18. August 2018 in Chronik
Neuer Kardinal-Präfekt der Heiligsprechungskongregation leitet am 1.9. in Kosice den Gottesdienst zur Seligsprechung von Anna Kolesarova - Damals 16-Jährige wurde 1944 von sowjetischem Soldaten erschossen, als sie sich Vergewaltigung widersetzte
Bratislava-Vatikanstadt (kath.net/KAP) In der Slowakei laufen die Vorbereitungen für die Seligsprechung von Anna Kolesarova (1928-1944) am 1. September auf Hochtouren. Die Seligsprechung der jungen Slowakin, die im Zweiten Weltkrieg als 16-Jährige von einem betrunkenen sowjetischen Soldaten erschossen wurde, als sie sich einer Vergewaltigung widersetzte, wird auch wegen einer vatikanischen Personalie mit besonderer Aufmerksamkeit erwartet: Die Seligsprechungsfeier in der ostslowakische Metropole Kosice wird die erste sein, die Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu in seiner neuen Funktion als Präfekt der Vatikan-Behörde für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse leitet.
Der 70-jährige Italiener Becciu war in den vergangenen Jahren als Substitut des Kardinalstaatssekretariats so etwas wie der "Innenminister" des Vatikans war und wurde Ende Juni von Papst Franziskus ins Kardinalkollegium aufgenommen wurde. Ende August löst er offiziell den bisherigen Präfekten Kardinal Angelo Amato (80) an der Spitze der für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zuständigen Kongregation ab. Seit dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) werden Seligsprechungen in der Regel in den Heimatdiözese der neuen Seligen gefeiert. Der Kardinalpräfekt der Heiligsprechungskongregation vertritt bei dem Gottesdienst den Papst. Heiligsprechungsfeiern hingegen findet weiterhin in Rom statt.
Die mehrtägigen Seligsprechungsfeierlichkeiten für Anna Kolesarova, zu denen die Verantwortlichen insgesamt rund 30.000 Gläubige erwarten, beginnen am 31. August im Kaschauer Elisabethdom mit einer Vigil. Der eigentliche Festgottesdienst mit Kardinal Becciu zur Seligsprechung findet am 1. September um 10 Uhr im Lokomotiv-Stadion von Kosice statt. Anschließend ist ein "Konzert der Freude" mit einer Choreografie über das Leben von Anna Kolesarova geplant.
Tags darauf, am Sonntag, 2. September, zelebriert der Kaschauer Erzbischof Bernard Bober um 10.30 Uhr im Elisabethdom einen Dankgottesdienst mit einem Reliquiar der neuen Seligen. Es zeigt Lilien und eine Ähre voll mit Körnern, womit die "Schönheit der Unschuld festgehalten wird, aber auch das Symbol von Anna Kolesarovas Leben ausgedrückt wird, das in vielen reinen Beziehungen reiche Frucht getragen hat", so Jaroslav Fabian vom Organisationskomitee. Das Hauptreliquiar wird Erzbischof Bober am 30. September in der Kirche zur Siebenfach Schmerzensreichen Muttergottes in Anna Kolesarovas Heimatgemeinde Vysoka nad Uhom niederlegen. Es hat die Form eines silbernen Herzens, in dessen Mitte eine Perlenimitation eingesetzt wird. Durch diese Perle hindurch sieht man ins Innere des Herzens, wo die Reliquien ruhen.
Von Sowjetarmist erschossen
Anna Kolesarova wurde am 14. Juli 1928 in dem kleinen Dorf Vysoka nad Uhom, keine 15 Kilometer von der heutigen slowakisch-ukrainischen Grenze entfernt, geboren. Als sie 13 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Gewissenhaft und bescheiden führte sie von da an den Haushalt. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder lebend besuchte Anna regelmäßig die Gottesdienste und Andachten. Sie empfing die Sakramente und betete gern den Rosenkranz.
Am 22. November 1944 zog die Rote Armee durch Vysoka. Bei einer Hausdurchsuchung kam ein betrunkener Soldat in den Keller, in dem sich die 16-Jährige mit ihrer Familie und anderen Leuten verbarg. Der Vater forderte die Tochter auf, in der darüber befindlichen Küche dem Soldaten etwas zum Essen zu bereiten. Dieser jedoch versuchte sie zu vergewaltigen. Als es Anna gelang sich loszureißen und in den Keller zu flüchten, stürzte der Sowjetarmist ihr nach, richtete die Waffe auf sie und schrie sie an, sie solle sich von ihrem Vater verabschieden. Gleich danach machte er seine Drohung wahr und feuerte vor den Augen des Vaters auf sie zwei tödliche Schüsse ab. Anna starb unter Anrufung von Jesus, Maria und Josef.
Offene Verehrung für "Anka" seit der Wende
Infolge der Kriegshandlungen wurde die Glaubenszeugin zunächst ohne geistlichen Beistand bestattet, erst am 29. November holte der zuständige Pfarrer die Einsegnung nach und trug in die Matriken der zuständigen Pfarre Pavlovce nad Uhom ein, sie habe, "als sie mutig und ohne zu zögern ihre Reinheit bewahrte, den eucharistischen Christus bekräftigt, weil sie kurz davor zum Sakrament der Versöhnung und zur heiligen Kommunion geschritten war". Die Grabinschrift "Lieber den Tod als die Sünde" fasst die Botschaft Anna Kolesarovas zusammen.
Zur Zeit des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei war an eine Seligsprechung der von einem kommunistischen "Befreier" Ermordeten in der Nachkriegszeit nicht zu denken, doch seit der "Sanften Revolution" von 1989 pilgerten immer mehr junge Leute ans Grab und in das Häuschen der "Anka", wie sie in der Slowakei vertraulich genannt wird. "Das kurze und einfache Leben Ankas, vor allem aber ihr Opferzeugnis", so schrieben der Kaschauer Erzbischof Bernard Bober und sein Weihbischof Marek Forgac in ihrem Hirtenbrief zur bevorstehenden Seligsprechung Anna Kolesarovas, sei eine "Einladung zur Heiligkeit". Die Seligsprechung sei "ein Signal, dass die Heiligkeit für alle da ist", so wie dies Papst Franziskus in seinem jüngst veröffentlichten Schreiben "Gaudete et Exsultate" über die Berufung zur Heiligkeit in der Welt von heute dargelegt habe.
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