Papst wird in Irland Missbrauchsopfer treffen

21. August 2018 in Weltkirche


Vatikansprecher Burke: Vorab keine Angaben zu Zeitpunkt und Ort der Begegnung - Teilnehmer entscheiden im Anschluss selbst über eine mögliche Veröffentlichung - Lob und Enttäuschung nach Papstbrief


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus wird bei seinem Besuch in Irland am kommenden Wochenende mit Missbrauchsopfern zusammentreffen. Das bestätigte Vatikansprecher Greg Burke am Dienstag vor Journalisten in Rom. Angaben zum Zeitpunkt und Ort des Treffens machte er nicht. Die Teilnehmer des Gesprächs würden im Anschluss selbst über eine mögliche Veröffentlichung von Details entscheiden. Burke betonte darüber hinaus, er rechne damit, dass sich der Papst in einer seiner insgesamt sechs Ansprachen während des zweitägigen Irlandbesuchs zum Thema Missbrauch äußern werde.

Papst Franziskus wird am Samstag zu einem rund 36-stündigen Besuch in Irland erwartet. Dort findet ab Dienstagabend das neunte katholische Weltfamilientreffen statt. Zu einem Open-Air-Familienfest mit dem Papst am Samstagabend im Dubliner Croke Park werden rund 85.000, zur Abschlussmesse am Sonntag bis zu 500.000 Teilnehmer erwartet. Vor der Messe am Sonntagnachmittag fliegt Franziskus vormittags für eine Stunde in Irlands größten Marienwallfahrtsort Knock im Westen des Landes.

Schon im Vorfeld der Reise waren Forderungen laut geworden, dass sich der Papst mit Opfern von sexuellem Missbrauch in kirchlichen Institutionen treffen solle. In den vergangenen Jahrzehnten haben weitreichende Missbrauchsskandale das streng katholische Land tief erschüttert und die Glaubwürdigkeit der Kirche stark geschädigt. In der Vergangenheit war Franziskus in jedem Land, das er besuchte und das von Missbrauch durch Kirchenangehörige betroffen ist, mit Opfern zusammengekommen.

Lob und Enttäuschung nach Papstbrief

Die vatikanische Kinderschutzkommission würdigte indes den am Montag veröffentlichten jüngsten Brief des Papstes zum Thema Missbrauch. Die Kommission fühle sich in ihrer Arbeit bestärkt, wenn der Papst dazu aufrufe, eine Politik von "Null Toleranz durchzusetzen und all jene zur Verantwortung zu ziehen, die solche Verbrechen begehen oder decken", hieß es am Dienstag in einer Erklärung auf der Website der Kommission.

Irische Missbrauchsopfer zeigten sich dagegen enttäuscht. Man habe genug von "bedeutungslosen Entschuldigungen und Solidaritätsbekundungen", wird die Vorsitzende des Selbsthilfevereins One in Four, Maeve Lewis, in irischen Medien zitiert. Man vermisse einen "klaren Aufruf zum Handeln".

Der bevorstehende Papstbesuch beim Weltfamilientreffen in Dublin wecke bei vielen dort lebenden Missbrauchsopfern "alte Gefühle von Scham, Erniedrigung, Verzweiflung und Wut", so Lewis. Eine klare Leitlinie und Verpflichtung, wie die Kirche mit historischen Fällen von sexuellem Missbrauch in ihren Institutionen umgeht, wäre "das Mindeste, was sie verdienen", fordert Lewis.

Der Gründer der Gruppe One in Four, Colm O'Gorman, räumte ein, dass Papst Franziskus mit "stärkeren Worten als je zuvor" sexuellen Missbrauch verurteilt habe. Er müsse sich aber weiter vorwerfen lassen, dass er immer noch nicht jene nenne, die für Vertuschung sexueller Missbrauchsskandale verantwortlich seien.

Zusammenhang von Missbrauch und Macht

Myriam Wijlens, Professorin für Kirchenrecht in Erfurt und Mitglied der päpstlichen Kommission, benannte besonders drei Punkte des Papstbriefs als wichtig: erstens den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch und dem Missbrauch von Macht und Gewissen. Damit spreche der Papst etwas aus, "das viele nicht in einem Zusammenhang sehen wollen".

Zweitens reiche es nicht aus, um Vergebung zu bitten und Wiedergutmachung anzubieten. Damit schaue man nur in die Vergangenheit. Um zu agieren und vorauszuschauen, verlange es einen radikalen Kulturwandel in der Kirche. Dazu sei der Klerus allein aber nicht in der Lage, so Wijlens. Daher betone der Papst, dass die Geistlichen in Demut um die Hilfe der ganzen Kirche bitten und diese dann auch annehmen müssten.

Schließlich betont Wijlens die Unterscheidung des Papstes von zwei Ebenen von Machtmissbrauch: jene, die ihre Position ausnutzen, um Minderjährige und schutzbedürftige Erwachsene sexuell zu missbrauchen, sowie jene, die ihre Macht missbrauchen, solche Fälle zu vertuschen.

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