe der USA hätten das Vertrauen vieler Priester und Laien verloren. Sie müssten nun klug vorgehen, um dieses Vertrauen wieder zu gewinnen, schreibt Paul Etienne, der Erzbischof von Anchorage (Alaska), auf seinem Blog.
Die meisten praktizierenden Katholiken hätten Vertrauen in ihre Priester. Angesichts von Missbrauchsskandalen wie beispielsweise jenem um Kardinal McCarrick könne man dies hinsichtlich der Bischöfe nicht sagen, stellt Etienne fest. Auch sie müssten zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie in die Skandale verstrickt seien, fordert Etienne.
Für viele in der Kirche sei es unerklärlich, dass ein Mann wie Theodore McCarrick Bischof und sogar Kardinal werden konnte. Wie sei es möglich, dass sein Fehlverhalten unentdeckt und ohne Konsequenzen bleiben konnte, während er in der Hierarchie der Kirche aufgestiegen sei, fragt der Erzbischof.
Die Dallas Charter aus dem Jahr 2002, in welcher die Regeln für den Umgang mit Klerikern, die des Missbrauchs beschuldigt sind, festgelegt sind, sei nicht umfassend genug, kritisiert er. Es gehe nicht an, dass sie nur Priester und Diakone, nicht aber Bischöfe erfasse, schreibt er.
Etienne schlägt darüber hinaus eine Untersuchungskommission vor, die Vorwürfe von sexuellem Missbrauch gegen Bischöfe untersuchen soll. In der Kommission sollten auch Laien vertreten sein und der päpstliche Nuntius eingebunden werden. Die Untersuchungsergebnisse müssten dem Heiligen Stuhl vorgelegt werden. Im Sinne der Transparenz solle die Kommission ihre Ergebnisse veröffentlichen, wenn sie sechzig Tage später keine Antwort vom Vatikan erhalten habe.
Erzbischof Etienne sieht in der Situation eine spirituelle Krise, die alle dazu aufrufe unser Leben und unser Zeugnis für Jesus zu erneuern. Die Bischöfe hätten die Aufgabe, ihre Bistümer gut zu regieren, jeder einzelne habe aber die Verantwortung, sein Leben zu heiligen, schreibt er.
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