US-Bischöfe an Missbrauchsopfer: „Wir haben euch enttäuscht“

28. August 2018 in Weltkirche


Neuerliche Stellungnahme der US-Bischofskonferenz zum Missbrauchs- und Vertuschungsskandal – Praktizierende Katholiken äußern daran heftige Kritik in den sozialen Netzwerken – Häufige Hashtags: #FrancisKnew, #FrancisMustResign. Von Petra Lorleberg


Washington D.C. (kath.net/pl) „Ich bin zuversichtlich, dass Papst Franziskus unseren Wunsch nach höherer Effektivität und Transparenz bezüglich der Disziplinierung von Bischöfen teilt. In diesen schwierigen Tagen erneuern wir unsere brüderliche Liebe zum Heiligen Vater.“ Das schrieb der Präsident der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Daniel Kardinal DiNardo/Galveston-Houston, am 27.8. in einem aktuellen Statement nach der durch die Veröffentlichung von hochbrisantem Insiderwissen des emeritierten Nuntius Carlo Viganò ausgelösten weiteren Eskalation der Missbrauchskrise in den USA. Er warte dringend auf eine Audienz beim Papst, um Unterstützung für das weitere Vorgehen der Bischofskonferenz zu erhalten.

Interessanterweise streitet DiNardo keinesfalls den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe Viganòs völlig ab. Diese brächten vielmehr „besondere Aufmerksamkeit und Dringlichkeit“ in den durch die US-Bischöfe bereits angestoßenen Aufklärungsvorgang, erläuterte DiNardo. Diese Aufklärung sei nötig, damit sich nicht womöglich „unschuldige Männer sich zu Unrecht angeklagt sähen, während Schuldige übrig bleiben und die Fehler der Vergangenheit wiederholten“.

DiNardo räumte gegenüber den Missbrauchsopfern wörtlich ein: „Wir haben euch enttäuscht. Dies gilt besonders für jene Erwachsenen, die von Machtinhabern sexuell belästigt wurden und dies gilt für jeglichen Missbrauch oder Belästigung, die von einem Bischof kamen.“

Auf Twitter reagieren praktizierende Katholiken mit heftiger Kritik

Die US-amerikanische Bischofskonferenz postete DiNardos Statement auch auf ihrem Twitterauftritt, darunter sammeln sich Reaktionen US-amerikanischer Katholiken (Link siehe unten). Selbst wenn man mit einrechnet, dass sich jemand eher zu Wort meldet, wenn er sich ärgert als wenn er zustimmt, mag trotzdem die Wucht der kritischen Postings überraschen:

- „Wars das schon? Wie wäre es denn, mal die Handlungen des Papstes zu durchleuchten?“
- „Zu spät, zu wenig.“
- „Öffnet die Geheimarchivakten der bestätigten Missbrauchstäter und ihrer Helfer“
- „Ich werde nur noch akzeptieren, wenn jene, die in die Vertuschung verwickelt sind und jene, die missbrauchten, ins Gefängnis gehen. ‚Sorry‘ reicht mir nicht mehr. Es ist mir egal, wie weit hinauf auf der [Hierarchie-]Leiter jene stehen, die den Missbrauch ermöglicht haben, sie müssen bestraft werden.“
- „Ach, Ihr wollt Viganòs Anschuldigungen untersucht sehen, richtig?“
- „Gebt uns Bescheid, wenn Ihr etwas Substantielles zu sagen habt.“
- Ein Ordensmann: „Taten sprechen lauter als Worte.“
- „Ich bin enttäuscht, dass die US-amerikanische katholische Bischofskonferenz nicht auf Viganòs Aussage eingeht, dass Seine Heiligkeit um die Kardinal McCarricks Überschreitungen wusste und sie vertuscht hat.“
- „Wir haben die Nase voll von eurer Rhetorik. Macht euch an die Arbeit, statt uns Lippenbekenntnisse vorzusetzen.“
- „Und wieder habt Ihr die Laien enttäuscht. Ihr habt keine Glaubwürdigkeitsreserve mehr und wir können Euch nicht länger vertrauen, dass Ihr das Richtige tun werdet. Wieviele Rechtsanwälte habt Ihr gebraucht, um dies zu schreiben?“
- „Warum ist Kardinal Wuerl heute Abend noch im Amt?“
- „Glaubwürdigkeit fällt von ganz oben nach ganz unten“
- „Rücktrittsbriefe. Schreibt sie und schickt sie nach Rom. Ihr alle. Ihr wusstet alle Bescheid. Zeigt Reue.“
- „Auch Franziskus hat versagt. Falls er irgendetwas über McCarrick wusste, ist er kompromittiert. Bereue, solange du noch kannst. Jetzt kommt der Knall #FrancisKnew, #FrancisMustResign“

Es gab natürlich auch Postings, die die US-amerikanische Bischofskonferenz unterstützen. Darin wurde u.a. vermutet, dass Viganò wegen seiner Differenzen mit Papst Franziskus seine Behauptungen aufgestellt habe.

Inzwischen tauchen auf Twitter in steigendem Maße Postings von praktizierenden US-Katholiken auf mit den Hashtags #FrancisKnew (Franziskus wusste es), #FrancisMustResign (Franziskus muss zurücktreten), #CatholicMeToo, #ChurchMeToo, #paedophilePriests. Auch der Hashtag #Vigano wird häufig genutzt.

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Der Tweet der US-Bischofskonferenz, darunter findet sich die angegebene Diskussion

President of U.S. Conference of Catholic Bishops Renews Commitment for Greater Effectiveness and Transparency in Disciplining Bishops pic.twitter.com/e9Qdc7HLBL

— US Catholic Bishops (@USCCB) 27. August 2018


Papst Franziskus antwortet beim Rückflug von Irland auf die Frage einer Journalistin nach dem Wahrheitsgehalt der Nuntius-Viganò-Vorwürfe (engl.)



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