29. August 2018 in Weltkirche
Die Missbrauchsskandale haben die katholische Kirche in einen Bürgerkrieg gestürzt. Die Heuchelei, einerseits homosexuelle Akte zu verurteilen und andererseits aktiv schwule Kleriker zu tolerieren, muss beendet werden, schreibt Matthew Schmitz.
New York City (kath.net/jg)
Papst Franziskus muss zurücktreten. Diese Schlussfolgerung ist unvermeidlich, wenn die in dem Brief von Erzbischof Carlo Maria Viganò enthaltenen Vorwürfe wahr sind. Das schreibt Matthew Schmitz, leitender Redakteur des Magazins
Die Missbrauchsskandale hätten die Kirche in einen Bürgerkrieg gestürzt, fährt Schmitz fort. Die eine Seite sei der Ansicht, Missbrauch könne nur durch strengere Beachtung der kirchlichen Lehre verhindert werden. Schmitz bezeichnet sie als Traditionalisten. Die andere Seite, die Liberalen wie Schmitz sie nennt, verlange, dass die Kirche homosexuelle Handlungen nicht mehr verurteilen und homosexuelle Priester öffentlich akzeptieren solle.
Beide Seiten würden darin übereinstimmen, dass eine Kultur der Lüge den Tätern Raum für ihr Fehlverhalten gegeben habe. Und beide würden diese Kultur auf die in der Kirche geübte heuchlerische Praxis zurückführen, homosexuelle Handlungen offiziell zu verurteilen, diese aber gleichzeitig bei Klerikern zu tolerieren, schreibt Schmitz.
Er zitiert James Alison, einen homosexuellen Priester, der behauptet, dass ein viel größerer Teil des Klerus, insbesondere des höheren Klerus, homosexuell sei, als bisher angenommen. Viele dieser schwulen Kleriker seien sexuell aktiv. Er beschreibt deren Situation mit den Worten: Mach was du willst, so lange du es nicht öffentlich machst oder die Lehre kritisierst.
Die zweite Regel für homosexuelle Priester sei, das Recht nicht zu verletzen oder sich dabei zumindest nicht erwischen zu lassen. Diese Unterscheidung sei bereits ein Schutz für Missbrauchstäter. Kardinal McCarrick wurde als jemand gesehen, der nur Seminaristen nachstellt. Erst als er glaubwürdig des Kindesmissbrauchs beschuldigt wurde, musste er sich zurückziehen.
Zunächst müssten die Missbrauchsskandale aufgeklärt werden und die Verantwortlichen für die Vergehen und ihre Vertuschung auf allen Ebenen zurücktreten. Aber selbst wenn das geschehen sei, werde die Heuchelei weiter gehen, befürchtet Schmitz.
Nach katholischer Lehre sei jede unkeusche Handlung eine schwere Sünde. Wenn die Kirche diese Lehre wirklich für wahr halte, müsse sie endlich leben, was sie verkünde. Dies würde zum Beispiel bedeuten, den Erlass von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2005 umzusetzen, der die Weihe von Männern mit tief sitzenden homosexuellen Tendenzen untersagt. Die Kirche müsse darüber hinaus Kleriker aus ihrem Dienst entfernen, die ein Doppelleben führen. Wenn die Kirche nicht glaube, was sie verkünde, solle sie ihre Lehre ändern und für Jahrhunderte sinnloser Qualen um Entschuldigung bitten. Jeder, der auf ein Ende der Missbräuche in der Kirche hoffe, solle beten, dass der Bürgerkrieg in der Kirche nicht in einer Pattsituation erstarre, schreibt Schmitz abschließend.
Link zum Artikel von Matthew Schmitz in der New York Times (englsich):
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