31. August 2018 in Chronik
Erzdiözese Washington gerät immer mehr in Kritik, weil dem inzwischen abgehalfterten Kardinal auch während Untersuchungen von Kindesmissbrauchsfällen noch immer Seminaristen zur Verfügung gestellt wurden.
Washington D.C. (kath.net)
Neue Aufregung rund um Kardinal Theodore McCarrick in den USA. Die Erzdiözese Washington musste jetzt zugeben, dass dieser auch während der Untersuchungen von Vorwürfen von Kindesmissbrauchsfällen weiterhin Seminaristen zur Verfügung gestellt wurden, dem Kardinal bei der "Arbeit" zu helfen. Dafür ließ das Erzbistum sogar Geld springen. Dies berichtet CNA: Der US-Kardinal, der derzeit in der US-Hauptstadt offensichtlich versteckt wird, wurde am Donnerstag in einem Haus in Washington D.C. von Journalisten lokalisiert.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass der Kardinal bereits 2011 in das Priesterseminar vom Institut des Ewigen Wortes (IVE) übersiedelte. Dort hatte er ein eigenes Haus am Campus. Der religiöse Orden stellte dem Kardinal auch einen Priester zur Verfügung, der bei ihm im Haus lebte. Ehemalige Seminaristen, die mit dem Kardinal zu tun hatten, berichten jetzt gegenüber CNA, dass dieser außergewöhnliche Wünsche an sein Personal hatte. So aß er kaum mit seinen Seminaristen und bekam immer ein "VIP-Menue" in sein Refektorium zugestellt, d. h. er aß nicht, was den anderen Priestern und den Seminaristen aufgetischt wurde. Einige Ordensmitglieder waren mit dem Arrangement mit dem Kardinal nicht besonders glücklich, doch der liberale Kardinal galt laut CNA als Schutzpatron für den Orden, der eher traditionell ausgerichtet ist.
So weihte der Kardinal die Priester des Ordens in Washington DC und schützte den Orden gegen Kritik aus Südamerika. Von dort gab es Kritik am Orden unter anderem von einem gewissen Erzbischof Jorge Bergoglio. Der Orden wurde 1984 in Argentinien von einem P. Carlos Miguel Buela gegründet. 2010 trat Buela nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zurück. 2016 wurde im Vatikan bestätigt, dass der Ordensgründer sexuellen Kontakt mit Seminaristen der Gemeinschaft hatte. Dem Priester wurde ein Kontaktverbot mit den Priestern des Ordens aufgelegt. Außerdem darf er nicht mehr öffentlich auftreten.
Schönfärberei auf der Homepage des Erzbistum Washington D.C.: Man hat zwar in der Vita des emeritierten Erzbischofs den Kardinalstitel völlig entfernt, im Text findet sich aber (sogar noch am 31.8.2018) keinerlei Hinweis darauf, dass McCarrick auf öffentlichen und innerkirchlichen Druck sein Kardinalat niederlegen musste: Former Archbishops Archbishop Theodore McCarrick. Ein Leser ohne Vorkenntnisse kann also nicht auf den Vorgang und auf die massiven Vorwürfe gegen McCarrick aufmerksam werden, denn McCarrick wird in Wort und Bild einfach nicht mehr als Kardinal vorgestellt. Auch setzte das Erzbistum keinen Link auf das eigene Statement vom 20.6.2018 zum Rücktritt des Kardinals, obwohl sich dies hier dringend empfohlen hätte: Statement from the Archdiocese of Washington regarding Cardinal Theodore McCarrick, Retired Archbishop of Washington.
Theodore McCarrick, em. Erzbischof/Washington, hat sein Kardinalat wegen Vorwürfen, Seminaristen und einen Jungen missbraucht zu haben, niedergelegt
Archivfoto McCarrick © Erzbistum Washington
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